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076 - Mimikri

076 - Mimikri

Titel: 076 - Mimikri Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Pukallus
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leuchtende Piktogramme anzeigten, waren mehrere Schleusenkammern mit Luft gefüllt. Die Hydriten lenkten die Transportqualle zu einer dieser Schleusen. Mit ihrer fließenden Körperform saugte sich die bionetische Lebensform an der Außenpforte fest und verharrte in Warteposition.
    ***
    Respektvoll ließ Mer'ol seinem Vorgesetzten den Vortritt. »Dann wollen wir mal nach dem Rechten sehen…« , schnarrte Quart'ol voller Tatendrang.
    Durch den Ausstieg der Qualle schwang er sich in die Schleusenkammer.
    Mer'ol folgte ihm dichtauf; ebenso hielten es die beiden Menschen und der mutierte Wolf. Über ein bionetisches Tastenfeld leitete Mer'ol das Leerpumpen der Transportstation ein.
    Hinter mit Korallen vergitterten Rohrstutzen gurgelte das Wasser ins Meer. Salzige Luft zischte in die Räumlichkeit. Nachdem der Austausch vollzogen war, öffnete sich die innere Schleusenpforte.
    Froh darüber, wieder größere Bewegungsfreiheit zu haben, eilte der Lupa den anderen in die Station voraus.
    Prompt geriet er auf dem glitschigen Bodenbelag ins Schlittern, fing sich aber wieder.
    Quart'ol und Mer'ol tauschten besorgte Blicke. Normalerweise hätten sie nach dem Andocken von Mitgliedern der Stadtwache in Empfang genommen werden müssen. Aber niemand erschien, um sie zu begrüßen oder zu fragen, woher sie kamen und wohin sie wollten. An den Schleusen hingen zwei weitere Transportquallen.
    Ihre Passagiere waren nicht in Sicht.
    Die beiden Hydriten hatten Schulterpanzer aus Perlmutt angelegt, am Gürtel Blitzstäbe, Vibrationsmesser und Handlampen befestigt sowie sich Schalldruckgewehre um die Schulter gehängt. Mit dieser Ausstattung fühlten sie sich allen Herausforderungen gewachsen.
    Auch Rulfan und Dave hatten vorgesorgt.
    Der Albino hatte zwei Lasergewehre aus dem Metallcontainer genommen.
    Mit diesen auch unter Wasser einsetzbaren Waffen sollte es möglich sein, ungebetene Störenfriede aus der Transportstation fernzuhalten. Die Driller hatten sie dagegen sicher verstaut; Explosivgeschosse waren in luftgefüllten Blasen tief unter dem Meer nicht ratsam.
    Rulfan musterte die zwei Hydriten mit festem Blick. »Viel Glück.«
    Dave McKenzie spähte derweil durch die transparenten Wände nach allen Seiten: in die Nachbarräume, hoch zu den Kuppelbauten der Stadt und hinaus ins Meer. Aber es gab, außer der Abwesenheit der Einwohner Torkurs, nichts Auffälliges zu sehen.
    »Es dauert vermutlich nicht lange, die Lage zu sondieren« , sagte Quart'ol zu Rulfan. »Höchstens zwei Phasen, schätze ich. Falls wir uns verspäten, sucht nicht nach uns. Bleibt unbedingt in der Station.«
    Der Hydrit hob die Flossenhand, wandte sich um und betrat die Kammer der stadtwärtigen Schleuse. Wortlos folgte ihm Mer'ol…
    Sobald die Pforte an der Stationsseite versiegelt war, öffnete sich die Schleusentür zum Stadtinnern. Wasser rauschte in die Kammer.
    Rasch schwammen Quart'ol und Mer'ol ins Innere der Schelfstadt. In den röhrenförmigen Korridoren und öffentlichen Hallen, in die sie zuerst Einlass fanden, wirkte alles wie ausgestorben.
    Nicht das kleinste Fischlein flitzte an den Blasenvorhängen entlang, die sonst den Schwärmen den Zugang in bestimmte Bereiche verwehrten.
    Die Leere der Räumlichkeiten wirkte gespenstisch. Die noch immer gesichtslose Gefahr drückte auf Mer'ols Gemüt.
    Genau wie Quart'ol stammte Mer'ol von der britanischen Küste. Er konnte auf ein recht wechselhaftes Leben zurückblicken.
    Einst war er ein Frevler gewesen, ein Anhänger Mar'os', des seit langem verfemten dunklen Urvaters der Hydriten.
    Als Mitglied eines Kultisten-Geheimbundes hatte er voll ungehemmter Aggression dem Fleischverzehr gefrönt.
    Aber auch diese verborgene Kultgemeinschaft war irgendwann entdeckt und ausgehoben worden.
    Im Laufe einer Haftperiode war eine medikamentöse Behandlung seiner Tantron-Drüse vorgenommen worden.
    Die Verkleinerung der Hormondrüse hatte seinen Wandel vom barbarischen Jünger des Blutrauschs in einen friedliebenden Zeitgenossen bewirkt.
    Mit der Betätigung als wissenschaftlicher Assistent Quart'ols hatte er sich nachhaltig rehabilitieren können.
    Längst war er wieder in die maritime Gesellschaft des hydritischen Volkes integriert. So fest war seine Überzeugung inzwischen, dass er die als Massenmörder und Fleischfresser verrufenen Menschen verachtet hatte. Es hatte vieler vernünftiger Argumente bedurft, bis Mer'ol seiner ablehnende Haltung wenigstens größtenteils aufgab.
    Doch obwohl der bekehrte

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