0759 - Eiswüste Alaska
Regionalrechner war abgebrochen. Von dort kamen keine beteuernden oder belehrenden Impulse mehr.
Der Ka-zwo wußte, daß er sich in einem Gemeindezentrum befand, aber er weigerte sich, dieses als den Sitz der örtlichen Polizeidienststelle anzuerkennen. Er spürte, daß Walik Kauks PIK nicht mehr strahlte, aber er ging wortlos darüber hinweg, daß zur gleichen Zeit Milliarden anderer PIKs ebenfalls die Tätigkeit eingestellt hatten.
Die Gefahr, daß der Roboter in seiner Unentschlossenheit einfach stehenbleiben und Walik daran hindern würde, sich von der Stelle zu rühren, bis er verhungert, verdurstet oder vor Erschöpfung zusammengebrochen war, war riesengroß. Walik mußte unbedingt die Initiative ergreifen, sonst war er verloren.
„Du hast die Pflicht, mich zur nächsten Polizeistation zu bringen", formulierte Walik die ursprüngliche Aussage des Roboters neu. „Die nächste Station befindet sich in Nome.
Dorthin hast du mich zu bringen!"
Die Augen des Ka-zwo blickten ihm starr entgegen. Walik glaubte zu spüren, wie der Roboter mit aller Gewalt versuchte, mit dem nächsten Knotenrechner in Verbindung zu treten und von ihm zu erfahren, ob das, was er soeben von dem Verhafteten gehört hatte, der Wirklichkeit entsprach.
Als dieser Versuch fehlschlug, ging er mit sich selbst zu Rate.
Fiebernd vor Spannung erwartete Walik Kauk das Ergebnis.
Wenn der Ka-zwo sich bereit erklärte, mit ihm nach Nome zu marschieren, hatte er eine Chance, ihn unterwegs unschädlich zu machen oder ihm zu entkommen.
Wenn nicht... war guter Rat teuer.
„Deine Aussage wurde geprüft und für richtig befunden, Bruder", antwortete der Roboter. „Wir suchen die Polizeistation in Nome auf!"
Es wurde ein eigenartiger Marsch. Die Entfernung von Jensens Camp nach Nome betrug vierzig Kilometer. Der Ka-zwo hatte Walik erlaubt, sich in Jensens Camp mit Proviant zu versorgen.
Infolgedessen fühlte Walik sich einigermaßen gestärkt und war zuversichtlich, die verschneite Strecke bezwingen zu können.
Zuvor jedoch hatte er sich, ebenfalls mit Erlaubnis des Roboters, in den Garagen von Jensens Camp umgesehen und ein brauchbares Fahrzeug zu finden versucht. Baldwin Tingmers Warnung klang ihm noch in den Ohren, und er hatte von vornherein nicht viel Hoffnung. Nach einem halben Dutzend Versuchen gab er auf: Bei keinem der Fahrzeuge hatte sich auch nur das Triebwerk in Gang setzen lassen.
„Warum ist das so?" fragte er den Ka-zwo. „Warum funktionieren die Gleiter nicht mehr?"
Der Roboter nahm die charakteristische Haltung an: Er stand da, als lausche er einer fernen Stimme. Jedesmal, wenn Walik Kauk ihm eine Frage stellte, die er nicht aus eigener - Kraft beantworten konnte, versuchte er von neuem, über einen Knotenrechner den zuständigen Lokalrechner zu erreichen. Und jedesmal tat er so, als bekäme er von dort tatsächlich eine Antwort.
„Die Hybridlogik ist zeitweise außer Betrieb", erklärte er Walik.
„Das Verkehrsnetz ist örtlich stillgelegt."
Seine Antworten wurden für Walik Kauk zu einer Quelle stetigen Amüsements. Seine Hilflosigkeit machte den Ka-zwo menschlicher. Er war unwissend, aber die Programmierung verbot ihm, die Unwissenheit einzugestehen. Also verfertigte er sich die Antworten, die er von anderswoher nicht beziehen konnte, selbst. Sie fielen dementsprechend aus.
Von einer Hybridlogik im Verkehrsnetz hatte Walik Kauk noch nie gehört, und er bezweifelte ernsthaft, daß es sie gab.
Er hatte sich auch mit Baldwin Tingmer in Verbindung setzen wollen, aber der Ka-zwo war dagegen gewesen und hatte ihn daran gehindert, einen Radakom in Betrieb zu nehmen. In seinem elektronischen Bewußtsein hatte sich inzwischen anscheinend die Erkenntnis eingenistet, daß es innerhalb der Reichweite der Radakom-Geräte kein lebendes Wesen mehr gebe. Daher, so folgerte er, war es sinnlos, einen Radakom zu aktivieren. Was aber sinnlos war, das durfte man nicht tun. Und da der Ka-zwo aufgrund seiner ursprünglichen Programmierung fest daran glaubte, Befehlsgewalt über Walik Kauk zu besitzen, verbot er ihm einfach, mit Tingmer Kontakt aufzunehmen.
Auch das Jagdgewehr, den Nadler, mußte Walik zurücklassen.
Der Ka-zwo war der Ansicht, seine eigene Bewaffnung sei völlig hinreichend. Walik mußte das anerkennen.
Allerdings war der Waffenbesitz damit recht einseitig und zu seinen Ungunsten verteilt. Er hatte damit gerechnet, daß er den Roboter in einem Augenblick der Unvorsichtigkeit überraschen und niederschießen könnte.
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