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0754 - Der Zeitsauger

0754 - Der Zeitsauger

Titel: 0754 - Der Zeitsauger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Constantin
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in die Zukunft sehen konnte«, krächzte er in einem feuchten Zischeln. »Und ich dachte, es läge an meiner Verwandlung durch deine Lebensenergie.«
    Sein Lachen wurde lauter, heller, steigerte sich ins Hysterische.
    »Aber es war nur mein Tod, den ich nicht sehen konnte!«, kreischte er.
    Die Auflösung seines Gesichts war weiter fortgeschritten. Seine Haut pellte sich ab. Unter der Haut strömte noch mehr von der schwarzen Flüssigkeit hervor. Durch die Wunden traten kleine, sich windende Tentakel.
    »Aber… vielleicht habe ich noch genug Kraft, um… dich mitzunehmen!«
    Wilde setzte gerade zum Sprung an, als ein Schuss ertönte.
    Verwirrt starrte die Kreatur auf ein Loch in ihrer Brust. Unter der Wunde war kein menschliches Fleisch, sondern ebenfalls schwarzes, sich windendes Gewebe.
    »Sie sind verhaftet«, sagte Kathy Harrold, die in der Eingangstür zum Wohnzimmer stand.
    Der Unheimliche wandte sich ihr zu. Er streckte die Arme und auch seine Tentakel vor, um nach ihr zu greifen.
    Da leerte sie das Magazin in den Körper des Monsters.
    Es wurde zurückgeworfen, prallte gegen den Tisch und warf ihn um.
    Doch der Fremde stand noch und wankte mühsam weiter auf Kathy zu.
    Mittlerweile ragten Tentakel aus allen Öffnungen, die die Kugeln aus Kathys Pistole in seinen Körper gerissen hatten. Mit feuchten, saugenden Geräuschen glitten die Greifarme suchend umher.
    »Bringe dich um!«, zischte das Monster hasserfüllt. »Fresse deine Seele auf…«
    Seine Stimme hatte kaum noch einen menschlichen Klang. Etwas Altes, Dunkles sprach jetzt aus dem Körper, der früher einmal der eines Menschen gewesen war.
    Professor Zamorra stellte sich der grotesken Gestalt entgegen. Entschlossen hob er Merlins Stern.
    Silberne Blitze brachen daraus hervor und schlugen in die Brust des Monsters ein.
    Als sie mit dem unnatürlichen Fleisch des Wesens in Berührung kamen, ertönte ein Zischen. Es hörte sich an wie das Geräusch, das entsteht, wenn Wasser auf glühende Kohlen gegossen wird. Das Fleisch des Monsters schien zu schmelzen, und Rauch stieg von der Wunde auf.
    Das, was einmal Wilde gewesen war, heulte auf und versuchte, sich Zamorra entgegen dem Druck, der von dem Amulett ausging, zu nähern.
    Doch plötzlich wurde es wie von einer unsichtbaren Faust getroffen nach hinten geschleudert. Es taumelte ein paar Schritte zurück, versuchte sich zu fangen, rutschte aus - und stürzte ins Kaminfeuer.
    Verzweifelt kreischend versuchte Wilde, sich aus den Flammen herauszuwinden, aber sein unnatürliches Fleisch brannte wie Zunder, und er brach inmitten des Kaminfeuers zusammen.
    Obwohl kaum noch Leben in dem brennenden Körper des Monsters sein konnte, schrie es immer weiter, während es verging.
    Angewidert und entsetzt wandte Kathy sich ab und verließ den Raum.
    Zamorra blieb und sah zu - so lange, bis er sich sicher war, dass der Fremde auch wirklich tot war.
    Erst als nur noch Asche von der Kreatur übrig war, ging er hinaus in den Garten.
    Auf der Straße standen mittlerweile fünf Streifenwagen. Polizisten tummelten sich überall. Er konnte Kathy sehen, die mit einem anderen Detective lebhaft diskutierte.
    Vermutlich wollten die anderen Polizisten endlich zum Tatort. Spuren sichern, den Hergang der Ereignisse der Nacht rekonstruieren. Die üblichen Prozeduren normaler Polizeiarbeit.
    Zamorra wusste, dass sie keinen Erfolg damit haben würden. Aber er machte sich darum keine Sorgen, denn letztlich würden sie sich damit zufrieden geben, dass die Bedrohung vorbei war.
    Trotzdem würde Kathy sie jetzt nicht mehr lange zurückhalten können, und er hatte noch eine letzte Sache zu erledigen, bevor er gehen konnte.
    Zamorra hob das Buch auf, das er durch die Scheibe geworfen hatte. Es war in schwarzes Leder eingebunden. Auf der Vorderseite des Buches war nur der Titel zu sehen. Necronomicon stand da in großen, gotischen Lettern.
    Die letzte Kopie eines der meistgesuchten magischen Texte der Geschichte. Zamorra fragte sich, wann und wie Wilde wohl darüber gestolpert war.
    Er stellte sich einen jungen, ehrgeizigen Gelehrten vor, der in irgendeinem Winkel einer alten Bibliothek auf einen Stapel Bücher stößt, den seit Jahrzehnten niemand mehr beachtet hatte. Der das Buch aufschlägt und zu lesen beginnt. Und sich mit jeder Seite mehr in dieses außergewöhnliche Buch vertieft.
    Bis er auf einen Abschnitt stößt, der eine Möglichkeit schildert, ewig zu leben.
    Unsterblichkeit!
    Für wen wäre die Versuchung nicht groß

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