Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
076 - Mimikri

076 - Mimikri

Titel: 076 - Mimikri Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Pukallus
Vom Netzwerk:
Räumlichkeiten eine unheimliche Atmosphäre.
    Es ist Wahnsinn, was wir tun , dachte Mer'ol. Wir schwimmen dem Verderben geradewegs in den Rachen.
    Piktogramme wiesen den Weg. Nach einer Weile konnten die beiden Hydriten durch ein großes, mit Symbolen der Ei'don-Religion geschmücktes Portal in die Hauptkuppel überwechseln.
    Die riesige flache Wölbung der Zentralkuppel umschloss den Stadtpalast, die Kaserne der Stadtwache, diverse Verwaltungsgebäude sowie hochgradig wichtige Forschungsbetriebe. Unmittelbar angebaut war das örtliche Hydrosseum.
    Und nun schien das Rätsel endlich Klärung zu finden - eine unerwartet erfreuliche sogar.
    »Da sind die Torkurer!« , rief Quart'ol verblüfft. Deutlich merkte man seiner Stimme die Erleichterung an. Er wies auf das verschwommen sichtbare Hydrosseum. »Wie es aussieht, halten sie nur eine Versammlung ab.«
    Tatsächlich hatten sich vor dem Hydrosseum einige hundert Hydriten zusammengefunden.
    Die Menge beanspruchte den gesamten Vorplatz des Bauwerks.
    Im Leben der Hydritenvölker waren Zusammenkünfte wie diese ganz alltäglich.
    Viele Vorhaben des Rates wurden dem Volk unterbreitet und diskutiert, bevor man sie in die Tat umsetzte. Momentan musste ein eminent wichtiges Thema auf der Tagesordnung stehen, wenn sich dafür die ganze Stadt versammelt hatte.
    Mit schnellem Flossenschlag strebte Quart'ol auf das Hydrosseum zu - während Mer'ol immer langsamer wurde.
    Die Arglosigkeit seines Vorgesetzten zog ihm die Schleimhäute der Kiemen zusammen.
    Merkt er denn nicht, dass die Frevler dahinter stecken? , dachte er schaudernd.
    Ihn, Mer'ol, konnte niemand in die Irre führen! Er wusste die Wahrheit.
    Sah die Tatsachen. Er erkennt es nicht , dachte er verbittert. Wir sind verloren.
    Ei'don, steh uns bei!
    In einigem Abstand folgte er seinem Vorgesetzten. Beide schwammen sie längs des Innenrands an der Südwesthälfte der Zentralkuppel zum Hydrosseum.
    Bald konnten sie es aus halber Höhe überblicken. Durch das transparente Material der Kuppelwölbung sahen sie dicht an dicht Hydriten stehen.
    Die Torkurer verhielten sich sehr ruhig, als lauschten sie mit höchster Aufmerksamkeit einer Rede.
    Quart'ol bog in den aus dunkel schillernder Lava konstruierten Stollen ein, der aus der Zentralkuppel zum Hydrosseum führte. Obwohl sein Herz flatterte, folgte Mer'ol ihm. Quart'ol war einer der bedeutendsten hydritischen Wissenschaftler; ein verdienter Forscher, den kein anständiger Hydrit im Stich ließ. Obgleich sie sich ins sichere Verderben stürzten, wollte ihm Mer'ol die Treue halten.
    Im Stollen bewirkten zwei gegenläufige Strömungen, getrennt durch einen Blasenvorhang, einen recht zügigen Wasseraustausch. Im ständigen Murmeln der nautischen Schnellstraße schnellten Quart'ol und Mer'ol wie zwei Torpedos zur Lavaröhre hinaus.
    Und erstarrten vor Schrecken.
    Aus der Nähe erkannte man die Veränderung sofort.
    Was genau sie da sahen, durchschauten weder Quart'ol, noch Mer'ol - aber Hydriten waren es nicht. Etwas wie ein feiner Flaum, der an die Flimmerhärchen gewisser primitiver Meerestiere erinnerte, überzog die Vielzahl nur grob geformter Gestalten.
    Das war keine Hydritenversammlung.
    Es war - pure Mimikri!
    Im nächsten Moment durchlief ein Kräuseln die schimmelartige Schicht.
    Ein Auswuchs bildete sich, zuckte und schlängelte auf die beiden Ankömmlinge zu…
    Es war nicht das, was Mer'ol erwartet hatte. Die Frevler verfügten nicht über gestaltwandlerische Fähigkeiten.
    Aber es war gut gewesen, sich auf eine Falle vorzubereiten. So handelte er ohne Verzögerung.
    »Nein!« , brüllte Mer'ol, riss das Schalldruckgewehr hoch und schoss auf die Inkarnation des Bösen.
    ***
    Seit dem Vordringen ins Innere Torkurs hatten sich Quart'ols Befürchtungen zusehends verstärkt. In dieser Siedlung musste etwas Schreckliches geschehen sein. Allerdings sah er den Vergleich mit der heutigen Geisterstadt Drytor längst als oberflächlich und höchstwahrscheinlich unbegründet an.
    Wäre in Torkur das Gleiche wie dort vorgefallen, hätte man Hinweise auf Auseinandersetzungen entdecken müssen.
    Ein Rückfall in den Frevel des Fleischfressens verlief niemals ohne Gewalt und Gräueltaten. Doch es fanden sich nirgendwo Anzeichen dafür.
    Vielmehr wirkte Torkur, als wären die Bewohner vom einen zum anderen Moment übereingekommen, allesamt fortzuziehen. Als hätte ohne sonderlichen Aufhebens ein Exodus stattgefunden.
    Quart'ols Begleiter schien dagegen überzeugt, dass der

Weitere Kostenlose Bücher