075 - Der Kopfjaeger
soeben.
Vorsichtig drückte ich die Tür weiter auf und blickte in den Raum. Eine Krankenschwester band de Buer gerade den Mundschutz um. Er kehrte mir den Rücken zu. Auf dem fahrbaren Operationstisch erblickte ich Sybill Ferrand, die bewußtlos oder betäubt war.
Ich kehrte zu Melville zurück.
„Hören Sie mir gut zu, Melville“, flüsterte ich fast unhörbar. „Ich gehe jetzt hinein und versuche de Buer zu erledigen.“
„De Buer?“ fragte er überrascht.
„Ja. Unterbrechen Sie mich nicht! Wir haben nicht viel Zeit. De Buer ist ein Vampir. Er …“
„Unsinn!“ zischte Melville. „Es gibt keine Vampire.“
„Zum Teufel!“ fluchte ich ungehalten. „Sie müssen mir glauben. De Buer ist ein Vampir. Vielleicht will er flüchten. Versuchen Sie, ihn aufzuhalten!“
Aus der Brusttasche holte ich ein einfaches Holzkreuz. „Sollte de Buer tatsächlich die Flucht aus dem Operationssaal gelingen, dann halten Sie ihm das Kreuz entgegen. Haben Sie verstanden?“ Melville nickte.
„Verstanden schon“, sagte er leise. „Aber das ist doch Quatsch. Ich …“
„Tun Sie, was ich Ihnen sage!“ zischte ich. „Da haben Sie die Pistole. Die wird Ihnen gegen de Buer zwar nichts nützen, aber vielleicht fühlen Sie sich sicherer.“
Melville hielt das Kreuz in der linken Hand, die entsicherte Pistole in der rechten.
„Ich gehe jetzt hinein“, sagte ich. „Sie bleiben hier sitzen und rühren sich nicht vom Fleck, bis ich zurück bin. Verstanden?“
„Ja“, sagte er.
Ich näherte mich wieder der Schwingtür und hörte das Klingeln des Telefons. Als ich die Tür öffnete, sah ich, daß die Krankenschwester den Hörer abgehoben hatte und ihn jetzt de Buer hinhielt. Wahrscheinlich bekam er Bescheid, daß ich mich im Haus aufhielt.
„Was sagen Sie da?“ brüllte de Buer in den Hörer. „Garner ist ins Haus eingedrungen? Wann war das?“ Er keuchte vor Wut. „Und wieso werde ich da erst jetzt verständigt?“
Ich trat lautlos ein. De Buer hatte mein Auftauchen bemerkt. Er drehte den Kopf herum, und seine Augen starrten mich böse an. Wütend warf er den Hörer auf die Gabel und riß sich den Mundschutz herunter.
„Guten Abend“, sagte ich.
„Packt ihn!“ schrie de Buer.
Die Krankenschwester und der junge Mann stürzten auf mich zu. Beide standen unter dem Einfluß des Dämons und würden alle seine Befehle widerspruchslos ausführen.
Meine Jacke hatte ich schon aufgeknöpft. Jetzt riß ich mit beiden Händen mein Hemd auf.
De Buer stieß einen Wutschrei aus und taumelte einen Schritt zurück.
In meinem Hotelzimmer hatte ich mir heute morgen ein scharlachrotes Kreuz und einen Bannspruch auf die Brust gemalt.
De Buer schloß die Augen und brüllte auf. Die Krankenschwester und der junge Mann erstarrten mitten in ihren Bewegungen.
Ich ging zwischen, den beiden hindurch, und de Buer zog sich zurück. Sein Gesicht war schmerzverzerrt. Mit beiden Händen griff er sich an die Brust.
Bis jetzt klappte alles programmgemäß.
Ich holte eine kleine Kapsel aus der Tasche und schleuderte sie de Buer ins Gesicht. Die Kapsel zerbrach, und ein intensiver Knoblauchgeruch schwängerte die Luft.
De Buer brüllte unmenschlich. Aber es standen ihm noch einige böse Überraschungen bevor.
Ich hatte den Vampir in eine Ecke des Raumes gelockt. Wenige Schritte von ihm entfernt blieb ich stehen. Er öffnete die Augen, die jetzt klein und blutunterlaufen waren.
„Sie sind nicht Peter Garner“, keuchte er. „Sie sind …“
„Erraten“, unterbrach ich ihn. „Ich bin nicht Peter Garner. Erkennst du mich nicht?“
Ich hatte jetzt nicht mit verstellter Stimme gesprochen.
„Du bist es!“ keuchte er. „Dorian Hunter!“
„Erraten“, wiederholte ich und trat einen Schritt vor.
In der rechten Hand hielt ich ein Holzkreuz, dessen oberes Ende spitz wie ein Pfeil war. Ich hob das Kreuz hoch, und ein Zittern durchlief de Buers Körper.
„Sieh dir das Kreuz genau an, Bruder! Das werde ich dir ins Herz rammen.“
Er wandte den Blick ab, und sein Gesicht veränderte sich.
„Du kannst mir nicht entkommen“, sagte ich und holte eine Spraydose hervor. Ich drückte auf den Zerstäuber und besprengte de Buer mit geweihtem Wasser. Er duckte sich, doch einige Wassertropfen trafen sein Gesicht, und es bildeten sich sofort Blasen an den Stellen.
„Ich schwor mir, daß ich die Welt von allen meinen Brüdern befreien würde“, sagte ich. „Und ich habe meinen Schwur gehalten. Du bist der letzte, de
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