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0762 - Vollstreckerin der Ewigen

0762 - Vollstreckerin der Ewigen

Titel: 0762 - Vollstreckerin der Ewigen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Volker Krämer
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Hinsicht strikt ab. Warum das so war…? Alwa verstand es nicht, doch der Meister herrschte hier. Sein Wort war ihr Gesetz.
    Dass Alwas Gedanken ihre eigenen Wege suchten, konnte er dennoch nicht verhindern.
    Sie hatte dagegen angekämpft, denn ihre Liebe galt dem Weg, den sie klar und deutlich vor sich liegen sah. Sie wollte so und nicht anders leben. Eine Alternative gab es nicht. Als die ersten Zweifel in ihr aufkeimten, empfand sie das als Prüfung, der sie sich stellen musste. Sie bestrafte sich für diese »falschen Gedanken«; indem sie noch härter und unerbittlicher trainierte. Oft ging sie in solchen Momenten über die Leistungsfähigkeit ihres Körpers hinaus, wollte Schmerz und Erniedrigung spüren.
    Die bohrenden Gedanken blieben dennoch.
    Und klare Fragen bildeten sich in ihrem Kopf. War der Weg wirklich so rein? Konnten die Kampftechniken tatsächlich ausschließlich dem Ultiven Ziel dienen?
    Diese Fragen hätte sie dem Meister stellen können, der ihr sicherlich befriedigende Antworten gegeben hätte.
    Doch da waren andere Dinge. Schüler verschwanden ohne Abschied, kehrten nicht mehr in die Gemeinschaft zurück. Niemand verlor ein Wort darüber, doch in den Gesichtern mancher glaubte Alwa Bitterkeit und Wut zu erkennen.
    Wie konnte eine solche Bewegung wie der Ultive Weg existieren? Besser gefragt: Wovon existierten sie hier alle? Woher kamen die finanziellen Mittel, ohne die das alles nicht aufrecht zu erhalten war? Gut, sie lebten spartanisch, doch der gewaltige Schulkomplex musste in Stand gehalten werden - und Lebensmittel fielen schließlich auch nicht vom Himmel. Da waren Gerüchte, die von Söldnern sprachen, die aus den Reihen der Schüler rekrutiert wurden. Von Aufträgen, die sie übernehmen mussten. Das passte zu dem Verschwinden der Schüler.
    Und dann waren da die Kinder.
    Sie wurden geboren, wuchsen in der kalten und asketischen Umgebung der Schule auf. Ihr gesamtes Denken war von Beginn an auf den Weg ausgerichtet. Alwa hatte die werdenden Mütter gesehen, die der Meister abgeschottet von den anderen hielt. Eine Kommunikation zu ihnen war nicht möglich. Verwundert fragte sie sich, was mit den Vätern war. Sie hatten am Prozess von Schwangerschaft und Geburt keinerlei Anteil. Alwa konnte auch keine Paarbildung erkennen.
    Die Antwort auf diese Fragen gab ihr dann der Meister, als er sie eines Abends zu sich rief.
    Es war das erste Mal, dass Alwa seine Räume betrat. In den vielen Jahren, die sie in den Mauern der Schule verbracht hatte, war dieser Wohnflügel stets tabu gewesen.
    Der Meister empfing sie bekleidet mit seiner Kutte, die er bei jedem Training trug. Wollte er Alwa einem neuen Test unterziehen? Sie war bereit, rechnete mit allem.
    Die Räume waren äußerst karg eingerichtet. Auch hier existierte keinerlei Luxus. Tisch, Stuhl, Bett - der Meister lebte wie seine Schüler.
    »Alwa Taraneh«, sagte er und schloss hinter seiner Schülerin die Tür. »Du bist nicht in unsere Gemeinschaft hineingeboren worden. Nur durch meine Gnade lebst du noch. Selbst dein Vater wünschte deinen Tod.«
    Solch harte Worte war Alwa gewohnt. Wenn er sie damit treffen wollte, war diese Mühe vergeblich.
    »Ich habe dich ausgebildet, habe dich zu einer Schülerin des Ultiven Weges gemacht. Vielleicht zu mehr, denn ich gebe zu, dass du aus der Masse der anderen herausragst.«
    Lob? Alwa konnte nichts damit anfangen, denn sie kannte nur Bestrafung. Warum stellte er sie nun über ihre Mitschüler? In ihr gab es kein Gefühl der Freude über diese Worte. Sie hatte nicht gelernt, dass es so etwas wie positive Bestärkung überhaupt gab. Die nächsten Worte des Meisters verstand sie jedoch sofort. Sie ließen etwas in ihr zerbrechen.
    »Es wird nun Zeit, dass du dem Weg einen Teil von dem zurückzahlst, was er dir gegeben hat. Dein Körper ist nun ausgereift. Der Ultive Weg erwartet Kinder von dir, Alwa Taraneh.« Mit dem letzten Wort löste er den Gurt, den er um die Taille trug, und ließ die Kutte zu Boden sinken. Nackt stand er vor seiner Schülerin. »Lege deine Kutte ab, und folge mir zum Bett.«
    Etwas Eisiges, tonnenschwer und unverrückbar, legte sich um Alwas Seele. Sie kannte Härte und Unnachgiebigkeit, war gegenüber sich und anderen kalt und ohne Gefühl, doch dieses Etwas war ihr neu. Und sie hasste es, denn von diesem Augenblick würde es für alle Zeiten bei ihr bleiben. Bis zu dem Tag, an dem sie starb.
    Wie in Zeitlupe zog sich Alwa aus.
    Der Meister lag bereits auf der harten Pritsche

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