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076 - Mimikri

076 - Mimikri

Titel: 076 - Mimikri Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Pukallus
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Transportquelle geholt haben. Dafür müssen wir aber hinaus.«
    Rulfan zerquetschte einen Fluch zwischen den Lippen.
    »Aber… äh …« Dave McKenzie kratzte sich das bärtige Kinn, ein Zeichen seiner Nervosität. »Nehmen wir mal an, die Aktion schlägt fehl und… äh, keiner von euch überlebt. Sorry, dass ich mich so unverblümt ausdrücke, aber wie sollen wir dann an Land kommen?«
    Quart'ol musterte den Astrophysiker aus kalten schwarzen Augen. »Falls wir scheitern, verehrter Kollege« , quarrte er kehlig, aber in sachlichem Ton, »wird aus Torkur niemand mehr ans Festland gelangen. Das ist ein bitterer Fakt.«
    Er hat es auf den Punkt gebracht , dachte Rulfan. Selbst wenn wir eine Transportqualle hätten, könnte dieses riesenhafte Vieh uns mühelos abfangen.
    Freudlos grinste er Dave McKenzie zu, dessen Gesicht eine käsige Blässe angenommen hatte.
    »Wenn ich diesen Moment der Wahrheit unterbrechen darf« , ließ sich Mer'ol vernehmen, der wieder an eines der Bullaugen getreten war. »Das kleinere Wechselwesen bewegt sich weiter in Richtung Küste. Möglicherweise sucht es sich neue Jagdgründe.«
    »Wenigstens eine gute Nachricht« , knurrte Rulfan. »Dann habt ihr es nur noch mit einer Kreatur zu tun.«
    »Und mit den Todesrochen« , fügte Dave hinzu.
    Rulfan bedachte ihn mit einem finsteren Blick.
    ***
    Im Prinzip waren sämtliche Hydritensiedlungen ganz ähnlich angelegt und hatten eine vergleichbare urbane Beschaffenheit. Darum hätten Quart'ol und Mer'ol sich nach Ablauf einer gewissen Frist ziemlich gut in Torkur zurechtgefunden.
    Allerdings gab es sowohl regionale Eigentümlichkeiten wie auch örtliche Besonderheiten. Aus diesem Grund garantierte Ul'bas Anwesenheit, dass das Trio die labyrinthische Architektur Torkurs zügig durchqueren konnte.
    Alle drei hatten sich reichlich mit Sprengsätzen bewaffnet. Ihr Aufbruch war unentdeckt geblieben. Anscheinend glaubte der Organismus tatsächlich, seine Feinde wären tot.
    Mit ausholenden, kraftvollen Schwimmbewegungen durchmaßen sie im teils orangeroten, teils blaugrünen Licht die Stadt. Als Ranghöchster schwamm Quart'ol an der Spitze und wurde von den beiden anderen in kurzem Abstand flankiert.
    Es dauerte kaum eine halbe Phase, bis sie an dem aus Lavasteinen errichteten Stollen ankamen, hinter dem das Hydrosseum lag. Achtsam nutzten sie einige benachbarte Bauwerke als Deckung, während sie sich der Lavapassage näherten.
    Durch die Transparentwandung der Zentralkuppel konnten sie die große, in Torkur verbliebene Kreatur relativ deutlich beobachtet. Es wimmelte darauf von stummeligen Pseudo-Hydriten, doch die Körpermasse der Bestie regte sich nicht. Auf dem Hydrosseumsplatz herrschte eine unheimliche Ruhe.
    »Vielleicht benötigt es nach der Teilung eine Erholungsphase« , meinte Mer'ol. »Das wäre für unser Vorhaben günstig.«
    »Vielleicht…« , entgegnete Quart'ol. »Oder es ist mit etwas anderem beschäftigt. Wir müssen auf der Hut sein!«
    »Wie gehen wir vor?« , klackte Ul'ba voller Ungeduld. Offenbar drängte es ihn, endlich gegen das Wechselwesen vorzugehen. Der Grund war klar: Flux'onda.
    Aber natürlich hatte der Torkurer mit seiner Hartnäckigkeit Recht. Jede verstreichende Phase kostete Hydritenleben.
    »Die erste Anzahl Sprengsätze lassen wir durch die künstliche Strömung der Passage ins Hydrosseum treiben« , antwortete Quart'ol. »Alles Weitere richtet sich nach der Reaktion der Bestie.«
    »Ich mache den Anfang« , bot sich Ul'ba erregt an. »Ich will beim Gegenschlag der Erste sein.«
    »Einverstanden« , stimmte Quart'ol zu. Der Bursche hatte Schneid. Man durfte ihn nicht frustrieren, indem man unnötig seinen Einsatzwillen hemmte.
    »Aber sei vorsichtig. Die Kreatur darf nicht zu früh aufmerksam werden. Vergiss nicht, dass du und Mer'ol für seine hypnotischen Suggestionen anfällig seid.«
    Angespannt verfolgten Quart'ol und Mer'ol, wie der Torkurer behutsam zur diesseitigen Stollenmündung schwamm. Sie hielten die Schalldruckgewehre in Bereitschaft. Schließlich konnte jederzeit ein Tentakel aus der Passage hervorschnellen.
    Ul'ba beherzigte die Ermahnung.
    Dank der langsamen Fortbewegung fiel seine blauschuppige Gestalt in den feinen Farbabstufungen des grünlichblauen Wassers kaum auf. Er hätte ein dünner Schleier aus Plankton sein können.
    Bald darauf erschienen seine Umrisse in der Helligkeit, die aus der Passage drang. Er hatte am Rande des Eingangs auf einem Sims des Portals Halt gefunden. Quart'ol sah

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