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0761 - Der Angst-Atmer

0761 - Der Angst-Atmer

Titel: 0761 - Der Angst-Atmer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Timothy Stahl
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wo er jetzt war. Aber all das war so ineinander verflochten und zugleich zerrissen, dass er keinen ganzen Teil davon greifen konnte. Er hatte keine Chance, sich wirklich damit zu befassen, es zu begreifen und somit zu bewältigen.
    Vielleicht wäre ihm das Leben dann leichter geworden.
    Doch es war ihm nie geglückt, so oft er es auch versucht hatte.
    Was allerdings nicht hieß, dass er aufgab. Nein, er probierte es immer wieder, tauchte hinein in den Strudel der Erinnerungen, in der Hoffnung, doch noch irgendwann Klarheit zu finden.
    Und das tat er auch jetzt wieder, als er vor den Gräbern hockte, die er einst selbst ausgehoben hatte.
    Wie unter Schmerzen beugte er sich vornüber, und wie mit geistigen Händen griff er hinein in die Wirbel seines Denkens, gerade so, als versuche er einen Fisch im Wasser zu fangen.
    Und diesmal stockte er.
    Vielleicht lag es an dem Vergleich, den er unbewusst gezogen hatte. Vielleicht an etwas ganz anderem. Vielleicht gab es auch gar keinen bestimmten Grund.
    Auf jedem Fall war ihm, als sehe er da etwas unter dem Durcheinander seiner Erinnerungen, wie etwas Glänzendes in der Tiefe schlammtrüben Wassers.
    Etwas, das auf kaum zu beschreibende Weise echter wirkte als das, was sich darüber türmte.
    Wie aus einem Traum hochschreckend richtete Zamorra sich auf, um - ja, um was zu tun?
    Er wusste es nicht.
    Spürte jedoch etwas.
    Beziehungsweise spürte es eben nicht.
    Das vertraute, leichte Gewicht um seinen Hals.
    Das Amulett!
    Unwillkürlich griff sich Zamorra an die Brust. Nein, Merlins Stern war nicht da.
    Und dann war da ein Gefühl, das am ehesten dem vergleichbar war, das die Morgendämmerung nach einer besonders dunklen Nacht vermittelt. Die Ahnung eines Lichtes, das zwar noch fern, aber da ist.
    Das Amulett!, dachte Zamorra. Wo ist es? Habe ich es abgelegt? Verloren? Oder…
    Wie von selbst formulierte sich in seinem Kopf ein Gedankenbefehl. Er rief das Amulett. Wartete. Wiederholte den Ruf.
    Doch Merlins Stern kam nicht.
    Es war, als existiere das Amulett nicht mehr!
    ***
    Wer Julian Peters sah, musste ihn unweigerlich für tot halten.
    Aber es sah ihn keiner, weder Mensch noch Dämon. Er trieb zwischen den Dimensionen, und hier war nichts und niemand. Getragen wie von den Fluten eines unsichtbaren reißenden Flusses, der von nirgendwo kam und nach nirgendwo strömte.
    Die Alte Kraft, von Asmodis ausgelöst, hatte jedoch nicht Julians sämtliche Sinne ausgelöscht. Jener, der ihn von Normalsterblichen unterschied, war noch wach - seine Para-Gabe. Sein magisches Potenzial war aktiv, und es versuchte, seinen Träger zu retten. Tastete Halt suchend umher.
    Und fand endlich etwas, das Hoffnung versprach, vielleicht sogar Rettung.
    Eine artverwandte Macht, die eine künstliche Welt erschaffen hatte, genauso wie Julians Magie es vermochte.
    Von dieser Manifestation jener anderen Macht wurde Julians Kraft angezogen wie von einem Magnet.
    Julian bewegte sich darauf zu, schneller und schneller werdend, einem Kometen gleich, der durchs All rast.
    Und dann schlug er mit der verheerenden Gewalt eines Meteoriten in jene imitierte Welt ein, die nur für einen einzigen Menschen gemacht war und nur in dessen Augen echt zu sein schien.
    ***
    Die Welt um Zamorra her erbebte wie unter einem ungeheuer machtvollen Stoß.
    Noch einmal und nicht wirklich bewusst, sondern eher im Reflex rief er nach dem Amulett.
    Und diesmal kam es!
    Binnen eines Lidschlags materialisierte es in seiner vor Verzweiflung verkrampften Hand, und silbriges Leuchten breitete sich aus, explodierte lautlos aus dem Amulett. Es war hell und doch nicht blendend, sodass Zamorra genau erkennen konnte, was ringsum passierte.
    Das Leuchten legte sich wie eine unnatürliche Patina über jedes Detail seiner Umgebung und begann, sich säuregleich und rasch hineinzufressen.
    Das Château, die Wehrmauer um das Gelände, die Grabsteine vor Zamorra und der Boden unter seinen Füßen - alles verging, verfiel. Selbst der Himmel verblasste und verschwand.
    All das geschah wie im Zeitraffer.
    Zugleich gebar das silberne Leuchten feine Blitze, die sich verästelten und auf das Schloss zuschossen. Sie sprengten Trümmer aus dem Mauerwerk, die wiederum noch während des Sturzes zu Staub zerfielen.
    Und mit jedem Brocken, der fiel, zerbröckelte auch ein Teil von Zamorras falschen Erinnerungen an Ereignisse, die nie geschehen waren. Darunter kam nach und nach seine wirkliche Erinnerung zum Vorschein.
    Bis er endlich wieder wusste, was sich

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