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0750 - Ich bin dein Henker, Sinclair!

0750 - Ich bin dein Henker, Sinclair!

Titel: 0750 - Ich bin dein Henker, Sinclair! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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griff in die rechte Manteltasche und holte ein Bündel Geldscheine hervor. Mit einer lässigen Bewegung warf er Horst das kleine Paket zu, der die Scheine blitzschnell auffing und sie dann wegsteckte, denn er traute sich nicht, die Scheine nachzuzählen.
    »Zufrieden?«
    »Ja.«
    »Du auch, Gläser?«
    »Sicher, sicher«, flüsterte dieser.
    »Können wir jetzt gehen?«, erkundigte sich Wehner. Vor dieser Frage hatte er sich gefürchtet, jetzt aber war sie plötzlich aus ihm herausgeplatzt.
    Viktor Maitland drehte den Kopf. Er sah aus, als wollte er in einen der Schatten hineinkriechen. »Im Prinzip schon«, erwiderte er und gab seiner Stimme einen singenden Tonfall. »Ja, eigentlich hätte ich nichts dagegen, aber ich möchte euch noch eine Frage stellen, wenn es erlaubt ist«, spottete er.
    »Ja – ja – bitte…«
    »Gut, dann werde ich euch fragen, ob ihr nicht neugierig gewesen seid, was wohl in der Kiste stecken könnte.«
    Er hatte gefragt und wartete ab.
    Gläser schaute zu Boden. Urplötzlich war es wieder da. Dieses verfluchte Gefühl, in eine Falle gelaufen zu sein. Der andere hatte sie nur gebraucht und gleichzeitig zum Narren gehalten. Er trieb ein Spiel mit ihnen und ihrem Entsetzen.
    Willi dachte an den fürchterlichen Gestank, der sich seinen Weg durch die Ritzen gebahnt hatte. In dieser Kiste lag etwas, das allmählich vor sich hinfaulte. Ein alter Tierkadaver oder vielleicht ein Mensch? Deshalb schüttelte er den Kopf, bevor Horst Wehner noch etwas sagen konnte.
    Maitland lächelte eisig. »Du hast Angst, wie?«
    »Nein, ich…«
    »Streite es nicht ab!«, sagte er scharf. »Was denkt ihr denn? Was habt ihr mitgebracht?«
    Wehner hatte sich wieder gefangen und konnte sprechen. »Wir wollen es gar nicht wissen, Meister. Sie haben uns einen Auftrag gegeben, wir haben dafür kassiert, alles andere interessiert uns nicht. Jetzt wollen wir nur verschwinden und irgendwo ein kühles Bier trinken. Ist das gestattet?«
    »Geht nur.«
    »Danke.«
    »Aber noch nicht sofort.« Er kam einen Schritt näher, trat in das letzte Tageslicht hinein und wirkte plötzlich noch bedrohlicher und schauriger. Er wollte nach Gläser fassen, der aber wich zurück, blieb allerdings stehen und floh nicht.
    Viktor Maitland senkte den Kopf. Gleichzeitig flüsterte er: »Hört ihr nicht? Hört ihr nicht, was da aus dem Sarg an eure Ohren dringt…?«
    Weder Wehner noch Gläser bewegten sich. Die Worte des Mannes hatten sie gebannt. Sie lauschten – und hörten!
    Aus der Kiste drangen furchtbare Geräusche…
    Eigentlich waren sie ja normal. Doch in Verbindung mit dieser Umgebung, der schattenhaften Düsternis, der bedrückenden Stille und der vor ihnen stehenden Gestalt empfanden sie dieses Kratzen und Schaben als doppelt so schlimm.
    Nägel, die über Holz kratzten. Aber keine normalen Nägel, sondern gekrümmte, die möglicherweise an den Fingern eines Toten noch im Sarg nachgewachsen waren.
    Dieses Geräusch erschreckte sie. Es hinterließ bei ihnen eine Gänsehaut.
    Beide Männer waren zu Wachspuppen geworden. Das Gesicht des größeren Viktor Maitland schwebte als gespensterhaft blasses Oval über ihnen.
    Er schaute nieder. Er lächelte.
    Das Verziehen der Gesichtshaut verlieh ihm ein teuflisches Aussehen, das perfekt in die Düsternis der Halle passte. Dieser Mensch strahlte das Grauen ab und dabei eine Ruhe, die ihnen schlimmer erschien, als würden sie von irgendeinem Typ mit einer geladenen Maschinenpistole bedroht.
    Er war der Herrscher, er hatte die Macht!
    Diesmal war es Horst Wehner, der als Erster seine Sprache zurückfand. »Was – was ist das?«, keuchte er.
    Maitland lächelte weiter. »Ein Freund«, sagte er flüsternd. »Ein guter Freund, den ihr mitgebracht habt.«
    »Äh – ein Mensch?«
    »Vielleicht.«
    »Will der raus?«
    Maitland nickte. »Ja, er hat lange genug dort ausgeharrt. Er möchte befreit werden.«
    Willi Gläser spürte Panik in sich aufsteigen. Das Blut schoss in seinen Kopf hoch, als wollte es ihm die Schädeldecke wegsprengen. All seine Überlegungen wurden wie von einer gewaltigen Welle weggeschwemmt. Er dachte nicht mehr rational, er wollte auch nicht mehr in diesem Schloss bleiben, er musste weg.
    Gläser wich zurück. Nur ein kleiner Schritt, dann ein zweiter, was Viktor Maitland nicht passte. »Bleib stehen!«
    Willi gehorchte. Er stellte fest, dass sie sich unter Maitlands Kontrolle befanden und sich unter seiner Regie bewegten wie Marionetten. Sie selbst hatten hier nichts mehr zu

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