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076 - Mimikri

076 - Mimikri

Titel: 076 - Mimikri Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Pukallus
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ältere der beiden Hydriten war, verfügte er über den jüngeren Körper. Er gehörte der Quan'rill-Kaste an und besaß die Fähigkeit zur Seelenwanderung. In seinem neuen Klonkörper blickte Quart'ols Geist bereits auf zwei erfüllte Lebensspannen zurück. Die dritte, aktuelle hatte er allein Matt Drax zu verdanken - aber auch den Tod seines letzten Körpers.
    Sie standen also in gegenseitiger Schuld.
    So gut er es von seinem Sitz aus konnte, äugte Dave hinüber zu der Kuppelstadt. »Was kann das bedeuten? Eine Auswirkung des Seebebens?«
    Quart'ol schüttelte nachdrücklich den schuppigen Fischkopf. »Hier trennen uns über vierhundert Kilometer und drei Landspitzen vom Epizentrum des Bebens« , antwortete er. »Im Gebiet Torkurs sind keine Schäden auf getreten.«
    »Es erinnert uns an etwas« , sagte Mer'ol düster.
    »Und an was?« , fragte Rulfan.
    Wachsam maß der Albino den Hydriten aus roten Augen.
    »An die Wiederkehr des Frevels in Drytor« , sagte Quart'ol. Erregung blähte ihm die Kiemen. »An den dortigen Rückfall in den Mar'os-Kult.«
    »Es sind die gleichen Anzeichen« , erklärte Mer'ol. »Die in Barbarei zurückgefallenen Drytorer hatten in ihrer Gier im gesamten Umkreis ihrer Stadt alles Leben verschlungen.«
    Dave sah von einem Hydriten zum anderen. »Ich verstehe nicht ganz.«
    »Es ist eine Art… Seuche« , erklärte Quart'ol mit einem Seitenblick auf Mer'ol. »Seit Jahrhunderten sind wir Vegetarier - nicht ohne Grund. Wenn Fleischverzehr die Tantron-Drüse unserer Rasse anschwellen lässt, entfesseln die ausgeschütteten Hormone nahezu unbändige Aggressivität. Dann stehen die Befallenen in ihrer Zerstörungswut den Menschen in Nichts nach. Nicht einmal vor Kannibalismus schreckten die Drytorer zurück.« Er schauderte.
    Dave musste schlucken. Die Möglichkeit, in Konflikt mit Horden bösartiger, zu jeder Gewalttat bereiten Hydriten zu geraten, trug nicht gerade zu seinem Wohlbefinden bei.
    Quart'ol und sein Assistent Mer'ol ließen äußerste Vorsicht walten, als sie das bionetische Gefährt im Halbkreis um das Stadtbild Torkurs steuerten.
    Dabei näherten sie sich langsam der Siedlung.
    Dave sah Quart'ols Angaben bestätigt.
    Die transparenten Bauwerke wirkten wie ausgestorben. Weder im Umkreis noch im Innern der halbkugelund pilzförmigen Räume waren Aktivitäten zu erkennen. Die Ortschaft machte einen verlassenen Eindruck.
    »Torkur ist eine Geisterstadt« , krächzte Mer'ol. »Genau wie Drytor.«
    Der Anblick der leeren Schelfstadt machte Dave betroffen; gleichzeitig plagte ihn die Sorge um Matthew Drax.
    Er räusperte sich. »Eigentlich können wir uns keinen langwierigen Aufenthalt leisten. Die Expedition braucht unsere Hilfe.«
    Mer'ol blickte ihn missfällig an.
    »Und hier braucht man vielleicht unsere Hilfe!« , sagte er.
    Quart'ol schaltete sich ein, bevor die Abneigung seines Assistenten gegenüber den Menschen, die er gerade zu überwinden begonnen hatte, wieder ausbrechen konnte. »Ich bin sicher, Professor McKenzie und Rulfan haben dafür Verständnis« , sagte er. »Es ist unsere Pflicht, die Stadt aufsuchen, um das Rätsel zu lösen.« Der Blick seiner schwarzen Kugelaugen wechselte zwischen den Menschen und seinem Artgenossen hin und her. »Das heißt, Mer'ol und ich werden es tun. Um Unregelmäßigkeiten in einer unserer Kolonien müssen wir Hydriten uns selbst kümmern.« Er kontrollierte die bionetischen Anzeigen. »Außerdem sind gegenwärtig fünfundneunzig Prozent der Hohlräume mit Wasser gefüllt. Es bleibt keine Zeit, um für euch ständig Räume leer zu pumpen.«
    »Was sollen wir inzwischen tun?« , fragte Rulfan leicht gereizt und des Herumsitzens überdrüssig. »Wir haben schon tagelang untätig in feuchten Bäuchen herum gelungert.«
    »Ihr könnt uns den Rücken decken« , sagte Mer'ol unwirsch. Kritik von einem Menschen konnte er schlecht ertragen.
    »Sobald wir angedockt haben, pumpen wir Luft in die Transportstation. Sie muss als Fluchtpunkt gegen jedwede Bedrohung verteidigt werden.«
    »Kein Problem« , versprach Rulfan und klopfte auf den Metallcontainer, in dem die von der Community London erhaltenen Waffen untergebracht waren.
    Die Aussicht auf eine konkrete Aufgabe besserte seine Laune merklich.
    Gemächlich, aber zielstrebig hielt die Transportqualle auf die örtliche Tunnelstation zu. Eine Schleuse grenzte an die Transportröhre, die in völlig intaktem Zustand in den Meeresgrund mündete.
    Daneben befanden sich weitere Schleusenpforten.
    Wie

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