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076 - Mimikri

076 - Mimikri

Titel: 076 - Mimikri Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Pukallus
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gebrochener als Quart'ol, aber durchaus verständlich.
    Die blauschuppigen Amphibien verdankten ihre Sprachkenntnisse einer Jahrtausende langen Beobachtung der menschlichen Zivilisation. »Es besteht kein Anlass zur Besorgnis.«
    »Wenn du es sagst, muss ich es wohl glauben« , brummte Rulfan mit seiner tiefen, heiseren Stimme. Infolge der zahlreichen Leuchtplanktonstränge, welche die Wände durchzogen, lag auf seinem Gesicht ein orangeroter Schimmer.
    Trotz der klammen Atmosphäre im Innern der Transportqualle glitzerten Schweißperlen auf der schneeweißen, glatten Haut des Albinos. Offenbar fühlte auch er sich unter diesen Umständen alles andere als wohl.
    Innerhalb weniger Sekunden nahm der Hohlraum der bionetischen Schwabbelmasse eine längliche Tropfenform an. Dave hatte den Eindruck, dass ihr rundes Äußeres die Umrisse einer Linse erlangte. Als die Umwandlung endete, hatte die Transportqualle der unterseeischen Woge die schmale Seite zugewandt.
    Die Fluten schoben die stromlinienförmig gewordene Transportqualle durchs Meer, rauschten an ihren flach gewölbten Außenwänden vorüber.
    Laute Knarrgeräusche begleiteten Strukturanpassungen, mit denen ihr Gewebe auf die extrem starke Beanspruchung reagierte.
    Ein gewaltiges Donnern, als säße er direkt unter einem Wasserfall, betäubte Daves Gehör. Sein Herz wummerte so angestrengt, wie er es früher selbst bei stressigen Mach-3-Flügen selten erlebt hatte. Fortwährend schluckte er krampfhaft, um das Knacken in seinen Ohren abzustellen.
    Unter ihnen ergoss sich die zweite Woge aus Gestein über die Reste der Tunnelführung. Aber sie konnte ihnen nicht mehr gefährlich werden. Die Qualle strebte jetzt nach oben, fort aus der Gefahrenzone. In ihrem Leib pressten organische Düsen Wasser durch schlauchartige Kanäle und erzeugten Schub. Auch außerhalb der Transportröhren konnten die Quallen sich auf diese Weise bewegen, wenn auch nicht mit Reisegeschwindigkeit.
    Allmählich verringerte sich der Druck, der auf dem bionetischen Beförderungsmittel und seinen Insassen lastete.
    Bald verformte sich die Qualle zurück in ihre Kugelgestalt, um sich in den Strudeln zu behaupten. Sie bildete an den Flanken sogar dicke Stummelflossen, die in der Strömung für Stabilität sorgten.
    Nach einiger Zeit normalisierte sich die Fortbewegung der Transportqualle.
    Sie trieb jetzt frei in den Weiten des Ozeans. Allerdings war die Sicht gleich null. Das Seebeben hatte gewaltige Mengen an Sedimenten vom Meeresgrund aufgewirbelt, die das Wasser trübe wie Schlick machten.
    Inzwischen hatte Dave den Schreck halbwegs verwunden und die unentbehrliche Brille wieder aufgesetzt. Bis
    2012 hatte er mit dem Gedanken gespielt gehabt, seine Sehschwäche doch noch durch eine Laseroperation beheben zu lassen. Dann hätte er zumindest als Wissenschaftsastronaut ins All fliegen dürfen.
    Doch das Armageddon, das heute nur noch Kristofluu genannt wurde, hatte auch hinter diese Erwägungen einen unwiderruflichen Schlusspunkt gesetzt.
    »Das ist ja gerade noch mal gut gegangen…« Erleichtert strich er sich das schulterlange braune Haar nach hinten. »Fast hätte ich mir in die Hosen gemacht.«
    »Das ist bei uns kein Offizialdelikt«
    , beruhigte Quart'ol den Astrophysiker.
    »Wie tröstlich« , brummelte Dave.
    Der Hydrit besaß einen fast menschlichen Sinn für Humor. Vermutlich, weil sein Geist lange Zeit im Körper von Commander Matthew Drax zu Gast gewesen war, bevor er in einen neu gezüchteten Klon übertragen wurde. Die
    Untermiete hatte Spuren hinterlassen.
    Nachdem die unmittelbare Gefahr ausgestanden war, schöpfte Dave frischen Mut. Sein Naturell erleichterte ihm positives Denken und erlaubte ihm immer wieder eine spontane Hinwendung zur Zuversicht.
    »Was nun?« , fragte er die Hydriten.
    Nervös kratzte er sich den kurzen braunen Vollbart. »Ist es irgendwie möglich, sich zu orientieren? Wisst ihr, wo die russische Küste liegt?«
    Quart'ol drückte seine Flossenhände in Gewebemulden. »Die Qualle verfügt über ein Navigationssystem« , entgegnete er. »Leider erschwert uns diese Brühe das Scanning. Die Echos sind schwach, jedes Ortungsergebnis muss mehrmals übergeprüft werden.«
    »Auf alle Fälle müssen wir Hilfe in Anspruch nehmen« , ergänzte Mer'ol.
    »Der nächstliegende Zugang zu einer Transportröhre liegt in Torkur.« Auf den fragenden Blick der Menschen hin erklärte er: »Eine Hydritenstadt; die einzige in diesem Teil des Ozeans.«
    Frei schwimmend gewann die

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