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0759 - Eiswüste Alaska

Titel: 0759 - Eiswüste Alaska Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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des Vorfalls erkannte.
    Auch auf diese Erkenntnis hatte er merkwürdig reagiert: Ein Kitzeln war plötzlich in der Kehle gewesen, und dann hatte er lauthals gelacht.
    Lachen war für Bluff bis dahin ein völlig unbekannter Vorgang gewesen. Die Gesetze der reinen Vernunft verboten das Lachen, denn Gelächter war ein Anzeichen der Emotionsgebundenheit.
    Bluff jedoch fand, daß Lachen schön war. Er wünschte sich, daß er so oft wie möglich Grund zum Lachen haben würde.
    Über Cuddly und die Hunde des Rudels war er sich nicht ganz im klaren. Er hatte früher mit Hunden wenig zu tun gehabt.
    Der Hund war kein produktives Tier und hatte daher seine Rolle als Freund und Begleiter des Menschen ausgespielt, zumal der Begriff „Freund" ohnehin jeder Vernunft entbehrte. Aber aus den wenigen Begegnungen, an die er sich erinnerte, glaubte Bluff zu wissen, daß Hunde niemals in der Lage gewesen waren, eine eigene Strategie zu entwickeln - so wie Cuddlys Rudel es getan hatte, als es ihm am Tunnel auflauerte.
    Bluff fragte sich, ob die Katastrophe auch an den Hunden eine Veränderung bewirkt haben mochte. Hatte sie ihnen zusätzliche Intelligenz verliehen? Bluff konnte die Frage vorläufig nicht schlüssig beantworten. Aber sie ließ ihn nicht in Ruhe, um so weniger, als es noch eine ganze Reihe anderer Fragen gab, auf die er sich die Antwort schuldig bleiben mußte.
    Er überlegte, wie diesem Mißstand abzuhelfen sei. Drüben, im Pionierzentrum, gab es Unterrichtsmaterial. Aber es erschien ihm zweifelhaft, ob er dort etwas über das Verhalten von Hunden finden würde. Vielleicht, schoß es ihm durch den Sinn, gab es irgendwo noch Berichte über die Zeit vor der Lehre der reinen Vernunft!
    Der Gedanke rief ein Empfinden prickelnder Erregung hervor.
    Es war dem Jungen, als müsse er sofort aufstehen und sich auf die Suche machen. Aber dann ging ihm auf, daß er keine Ahnung hatte, wohin er sich wenden solle. Es hatte keinen Zweck, einfach loszulaufen. Er mußte erst nachdenken und sich einen Plan machen.
    Und dann, fiel Bluff ein, war Nome wahrscheinlich nicht der richtige Ort, nach solch alten Berichten zu suchen. Nome verdankte sein Bestehen fast ausschließlich der Nahrungsindustrie, die den Reichtum des Eismeers und der Bering-See in Konzentrate verwandelte. Die Stadt war von kulturell untergeordneter Bedeutung. Alte Berichte wurden in Gebäuden oder Räumen aufbewahrt, die man Archive nannte.
    Bluff bezweifelte, daß es in ganz Nome auch nur ein einziges Archiv gab.
    Also mußte er sich anderswo umsehen.
    Also mußte er Nome verlassen...!
    Die Erregung kehrte zurück, prickelnd wie zuvor. Ein Abenteuer stand ihm bevor.
    Wohin aber sollte er sich wenden?
    Vancouver fiel ihm ein. Das war eine große Stadt, in der es gewiß ein Archiv gab. Dann aber schien ihm, daß die Wahl von Vancouver seinen Horizont unnötig einenge. Er war der einzige Mensch auf diesem Planeten! Was hinderte ihn daran, einen anderen, weit entfernten Ort aufzusuchen, den er noch nie gesehen hatte?
    Terrania City, die Hauptstadt...!
    Plötzlich stand sein Plan fest: Er würde die Hauptstadt sehen.
    Wenn es irgendwo Unterlagen über die alte Zeit vor der Lehre der reinen Vernunft gab, dann in Terrania City.
    Sobald die Tage länger wurden, würde er sich auf den Weg machen!
    Daß die Entfernung von Nome zur Hauptstadt sechstausend Kilometer betrug, waren Dinge, über die er sich vorläufig den Kopf noch nicht zerbrach.
    Im Laufe der nächsten Tage und Wochen lernte Bluff Pollard, daß das neue Dasein nicht nur aus Freude, Lachen und prickelnder Erregung bestand. Beim Ausarbeiten der Einzelheiten seines Planes geriet er manchesmal in den Zustand dumpfer Verzweiflung, weil die Hindernisse sich unüberwindbar vor ihm auftürmten. Auch Verzweiflung war ein Empfinden, das er früher nicht gekannt hatte. Es war ihm unangenehm, und er suchte nach Wegen, ihm auszuweichen. Eine Möglichkeit war, sich abzulenken. Er hörte einfach auf, über seinen Plan nachzudenken und beschäftigte sich mit etwas anderem. Er und die Hunde hatten sich inzwischen im Zöglingsheim eingerichtet.
    An Nahrung gab es keinen Mangel. Einige Hündinnen hatten geworfen, und Bluff hatte großen Spaß, mit den Welpen zu spielen.
    Aber es gab auch noch einen anderen Weg. Um nach Terrania City zu gelangen, mußte er die Bering-See überqueren.
    Dazu brauchte er ein Fahrzeug. Ein Schiff, wie es die automatisierten Fischereiflotten benutzten - oder benutzt hatten - schied von vornherein aus, denn

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