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075 - Der Kopfjaeger

075 - Der Kopfjaeger

Titel: 075 - Der Kopfjaeger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neal Davenport
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nochmals in der Redaktion an. Diesmal hatte ich Glück und erwischte Melville. Seine Stimme klang tief und kultiviert.
    „Mein Name ist Peter Garner“, sagte ich.
    Mein Französisch war recht gut. Wenn ich mich bemühte, konnte ich sogar ziemlich akzentfrei sprechen.
    „Ich habe den Auftrag bekommen, für News of the World einen Bericht über die geheimnisvollen Morde in Paris zu schreiben.“
    „Ja“, sagte er, und seine Stimme klang plötzlich mißtrauisch.
    „Ich las gerade Ihren Bericht“, fuhr ich fort. „Und möchte mich gern mit Ihnen unterhalten.“
    Er schwieg einige Sekunden. Ich konnte mir genau vorstellen, was in seinem Kopf vorging. News of the World war eine der auflagenstärksten Wochenzeitungen Englands, eine bekannte Zeitung, die überdurchschnittlich hohe Honorare zahlte. Wahrscheinlich rechnete er sich schon aus, wieviel Geld dabei für ihn herausschauen würde.
    „Es soll nicht Ihr Schaden sein“, sagte ich aufmunternd, um ihm seine Entscheidung zu erleichtern. „Gut“, meinte er schließlich. „Ich treffe Sie.“
    „Fein“, sagte ich fröhlich. „Wo treffen wir uns?“
    „Im Aron“, sagte er. „Montmartre 19. Nach achtzehn Uhr. Sie brauchen nur nach mir zu fragen. Einverstanden?“
    „Einverstanden“, sagte ich und legte auf.
     

     

Zehn Minuten nach achtzehn Uhr betrat ich das Aron. Es war ein gutbürgerliches Lokal, in dem ich schon einmal vor Jahren gewesen war. Es hatte sich in der Zwischenzeit nicht verändert. Ich fragte einen Kellner nach Armand Melville, und er führte mich an einen kleinen Tisch.
    Ein junger Mann sah mich interessiert an.
    „Herr Melville?“ fragte ich, und er nickte, stand auf und schüttelte meine Hand. „Peter Garner“, stellte ich mich vor.
    Melville war etwas kleiner als ich. Das schwarze Haar bedeckte seine Ohren und stellte sich im Nacken auf. Sein Gesicht war hager und braungebrannt. Er konnte kaum älter als dreißig sein. Sein Lächeln war einnehmend, aber sein Aufzug war leicht verwirrend: Anzug, Hemd und Krawatte wetteiferten in der Grellheit ihrer Farben.
    Ich setzte mich, und wir starrten uns einige Sekunden lang schweigend an.
    „Peter Garner“, sagte er nachdenklich. „Ihr Name sagt mir eigentlich nichts.“
    „Das kann ich mir denken“, meinte ich. „Für News of the World schreibe ich unter dem Namen Lester Hawks.“
    Er kniff die Augen zusammen. „Ah, ich erinnere mich! Ich las mal eine Artikelserie von Ihnen, die sich mit Schwarzer Magie beschäftigte.“
    „Richtig“, sagte ich.
    „War recht gut geschrieben, diese Serie, aber ich halte nichts von diesem okkulten Zeug. Alles Quatsch.“ Er schnaubte verächtlich. „Das ist was für kleine Kinder.“
    Ich hörte ihm ernst zu und nickte bedächtig. Melville wären wahrscheinlich die Augen übergegangen, wenn ich ihm einige meiner Erlebnisse mit der Schwarzen Familie erzählt hätte.
    „Darum geht es jetzt ja auch nicht. Es geht um die vierzehn Morde.“
    „Stimmt.“
    Ich griff in die Tasche, holte fünfhundert Francs hervor und reichte sie Armand Melville. Ohne zu zögern, steckte er das Geld ein.
    „Das soll nur ein Vorschuß sein“, sagte ich und schlug ihm vor, ihn mit fünfzig Prozent an meinem Honorar beteiligen zu wollen. Innerhalb weniger Minuten hatten wir uns geeinigt.
    Ich bestellte einen Aperitif und griff nach der Speisekarte. Melville schloß sich meiner Bestellung an und wählte die passenden Weine dazu aus.
    „Hat die Polizei eine Ahnung, wer hinter den Morden stecken könnte?“ fragte ich.
    „Die Brüder sind völlig ahnungslos“, erklärte er abfällig. „Sie rennen wie aufgeschreckte Hühner hin und her, sind aber überhaupt nicht weitergekommen. Sie versuchten, eine Verbindung zwischen den Opfern herzustellen, aber die Ermordeten kannten einander nicht. Es gibt keinen einzigen gemeinsamen Berührungspunkt.“
    „Was vermutet die Polizei?“
    Melville hob die Schultern und ließ sie langsam sinken. „Die Polizei hüllt sich in Schweigen. Ich bekam nur heraus, daß sie annehmen, daß ein Verrückter hinter den Morden steckt. Wahrscheinlich haben sie mit dieser Vermutung recht. Die Morde sind völlig sinnlos. Niemand profitiert vom Tod der Opfer. Lauter einfache Leute, mit Ausnahme von Gilbert Sanson.“
    „Was ist mit Sanson?“
    „Das ist schwer zu sagen“, meinte Melville nachdenklich. „Ich traf Sanson vor einiger Zeit auf einer Party. Er war ein ziemlich extravaganter Bursche. Einige behaupteten, er sei nicht ganz richtig im

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