0756 - Ein Stern funkt SOS
Sekunden riß der weiße Vorhang vor ihm auf. Er konnte den Schweren Kreuzer GEMINI sehen, der auf einem freien Feld am Rand der Stadt gelandet war. Schneemassen bedeckten seine obere Rundung.
Wieder setzte dichtes Schneetreiben ein. Bob Bays tastete sich langsam voran. Hin und wieder blieb er stehen und horchte.
Er wußte, daß er seinem Ziel, dem Versorgungszentrum, nahe war, aber es war schwer, sich bei diesen Wetterbedingungen zu orientieren.
Vereinzelte Rufe wiesen ihm den Weg. So meinte er, bis er vor einem brennenden Gleiter stand. Die Flammen schlugen aus der Flugkabine, und unter dem Einfluß der Hitze schmolz der Schnee. Bays bemerkte einige dunkle Gestalten auf der anderen Seite des Wracks. Eilig umrundete er das Feuer. „He, was ist da los?" brüllte er. Erst danach erkannte er, daß die Unbekannten miteinander kämpften. Ein Mann lag bewußtlos im Schnee.
„Halt du dich raus", schrie eine Frau mit schriller Stimme.
Er packte eine Gestalt an der Schulter und riß sie zu sich herum. Eine Faust fuhr auf ihn zu und traf ihn am Kinn.
Da Bays jedoch instinktiv ausgewichen war, nahm er dem Schlag die volle Wucht. Unwillkürlich schlug er zurück. Und er hatte Glück. Der andere ging augenblicklich zu Boden und blieb liegen.
„He, Bob Bays, bist du das?" Eine Frau zog sich die Mütze vom Kopf und trat lächelnd auf ihn zu. „Da muß ich mich wohl bedanken."
„Was ist hier überhaupt los?" fragte Bob, während die beiden ohnmächtigen Männer in einen Gleiter gezerrt wurden. „Was treibt ihr hier, Mary Aixn?"
„Nichts von Bedeutung, Bob", antwortete sie. „Es wird dich nicht interessieren."
„Ich wüßte eigentlich ganz gern, was hier geschieht. Habt ihr den Gleiter angesteckt?"
„Es war ein Unglücksfall." Er spürte, daß sie log. Unsicher ging er auf den Gleiter zu, der die beiden bewußtlosen Männer mittlerweile aufgenommen hatte. Mary Aixn hielt ihn am Arm fest.
„Schon gut, Bob. Es ist nichts weiter."
Bays deutete in die Richtung, in der er die GEMINI vermutete.
„Ihr habt euch zwei von den Kerlen aus dem Kreuzer geschnappt, wie?" erkundigte er sich.
Mary Aixn krauste die Stirn. Dann lächelte sie verschmitzt und stülpte sich die Mütze wieder über den Kopf. Sie nickte, da sie fühlte, daß er gegen diesen Raub nichts einzuwenden hatte.
„Anders kommt man an diese Männer nicht heran", erwiderte sie. „Bull hält sie so kurz, daß sie sich noch nicht einmal in der Stadt amüsieren dürfen. Mich wundert, daß sie noch nicht gemeutert haben." Bob Bays überlegte kurz.
„Ihr könntet mich eigentlich mitnehmen", sagte er dann. „Es ist nicht angenehm, bei diesem Wetter auf Schneegleitern zu gehen."
„Okay, Bob, steig ein", entgegnete sie bereitwillig.
Er schnallte sich die Kunststoffbretter ab, befestigte sie auf dem Dach des Gleiters und ließ sich dann in die Polster sinken.
Aufatmend nahm er die Mütze ab und öffnete sich den Mantel. In der Kabine war es angenehm warm.
„Verdammtes Wetter", sagte er. „Damit habe ich überhaupt nicht gerechnet. Ich habe die Ovaron-Wurzeln noch nicht gezogen."
„Die Wurzeln brauchen Frost", antwortete Mary.
Neben ihr saß ein stilles, blondes Mädchen, das sich nicht am Gespräch beteiligte, sondern über die beiden bewußtlosen Männer wachte, die mit dem Gesicht nach unten auf den Polstern lagen.
„Du kannst erst mit zu uns kommen", sagte Mary Aixn. „Wenn der Schneesturm nachläßt, hast du es nicht mehr weit bis zum Versorgungszentrum. Das ist doch dein Ziel, nicht wahr?"
„Richtig", erwiderte er. „Allerdings ..." Mary lachte.
„Wir komprimittieren dich nicht, Bob. Keine Angst. Du wirst keine Schwierigkeiten mit deinen Frauen haben."
„Dann bin ich beruhigt", sagte er. Der Gleiter schwebte sanft in einen Unterstand an einem doppelstöckigen Gebäude ein, das vor mehr als vierzig Jahren aus unzerstörbarem Material errichtet worden war. Nur wenige wohlhabende Frauen wohnten noch im eigentlichen Zentrum von Hildenbrandt. Die meisten Siedler zogen es vor, außerhalb der Stadt in selbstgebauten Häusern zuwohnen.
Bob Bays half den beiden Frauen, die Männer aus dem Gleiter zu ziehen und ins Haus zu bringen. Dort legte er sie ab.
„Verdammt, Mary", sagte er keuchend vor Überraschung. „Das ist doch ... ist doch Reginald Bull."
„Was?" fragte sie kreischend.
Sie warf sich förmlich neben Bull auf die Knie und musterte sein Gesicht.
„Tatsächlich", sagte sie dann. „Das ist doch nicht möglich!"
„Er ist
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