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076 - Mimikri

076 - Mimikri

Titel: 076 - Mimikri Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Pukallus
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Dann schien er sich dafür zu entscheiden. »Diese ,Todesrochen', wie ihr sie nennen würdet, tauchten einige Jahrzehnte nach dem Einschlag des Kometen auf« , sagte er. »Die Katastrophe hat damals auch unsere Zivilisation stark geschädigt, wenn auch nicht so nachhaltig wie die der Oberflächenbewohner. Besonders unsere Unterwasserstädte im Schelf der russischen Nordküste waren fast vollständig zerstört. Der Wiederaufbau dauerte fast fünf Jahrzehnte. Erst danach wurde eine Expedition ausgeschickt, um das neu entstandene Binnenmeer zu erforschen. Diese Expedition jedoch blieb verschollen. Später entsandte Beobachter und Suchtrupps entdeckten abnorme Man'tane, die jeden angriffen, der dem Kratersee zu nahe kam. Nach unserer Erkenntnis waren sie die ersten Mutationen, die nach Kristofluu auftraten. Wiederholte Male kam es zu Auseinandersetzungen mit den flug- und schwimmfähigen Rochen. Dabei gab es viele Opfer zu beklagen. Schließlich gaben wir unsere Bemühungen auf und zogen uns vom Kratersee zurück. Die letzte Expedition nahm vor dreihundertsechsundachtzig Rotationen ein ungewisses Schicksal. Nur ein einziger Hydrit kehrte zurück, deformiert an Körper und Geist. Er brachte keine vernünftiges Äußerung mehr zu Stande, bevor er unter grässlichen Qualen starb.«
    Quart'ol versagte die Stimme ob der schmerzlichen Erinnerungen. Mer'ol übernahm es, weiter zu berichten:
    »Seither gilt bei uns der Kratersee als Reich der Todes-Man'tane und Tabuzone. Wer bei Verstand ist und sein Leben liebt, hielt sich von dort fern. Warum die Man'tane nun auch hier auftauchen? Ich weiß es nicht. Aber es bedeutet gewiss nichts Gutes.«
    »Was ist das für ein grünes Ding in ihrer Stirn?« , hakte Dave McKenzie nach.
    »Ein Stück Kristall« , klackerte Mer'ol mit feuchter Stimme. »Diese Kristalle kamen mit dem Kometen zur Erde und sind für die weltweiten Mutationen und die Strahlung verantwortlich, welche die Menschen verdummen ließ. Unsere Legenden sagen, dass in ihnen das Böse haust!«
    »Das Böse?! « Rulfan zog überrascht die Stirne kraus. »So abergläubisch hätte ich euch gar nicht eingeschätzt. Sind die Man'tane sterblich? Können sie getötet werden? Dann werden wir sehen…«
    »Die Todes-Man'tane sind nach unserem Verständnis das Werkzeug einer unbekannten Macht, die sich in den Tiefen des Kratersees verbirgt« , warf Quart'ol ein. »In vergangenen Zeiten hat sie bewiesen, dass sie uns weit überlegen ist. Darum haben wir einen so gründlichen, teils religiös eingefärbten Respekt vor ihr.«
    Erneut gab Ul'ba gezischelte Schreckenslaute von sich und wies mit der Flossenhand auf ein Bullauge. Rulfan schaute hinaus und sah die zwei Todes-Man'tane geradewegs auf das Gebäude zuschwimmen. Ihre nun deutlich erkennbaren Stirnkristalle glosten, als wären sie das Augenpaar eines einzigen Tieres.
    »Sie kommen zu uns« , quarrte es aus Mer'ols breiten Kiefern. »Wir sind verloren!«
    »Nicht wenn ich es verhindern kann.« Rulfan nahm sein Lasergewehr von der Schulter. Als er die entsetzten Blicke der Hydriten bemerkte, fügte er hinzu: »Keine Sorge, diesmal beschränke ich mich auf kurze Feuerstöße. Das wird kleine Löcher in die Wände brennen, aber der Wassereinbruch hält sich in Grenzen.«
    »Das ist nicht unsere Sorge« , sagte Quart'ol schnell. »Aber die Erfahrung hat gezeigt, dass Todes-Man'tane meist passiv bleiben, bis man in ihr Gebiet vordringt oder sie angreift. Wir sollten abwarten, was sie wirklich vorhaben.«
    »Okee.« Rulfan nickte, entsicherte aber gleichzeitig seine Waffe.
    Sie beobachteten weiter durch die Bullaugen. Die zwei Geschöpfe sahen sehr gefährlich aus. Es hatte jedoch den Anschein, als kämen sie ohne feindliche Absicht. Durch gemächliches Schlagen ihrer Schwingen verharrten sie dicht vor dem Bauwerk in der Strömung.
    Eindeutig musterten sie das Innere, die darin befindlichen Personen.
    Dave McKenzie brach trotz der herrschenden Kühle der Schweiß aus.
    Nicht allein der grüne Kristall in der Stirn unterschied diese Mutationen von den zahmen, bionetisch erzeugten Nutz-Man'tanen der Hydriten. In ihrem Gesichtsbereich konnte man eine halbkreisförmige Anordnung seltsamer Organe erkennen.
    Dazu zählten große Facettenaugen und sechs kurze, flexible Tentakel, dazu ein etwas längerer in der Mitte, unter dem eine senkrechte, lippenlose Mundöffnung klaffte. An beiden Seiten des Flügelansatzes waren jeweils vier Kiemenschlitze zu erkennen.
    Ungefähr eine halbe Minute lang

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