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0752 - Lauras Leichenhemd

0752 - Lauras Leichenhemd

Titel: 0752 - Lauras Leichenhemd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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sie diese angehoben hatte. Sie hielt sie gestreckt. Ihr Körper bildete, zusammen mit dem Kopf, so etwas wie ein Kreuz. Sie kam sich in dieser Haltung vor wie eine Königin oder Göttin, die über ein gewaltiges Volk befehligte.
    Laura genoss ihre Haltung wie die Künstlerin einen stürmischen Beifall. Von Sekunde zu Sekunde fühlte sie sich besser und immer unbesiegbarer. Das Kleid war einfach wundervoll, überhaupt nicht mit anderen Kleidern, Pullovern, Blusen oder T-Shirts zu vergleichen.
    Dieses Hemd war einfach anders, und Laura schaffte es nicht, dies zu erklären.
    Sie bewegte ihren Körper. Der Stoff schleifte dabei über ihre Haut.
    Sie fühlte sich sehr wohl und genoss ein wunderbares Gefühl, das sie in den Jahren nicht gekannt hatte.
    Dann war da wieder die Stimme. Nicht mit den Ohren zu hören, sondern einzig und allein in ihrem Kopf. Die Stimme strahlte dort in verschiedene Richtungen weg. Sie formulierte Worte, Satzfragmente, die sich überlagerten und Echos bildeten, trotzdem jedoch von Laura verstanden werden konnten.
    »Du hast es endlich gefunden. Ich gratuliere dir. Jetzt bist du ich, und ich bin du. Wir beide werden eine Einheit bilden, wir haben sie schon gebildet. Wir gehören zusammen, wir werden gemeinsam durch das Leben gehen, meine Liebe. So wirst du das tun, was ich immer wollte. Du bist die Vollenderin, die Vollstreckerin. Es wird wunderbar werden, das schwöre ich dir, meine Liebe…«
    Lauras Gesicht blieb starr. Da rührte sich kein Muskel. Sie hatte auch noch immer die gleiche Haltung angenommen. Trotz der gestreckten Arme spürte sie in den Schultern keine Schmerzen. Mit ihr war etwas geschehen, für das sie keine Erklärung hatte. Sie stand zwar auf dem Boden, aber so wie sie musste sich auch jemand fühlen, der keinen Kontakt mehr zum Boden hatte und schwebte.
    Es war herrlich…
    Irgendwann senkte sie den Kopf. Sie tat es nicht grundlos, denn sie hatte eine Veränderung gespürt. Nicht bei sich oder an ihrem eigenen Körper, diese Veränderung hatte etwas mit dem Kleid zu tun.
    Es war bisher neutral gewesen. Es erzeugte weder Wärme noch Kälte. Nun spürte sie das Kribbeln auf der Haut, und plötzlich veränderte sich auch die Neutralität des Hemds.
    Der Stoff hatte an Wärme gewonnen und gab sie auch ab.
    Das warme Gefühl erreichte ihren Körper. Das Kleid glich auf einmal einer Heizung. Die Wärme strömte innen von allen Seiten gegen sie heran und überflutete sie.
    Laura konnte es nicht fassen. Sie stand da und fragte sich, ob sie das Gefühl genoss oder ablehnte?
    Sie konnte sich nicht entscheiden.
    Ein Wunder war geschehen, denn dieses Kleid, dieses Hemd oder dieser Poncho war auf eine gewisse Art und Weise einmalig und weiterhin unerklärlich.
    Die Wärme blieb. Allerdings veränderte sie sich und konzentrierte sich dabei auf verschiedene Stellen.
    Ihr war, als wäre jemand dabei, mit einem Schweißbrenner bestimmte Linien in das Gewand zu schneiden. Kreuz und quer, auch längs und von oben nach unten laufend.
    In Höhe der Oberschenkel zeichnete sich ein breiter Streifen ab, der, besonders warm war, als wollte er für die Wärme eine endgültige Grenze bilden. Darüber rann die Wärme aber noch hinweg. Sie lief in schmalen Streifen nach unten, versickerte irgendwann, und Laura, die die Stimme nicht mehr hörte, aber krampfhaft über das neue Geschehen nachdachte, schaffte es endlich, den Kopf zu senken, weil sie sehen konnte, ob die Wärme auch äußerlich erkennbar war.
    Sie sah es.
    Und sie erschrak zutiefst.
    Denn was da aus dem Kleid gesickert war, bildete auf dem rötlichen Stoff ein dunkleres Muster.
    Das war keine Farbe, Laura Saracelli wusste es genau. Das war nichts anderes als Blut…
    Blut, dachte sie!
    Blut, das aus dem Stoff des Kleides sickerte und ein bestimmtes Muster hinterlassen hatte.
    Eigentlich hätte sie vor dieser Tatsache erschrecken müssen. Sie tat es nicht. Sie blieb stehen und dachte darüber nach, woher das Blut wohl kam, wo sich seine Quelle befand. Aus ihrem Körper war es nicht gekommen. Das hätte sie spüren müssen.
    Aber sie spürte nichts.
    Und trotzdem war das Blut da.
    Also musste es einen anderen Weg genommen haben, und es war dann tatsächlich aus ihrem neuen Kleid gedrungen.
    Ein Kleid, das blutete.
    Sie konnte es nicht fassen, hörte sich selbst laut atmen und dabei leise röcheln.
    Furcht durchtobte sie. Eine panische Angst ließ sie zittern. Kälte und Hitze lösten sich in Wellen ab, und sie durchfluteten ihren Körper. Sie

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