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076 - Die Jenseitskutsche von Diablos

076 - Die Jenseitskutsche von Diablos

Titel: 076 - Die Jenseitskutsche von Diablos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Larry Brent
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Noch
mindestens zehn weitere Zeichnungen von Kutschen existierten. Es war immer die
gleiche, aber jeweils aus einem anderen Blickwinkel. Von der Seite, von vorn,
und vor allem auch von unten und Detailzeichnungen. Ein Rad in allen Phasen und
seinem Aufbau, und auffälligerweise oft die Hinterachse. Sie hatte eine
merkwürdige Form, sah aus wie ein zurechtgeschnitzter Pfahl und ähnelte der
präzise gedrechselten Vorderachse überhaupt nicht. Die Hinterachse war ein
Fremdkörper, ein Ersatz, nichts als ein zurechtgestutzter Mast, an dem zwei
Räder befestigt waren. »Guillas wollte damit etwas aussagen, Sir«, meldete sich
Larry wieder. »Die Maurenburg, die Menschen, die Kutsche mit der seltsamen
Hinterachse, die eigentlich keine ist... gehören irgendwie zusammen.«
    »Okay, X-RAY-3! Warum hat Fred Guillas nur diese
Motive gezeichnet? Sein Vater wusste darauf keine Antwort. Sämtliche Wände des
Zimmers von Fred Guillas waren mit diesen Zeichnungen beklebt. Die Computer
haben alle Vorlagen von Burg, Kutsche und Köpfen mit eingegebenen Mustern
verglichen. Dies ist das Ergebnis: Die Maurenburg stammt wahrscheinlich aus dem
elften oder zwölften Jahrhundert. Die Menschen können ausschließlich ebenfalls
in diese Zeit datiert werden. Die Kutsche aber ist wesentlich jünger. Mitte
sechzehntes oder auch frühes siebzehntes Jahrhundert.«
    »Es könnte ein Zufall sein, Sir.«
    »Könnte! Ist es aber nicht... Alle Maurenburgen, ob
sie noch erhalten sind oder ob von ihnen nur noch Ruinen oder gar nur die
Grundfesten existieren, wurden in dieser Nacht von den Computern
katalogisiert.«
    »Und es ist ein Ergebnis davon herausgekommen?«
    »Ja, X-RAY-3! Die Computer haben die Form der von Fred
Guillas’ gezeichneten Burg eindeutig identifiziert. Es handelt sich um eine
Anlage in der Nähe von Trevelez. Dieser Ort liegt mitten in der Sierra Nevada,
rund sechzig Kilometer Luftlinie südöstlich von Granada. In der Gegend sind
immer wieder Menschen verschwunden. Die Behörden, die diese Fälle damals
bearbeiteten, waren überzeugt davon, dass die Vermissten und Verschwundenen
Opfer ihres eigenen Leichtsinns geworden waren. Meistens handelte es sich um
Fremde, die ortsunkundig waren und ihre Kräfte überschätzten. Sie verirrten sich
und sind dann einsam irgendwo vor Entkräftung gestorben oder erfroren. Die
Berge sind dort immerhin dreitausend Meter hoch.«
    Den Gerüchten, dass die Leute möglicherweise von der
Jenseitskutsche abgeholt wurden, war man nur mit müdem Lächeln begegnet. In den
letzten Jahren hatte die Legende wieder neuen Auftrieb bekommen. Unterlagen in
den PSA-Archiven, die von spanischen Behörden stammten, verwiesen diese
Hinweise jedoch ins Reich der Phantasie. Die Gerüchte waren deshalb
aufgekommen, weil ein Fremder sich auf der Maurenburg niedergelassen und sie
teilweise als Herbergsbetrieb ausgebaut hatte. Man wollte den Mann und seine
Pläne in Verruf bringen. In keinem einzigen Fall war der Nachweis geglückt,
dass die Kutsche etwas mit dem Verschwinden der Fremden zu tun hatte.
    Damals hatte es noch keine PSA gegeben. Das Material
und das rätselhafte Verhalten von Fred Guillas aber eröffneten nun
Perspektiven, die dem herkömmlichen Denken nicht zugänglich waren. Fred Guillas
selbst war nachweislich nie in jener Gegend Spaniens gewesen, in der die von
ihm gezeichnete Maurenburg lag, und sein Vater schwor tausend Eide darauf, dass
sein Sohn niemals nach Bildern oder Vorlagen gezeichnet hätte. Die Maurenburg
sei seiner Phantasie entsprungen. Aber es gab sie! Genauso wie von ihm
zu Papier gebracht. Und in Verbindung mit der Maurenburg war im Volksmund auch
eine Kutsche ins Gerede gekommen. Von beiden hatte Guillas offensichtlich keine
Ahnung, und doch gab es in seinen Bildern eine gemeinsame Ebene. Hatte Fred Guillas intuitiv etwas aufgenommen oder einen
geistigen Kontakt zu jenen fernen Gefilden gefunden, ohne es selbst zu wissen?
    Wie er niemals eine Erklärung dafür gefunden hatte,
dass er als Siebenjähriger durch die Luft flog und auf einer fünfzehn Meter
hohen Fabrikmauer landete, wie er nie eine Erklärung für das Henkerbeil fand,
das angeblich durch seine Hand geführt wurde und ihm auch das Auftauchen der
Steinschloss-Pistole rätselhaft war, vielleicht war es genauso mit seinen
Handlungen in der letzten Nacht. Und mit seinen Zeichnungen. War Fred Guillas
das Werkzeug einer unsichtbaren Kraft?
    Alle Fälle, die jemals aus der Gegend um die
Maurenburg bekannt geworden waren, hatten die

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