076 - Die Nacht der Zombies
Alkahests Leichnam auf den Balkon. Der Dämon war im Tode halb zu dem gräßlichen Wermonster, halb zu einem Menschen geworden. Die Trennlinie verlief durch seine Körpermitte.
„Klingor Alkahest ist tot!" rief Coco aus Leibeskräften. „Hört ihr mich, ihr Anhänger des Voodoo? Die Dämonen sind geschlagen. Haltet ein mit dem sinnlosen Morden!"
Trommeln ertönten im Hintergrund.
Die Hungans wurden auf Coco aufmerksam. Sie gaben den Untoten durch Zurufe und mit ihren Gedanken den Be. fehl, zurückzuweichen. Es kam zu einer Kampfpause.
Ein Hungan mit schwarzem Umhäng trat auf das Hotelgelände. Coco und Raffael Amalfi hatten Klingor Alkahest an die Balkonrüstung gelehnt und hielten ihn.
„Was wollt ihr?" rief der Hungan.
„Frieden. Klingor Alkahest ist tot. Ihr habt, was ihr wollt. Zieht ab!" Zusammen mit Raffael Amalfi warf Coco Klingor Alkahests Leichnam in den Hotelhof hinab.
„Da! Bringt ihn zu Papaloa Boumba. Er kann sich davon überzeugen, daß es Klingor Alkahest ist." „Das ändert nichts", antwortete der Hungan. „Heute ist die Nacht der Zombies, und die Saat des Grauens geht auf. Die Zombies werden alle Gegner des Voodoo vernichten, und Papaloa Boumba wird die Macht auf Haiti übernehmen. Es lebe Papaloa Boumba! Es lebe der Voodoo! Greift an, Zombies, und tötet alles, was lebt in diesem Hotel! Die Toten werden an unserer Seite kämpfen, und wir werden all unsere Feinde hinwegfegen!"
Die Zombies griffen an. Wenn das Hotel genommen war, würden der Präsident und die Menschen in der Stadt an die Reihe kommen.
„Wir müssen weg von hier", murmelte Coco.
Wenigstens konnten Klingor Alkahest und die anderen gewaltsam getöteten Dämonen nicht zu Zombies werden. Als Schwarzblütige waren sie dem Voodoo-Totenzauber nicht unterworfen. Raffael Amalfi wartete bereits an der Tür auf sie.
„Wir müssen Papaloa Boumba unschädlich machen", sagte Coco. „Sonst sind die Folgen nicht abzusehen. Die Dämonen, die noch am Leben sind, haben genug mit dem Kampf gegen die Zombies zu tun. Sie können sich nicht um uns kümmern. Die Untoten werden die behexten Menschen sicher ins Hotel zurücktreiben. Die Dämonen und ihre Kreaturen werden bis zuletzt kämpfen. Sie werden sich in die Obergeschosse zurückziehen, weil die Treppen und Korridore leichter zu verteidigen sind."
„Das ist anzunehmen", sagte Raffael Amalfi.
„Wir gehen in den Keller. Bei der ersten günstigen Gelegenheit machen wir uns auf und davon und nehmen uns Papaloa Boumba vor."
Raffael Amalfi wußte, daß es ein selbstmörderisches Vorhaben war. Denn der Tod lauerte überall. Coco und Raffael rafften ein paar Dämonenbanner zusammen, wobei Coco den Silberdolch und die Kristallkugel an sich nahm. Sie verließen die Suite, ohne noch einen Blick auf die drei toten Dämonen zu werfen, und eilten durch die Korridore und die Treppe hinab. Im Erdgeschoß unten hörten sie schon Lärm. Durch Nebeneingänge und Fenster waren Zombies eingedrungen.
Coco sah eine große Schlange, die zischend in der Hotelhalle hin und her schoß. Es war der japanische Schlangendämon Matsuo Sayaku. Einen Augenblick sah es so aus, als wollte er Coco und Raffael Amalfi angreifen. Aber Coco warf ihm ein paar Dämonenbanner entgegen und rief eine Beschwörung. Die Riesenschlange zuckte zurück. Natürlich hätte der Schlangendämon seine Magie gegen Cocos magische Fähigkeiten einsetzen können. Aber die behexten Menschen, seine Kreaturen, die er im Augenblick außer Kontrolle ließ, wichen bereits zurück; Sayaku mußte seine Aufmerksamkeit wieder ihnen zuwenden. Untote waren in die Halle gekommen. Er konnte sich nicht um Coco und Raffael Amalfi kümmern.
Sie fanden eine Treppe, die nach unten führte. Hier stießen sie auf keinen Menschen und auch keinen Zombie. Zuerst kamen sie durch die verlassene Bar, dann durch das Getränke- und Vorratslager. Eine eiserne Tür mit einem Kern aus Isolationsmasse führte in die Räume, in denen sich die technischen Anlagen befanden: die Maschinen der Klimaanlage, die der Lifts sowie der Notgenerator, der bei einem Ausfall des Stromnetzes von Port-au-Prince das Hotel mit Elektrizität versorgte.
„Wir klettern an einer abgelegenen Ecke des Gebäudes aus einem Kellerfenster", sagte Coco.
Raffael Amalfi sah ein paar Propangasflaschen, und seine Augen blitzten.
„Ich habe eine Idee, Coco", sagte er. „Ich schlucke jetzt schon ein wenig Propangas, und wir nehmen die Flasche mit nach draußen, wo ich voll auftanken kann. Bei
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