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076 - Mimikri

076 - Mimikri

Titel: 076 - Mimikri Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Pukallus
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taxierten sich die Gruppe in dem Fabrikgebäude und die beiden Todesrochen gegenseitig. Unter der Kuppel war es so still, dass man Wassertropfen von der Einrichtung putschen hören konnte.
    Plötzlich schlängelte sich der an der Spitze verdickte und mit gebogenen Stacheln bewehrte Schwanz der Todesrochen, und sie drehten ab. Elegant glitten sie durch das Schelfwasser davon und erhöhten in kürzester Zeit ihre Geschwindigkeit. Nur wenige Sekunden später waren sie außer Sichtweite.
    Rulfan lief zu einem anderen Bullauge und riss den Feldstecher hoch. Es gelang ihm gerade noch, einen Blick auf undeutliche Konturen zu erhäschen.
    Nur die Art der Bewegung zeigte an, dass er die beiden Todesrochen noch im Blick hatte.
    »Sie schwimmen in Richtung Stadtzentrum« , sagte Rulfan, indem er das Fernglas senkte. »Was bei Orguudoo wollen sie dort?«
    Zunächst herrschte Schweigen.
    »Unsere Kenntnisse über die Todes-Man'tane reichen für Schlussfolgerungen nicht aus« , gab Quart'ol dann zu.
    »Uns gegenüber haben sie sich jedenfalls friedlich verhalten« , stellte Dave McKenzie fest. »Hoffen wir, dass es so bleibt. Wir müssen keine Gegner sehen, wo vielleicht keine sind.«
    Dieser Pragmatismus gefiel Rulfan.
    »Dem Standpunkt schließe ich mich an« , sagte er. »Wir sollten lieber zusehen, dass wir eure Artgenossen aus der Gewalt der beiden Monstren befreien.«
    Mer'ol rasselte nervös mit den Kiemenlappen.
    »Aber die Todes-Man'tane sind -«
    »Nein, Mer'ol« , unterbrach ihn Quart'ol. »Die Argumentation der Menschen ist durchaus logisch. Wenn uns ernsthaft daran gelegen ist, den Torkurern zu helfen, dann müssen wir dieses Ziel in den Vordergrund stellen. Das Erscheinen der Todesrochen ist zwar ein zusätzlicher Unsicherheitsfaktor, aber wir dürfen uns davon nicht beirren lassen.«
    Mer'ol schwieg. Anscheinend beugte er sich der höheren Kompetenz des Wissenschaftlers oder der Weisheit seines Alters, das man Quart'ol allerdings nicht ansah.
    »Und wie wollen wir die Sache anpacken?« , stellte Dave McKenzie eine nicht ganz unwesentliche Frage.
    »Die beste Lösung wäre es, die Wechselwesen vom Hydrosseum wegzulocken« , sagte Quart'ol. »Ich schlage vor, wir setzen die Transportqualle als Köder aus und beobachten, wie sich die Monstren verhalten. Danach sehen wir weiter.«
    Rulfan zeigte sich wenig begeistert.
    »Und wenn sich die Bestie den Köder holt - wie kommen Dave, Wulf und ich dann von hier weg?« , fragte er.
    »Es parken noch zwei Quallen bei der Transportstation« , entgegnete Quart'ol. »Die können wir im Notfall benutzen, um euch ans Festland zu bringen.«
    Rulfan war noch nicht überzeugt.
    »Der Plastiksprengstoff hat sich doch bewährt« , gab er zu bedenken.
    »Warum versuchen wir es nicht damit?«
    »Der Weg der Menschen ist immer Zerstörung« , gab Mer'ol die Antwort.
    »Der hydritische Weg sucht die gewaltfreiste Lösung.«
    Bevor die offensichtliche Kritik Rulfan oder Dave zu einer scharfen Antwort reizen konnte, fügte Quart'ol rasch hinzu: »Außerdem haben wir den Sprengstoff fast aufgebraucht. Für zwei der Wesen reicht er keinesfalls.«
    Dagegen konnte niemand argumentieren.
    Und auch Dave war offensichtlich an der nicht kämpferischen Variante gelegen.
    »Dann machen wir es so« , sagte er.
    ***
    Auch im führungslosen Zustand ließ sich der Transportqualle eine gewisse Grazie nicht absprechen. Bislang hatte Rulfan nicht so recht begriffen, was sie eigentlich war: Handelte es sich um einen Haufen quasi intelligenter, organischer Zellen oder um ein sehr primitives Tier? Sie stammte aus einem bionetischen Laboratorium, war gezüchtet worden aus dem Grundstoff Plankton.
    Aber gehörte sie zur Flora oder zur Fauna? Oder war sie ein patentiertes Industrieprodukt? Hatte sie Rechte oder war sie rechtlich ein Gegenstand? Ein Biomechanismus oder eine künstliche Intelligenz?
    Immerhin konnte die Qualle das Wesentliche vom Unwesentlichen unterscheiden.
    Seit Mer'ol sie von dem Gebäude abgelöst hatte, trieb sie langsam, aber sicher an die Meeresoberfläche. In die Höhe. Zur Wärme. Ins Licht.
    Die Hydriten setzten die Qualle quasi als »Versuchsballon« ein. Nur dass anstatt Luft eben Wasser das Medium war, durch das sie aufstieg. Über ihr Schicksal jedoch bestimmten diese Feinheiten nicht. Das Verhalten der beiden amorphen Wechselwesen entschied ihr Los.
    Gespannt verfolgten die Hilfsexpedition und Ul'ba den geruhsamen Aufstieg der Transportqualle. Im Tageslicht, das bis tief in die Wasser

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