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075 - Der Kopfjaeger

075 - Der Kopfjaeger

Titel: 075 - Der Kopfjaeger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neal Davenport
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machen. Er lauerte irgendwo in der großen Stadt und würde sich weiterhin Opfer suchen. Eine Vorstellung, die mir kalte Schauer über den Rücken jagte. Es mußte mir gelingen, den Henker aufzuspüren. Aber wie sollte ich das anstellen? De Buer hatte leider nicht die Adresse angegeben, wo sich der Henker einquartiert hatte; irgendwo im Süden der Stadt, schrieb er nur.
    Ich legte mich auf das Bett und schloß die Augen.
    War es de Buer gelungen, doch noch Kontakt mit dem Henker herzustellen? Steckte er jetzt vielleicht im Körper des künstlichen Menschen?
    Wenn das zutraf, dann befanden sich Sybill, Armand und ich in großer Gefahr.
    Ich ging mehr als eine halbe Stunde ruhelos im Zimmer auf und ab.
    Sollte ich den Untoten tatsächlich finden, wie konnte ich ihn dann ausschalten? De Buer war es nicht gelungen, den Geist des Henkers zu beherrschen, wie sollte es mir da gelingen?
    Ich zog mich aus, duschte und wusch mir das aufgemalte Kreuz und den Dämonenbanner von der Brust. Und plötzlich wußte ich die Lösung.
    Sie war so naheliegend, daß ich mich ärgerte, nicht früher daraufgekommen zu sein.
    De Buer hatte sich nur der Mittel der Schwarzen Magie bedienen können.
    Mit Weißer Magie hätte er sich selbst vernichtet. Aber mir stand die Weiße Magie zur Verfügung.
    Ich trocknete mich ab, kroch ins Bett, trank noch einen Schluck und löschte das Licht.
    Vor Jahren hatte ich mich kurz mit der Person Charles-Henri Sanson de Longval beschäftigt. Er war tatsächlich eine faszinierende Persönlichkeit gewesen. Ich hatte einen Roman über ihn gelesen. Das Buch von H.M. Mons hatte mich tief beeindruckt. Deutlich konnte ich mich noch an den Schluß erinnern. Es war 1811 gewesen. Der Henker war ein alter Mann und spazierte mit seinem Freund Pierre durch die Tuilerien-Gärten. Napoleon I. kam mit einem Adjutanten vorbei, der ihn darauf aufmerksam machte, daß sie an Charles-Henri Sanson de Longval vorbeigegangen waren. Der Kaiser ließ sich Sanson vorstellen und stellte ihm einige Fragen, darunter auch die, wie viele Menschen er hingerichtet hätte.
    „Ungefähr dreieinhalbtausend“, antwortete der Henker.
    Da machte der Kaiser ein ganz erschrockenes Gesicht und fragte: „Und da können Sie noch schlafen?“
    „Majestät“, antwortete der Henker ruhig. „Wenn die Kaiser, Könige und Diktatoren ruhig schlafen, warum soll’s nicht auch der Henker können?“
    Dieser Ausspruch des Henkers hatte mich damals beeindruckt – und heute beeindruckte er mich noch mehr.
    Es dauerte ziemlich lange, bis ich endlich einschlief.
     

     

Das Telefon schrillte eine Viertelstunde vor neun Uhr. Ich fuhr hoch und hob den Hörer ab.
    „Ihr Weckruf, Herr Garner“, sagte eine helle Frauenstimme.
    „Danke“, sagte ich und legte auf.
    Verschlafen kroch ich aus dem Bett und ging ins Badezimmer. Kurz vor neun ließ ich mich mit Melvilles Wohnung verbinden. Niemand meldete sich. Ich probierte es bei Sybill Ferrand. Nach dem dritten Läuten wurde der Hörer abgehoben.
    „Hallo?“ meldete sich eine Mädchenstimme.
    „Guten Morgen!“ sagte ich. „Hier spricht Dorian Hunter. Ich möchte mit Fräulein Ferrand sprechen.“
    „Hunter?“ fragte das Mädchen. „Aber Sie riefen doch schon einmal an? Sie verabredeten sich mit Sybill.“
    „Was sagen Sie da? Ich rief nicht an.“
    „Aber ja!“ Das Mädchen lachte. „Sie bestellten Sybill in eine Villa.“
    „Das ist eine Falle“, sagte ich. „Ich rief nicht an. Wohin ist Sybill gefahren?“
    „Ich merkte mir die Adresse nicht“, sagte das Mädchen. „Marie brachte sie hin.“
    „Wann war das?“
    „Vor einer halben Stunde etwa.“
    Ich überlegte kurz. „Rufen Sie mich bitte sofort an, wenn Marie zurück ist.“
    Ich gab ihr die Nummer meines Hotels und sagte dem Mädchen, daß sie Peter Garner verlangen solle. Sie versprach, mich sofort anzurufen.
    Ich kleidete mich blitzschnell an, steckte einige Gegenstände ein, die mir vielleicht helfen konnten, wenn ich dem Henker von Paris gegenüberstand, und rauchte eine Zigarette nach der anderen. Das Warten zerrte an meinen Nerven.
    Irgend jemand hatte wahrscheinlich mit verstellter Stimme bei Sybill und Armand angerufen und sie in eine Villa bestellt. Die beiden schwebten in entsetzlicher Gefahr, und ich mußte hier sitzen und warten, bis sich Marie endlich meldete. Vielleicht kehrte das Mädchen gar nicht in die Wohnung zurück?
    Mir brach der Schweiß aus. Wie ein gefangenes Tier raste ich im Zimmer umher und ließ das Telefon

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