076 - Der Todesbote des Anubis
sind Mirses-Köpfe zu sehen. Sie befinden sich auf Blumenkapitellen…«
»Und das Gold?«
»Ich konnte noch keines entdecken.«
»Aber es muß da sein!« schrie Kull.
»Keine Sorge, Sir. Ich bringe Ihnen alles, was Mirses gehortet hat. Wir werden es finden.«
Die OdS-Männer durcheilten einen ersten und einen zweiten Vorsaal.
»Merkwürdig«, meldete sich Mark Holden wieder. »Obwohl es hier nirgendwo ein Fenster gibt, ist es nicht dunkel.«
»Woher kommt das Licht?« wollte Mortimer Kull wissen.
»Ich weiß es noch nicht, Professor. Es scheint vom Allerheiligsten auszugehen. Es ist von zehn Kapitellen umgeben. Da sind Prozessionsbilder und Darstellungen, die Horos im Kampf mit seinen Feinden zeigen. Und dort… Meine Güte, Professor…«
»Ja? Ja?« schrie Kull aufgewühlt. »Holden, was sehen Sie? Warum sprechen Sie nicht weiter?«
»Mir fehlen die Worte, Sir… Das Licht… Es geht von Mirses Schatz aus! Ja, Professor… Wohin ich blicke - Gold, Edelsteine, Juwelen… Ich habe so etwas noch nie gesehen… Es ist überwältigend… Alles strahlt, leuchtet, funkelt… Sir, dieser Schatz hat einen unermeßlichen Wert!«
»Bringen Sie ihn mir!« schrie Mortimer Kull gierig. »Schaffen Sie alles raus aus dem Tempel.«
»Das Strahlen… Es wird stärker, Professor… Es blendet uns… Verdammt, was ist das?«
»Berichten Sie, Holden! Was ist los dort drinnen?«
»Es… es ist so, als würde aus dem Schatz eine Sonne emporsteigen. Sie ist grell. Sie ist heiß. Sie brennt. Sie verbrennt uns. Aaarrrggghhh…«
Kull riß die Augen auf. »Holden!« schrie er ins Mikrofon des Funkgeräts. »Antworten Sie! Verflucht noch mal, Holden, warum antworten Sie nicht? Was passiert in diesem Tempel?«
Funkstille.
»Holden, ich befehle Ihnen, mir zu sagen, was da drinnen los ist!« brüllte der wahnsinnige Wissenschaftler wütend. »Hier spricht Professor Kull! Sie haben zu gehorchen, Holden!«
Doch Mark Holden sagte nichts.
»Werden Sie angegriffen?« fragte Mortimer Kull. »Warum setzen Sie nicht Ihre Waffen ein? Zum Teufel, ihr seid doch bis an die Zähne bewaffnet! Ich will den Schatz haben. Bringt ihn mir! Holden, ich lasse Sie wegen Feigheit vor dem Feind erschießen, wenn Sie nicht tun, was ich sage!«
Die Funkstille blieb.
***
Eine schreckliche Todesangst hämmerte in mir. Ich bekam keine Luft, und wahnsinnige Schmerzen pulsten in meinem Hals.
Verzweifelt versuchte ich immer noch, die Finger der Mumie von meiner Kehle zu zerren, doch Masta-chet war mir an Kräften weit überlegen.
Ich wäre unweigerlich verloren gewesen, wenn Boram nicht eingegriffen hätte. Der Nessel-Vampir sprang den Hohepriester an. Als es zum ersten Kontakt kam, stöhnte die Mumie auf. Ein widerlicher, rasselnder Laut entrang sich ihrer Kehle.
Ihr Griff lockerte sich, und sofort ließen die schrecklichen Schmerzen etwas nach.
Boram setzte sich bedingungslos für mich ein.
Masta-chet war gezwungen, von mir abzulassen. Boram hing an ihm. Das Nesselgift durchdrang die alten Bandagen, weichte sie auf, zersetzte sie.
An mehreren Stellen entstanden Löcher, und dort fraß sich das Nesselgift sogleich fest.
Der Hohepriester wollte Boram abschütteln, doch das ließ der weiße Vampir nicht zu.
Die Nebelgestalt war nicht so groß wie Masta-chet. Sie mußte sich strecken, um den Mumienhals zu erreichen. Und dann kam der Biß!
Der Hohepriester riß den Mund weit auf und stieß einen markerschütternden Schrei aus.
Ich konnte die Zeit nützen, um mich zu erholen, denn das hatte ich verdammt dringend nötig. Vorsichtig betastete ich meinen Hals. Es hatte nicht mehr viel gefehlt, dann wäre es mit mir vorbei gewesen. In manchen Situationen kommt man ohne die Hilfe guter Freunde nicht aus.
Der Nessel-Vampir brachte die Mumie zu Fall.
Der Hohepriester schlug hart auf. Boram befand sich über ihm und erledigte ihn innerhalb weniger Augenblicke.
Ich sah, wie der Brustkorb der Mumie einsank. Da keine schwarzen Kräfte mehr die große Gestalt ausfüllten, kam es zum völligen Verfall.
Der Kopf brach auseinander und zerfiel zu Staub, und auch im Inneren der Stoffstreifen befand sich nur noch grauer, mehliger Staub.
Masta-chet war in dieser Nacht zum zweiten Mal gestorben…
***
Die Hitze war enorm gewesen, und das grelle Licht hatte Mark Holden und seine Männer auf eine unerklärbare Weise entwaffnet. Es gab keine Waffen mehr. Sie hatten sich in diesem grellen Leuchten aufgelöst. Und auch das Funkgerät stand Holden nicht mehr zur
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