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076 - Die Jenseitskutsche von Diablos

076 - Die Jenseitskutsche von Diablos

Titel: 076 - Die Jenseitskutsche von Diablos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Larry Brent
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durch die Kleidung hindurch.
Die Frau, die er seit heute Morgen suchte, streckte ihm die Rechte entgegen.
Marner ergriff sie und zuckte zusammen. Die Hand fühlte sich eiskalt an.
    »Lass uns fort gehen von hier«, wisperte er ihr zu.
»Hier ist es nicht ganz geheuer. Wie bist du in die Kutsche gekommen, Petra?
Was haben sie mit dir gemacht? Geht es dir gut? Du fühlst dich so kalt an...«
    »Der Wind... die Höhenluft... Ich muss dir etwas
zeigen...« Sie zog ihn kurzerhand mit. Aus den Augenwinkeln sah er die
beleuchteten Fenster in der ersten Etage des Gebäudes. Auch die beiden Fenster
des Zimmers, in dem die Jungvermählten sich aufhielten, waren beleuchtet. Im
Fenster zu den langen Korridoren, die zu den Turmzimmern führten, tauchte ein
Schatten auf. Es war der späte Besucher, der noch mit der letzten Kutsche gekommen war. Hans Marner merkte, dass
die Kälte aus ihrer Hand auch in seinen Körper strömte.
    »Wohin willst du?«, hörte er sich mechanisch fragen.
Er wollte keinem der Angestellten und am wenigsten dem Kellner und Mädchen für
alles, Alfredo, begegnen. Petra wirkte sehr sicher und schien seine Ängste
nicht zu teilen. Er machte sich schon Gedanken darüber, wie er es anstellen
sollte, so spät noch nach unten zu kommen. Er fand in der stockfinsteren Nacht
nie gefahrlos zurück. Wohl oder übel mussten sie dann hier oben in der Herberge
ein Zimmer nehmen.
    Vor einigen Stunden noch hätte er sich ohne Bedenken
für diese Möglichkeit entschieden. Aber nun war ihm ein solcher Gedanke
unbehaglich. Die Maurenburg, die Herberge, die Menschen, der Kutscher und sein
Gefährt... sie alle schienen ihm nicht geheuer. Petra zog ihn mit ins Haus, in
dem das Restaurant und die Gästezimmer lagen. Im ersten Stock hörte man
Rumoren. Aber hier unten hielt sich niemand auf, und niemand wusste von ihrer
Anwesenheit im Korridor. Marner bewegte sich auf Zehenspitzen. Seine
Lebensgefährtin lief mit ihm bis zum Ende des Korridors. Hier gab es eine hohe,
schmale Tür, die Petra mit einer schnellen Bewegung öffnete. Dahinter lag eine
Treppe, die steil und gewunden nach unten führte.
    »Ich möchte, dass du heute Nacht dabei bist«, wisperte
die Frau.
    »Heute Nacht?« Er merkte, dass ihm das Sprechen schwer
fiel. Er war innerlich schon ganz kalt und musste sich zusammenreißen, dass die
Zähne nicht aufeinander schlugen.
    »Dies ist eine besondere Nacht. Es wird ein großes
Fest geben... dabei darfst du nicht fehlen.«
    Die Angst, die nie ganz gewichen war, nahm wieder zu.
Petra sagte merkwürdige Dinge. Es stimmte etwas mit ihrem Verstand nicht! Die
Sache mit der Kutsche musste ihn beeinträchtigt haben.
    »Dies ist die Nacht, auf die er schon immer gewartet
hat. Nun ist die Zeit gekommen und reif. Und wir alle werden etwas davon haben,
auch du, Hans.« Petra ging ihm auf der Treppe voraus, sie ging sehr schnell.
Und mit einem Mal merkte er, dass er keinen Boden mehr unter den Füßen hatte.
Er stürzte blitzartig nach vorn in die Dunkelheit. Die Treppe war zu Ende, und
unter ihm gähnte ein unbekannter, schwarzer Abgrund. »Aaaggghhh!!!« H ans Marner schrie wie von Sinnen. Markerschütternd
hallte sein Schrei durch die Finsternis, in der es keine Treppen, keine Petra,
sondern nur noch Entsetzen und Grauen gab, mit dem er allein war. Niemand hörte
ihn schreien...
     
    ●
     
    Niemand? In dem gemütlich eingerichteten Zimmer hob
Sue Muller den Kopf. »Hat da nicht jemand geschrien, Pete?«, fragte sie
beunruhigt. Sie lauschten beide in das Halbdunkel.
    »Nein, es ist alles still. Vielleicht haben die Pferde
gewiehert.«
    »Ich kann Pferdewiehern von Schreien unterscheiden,
also hör mal!«
    »Oder eines der Mädchen in der Küche hat gelacht.
Warum sollte hier jemand schreien?«
    Zwei Minuten herrschte absolute Stille. Sue richtete
sich vollends auf, zog die Beine an und blickte aus dem geschlossenen quadratischen
Fenster in die Ferne. Am Himmel zeigten sich bizarre Blitze, und fernes
Donnergrollen kam näher. Zwischen den Bergen verlor sich rollend der Donner.
»Es gibt ein Gewitter«, bemerkte die junge Frau.
    »Zwar ungewöhnlich für die Jahreszeit, aber hier in den
Bergen ist alles möglich.«
    »Fühlst du dich ganz okay, Pete?«
    »Ja. Warum fragst du?«
    »Nur so«, erwiderte sie ausweichend.
    »Du kannst dich schlecht verstellen, Honey... Dich
bedrückt etwas, nicht wahr?«
    »Ja... Ich hab ein wenig Angst...«
    »Angst? Wovor? Vor dem Gewitter?«
    »Nein. Vor der Burg... wir sind hier so ganz

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