0762 - Vollstreckerin der Ewigen

Titel: 0762 - Vollstreckerin der Ewigen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Volker Krämer

Vom Netzwerk:

Monitorwand. Als eine der Frauen urplötzlich nach vorne sackte und mit dem Kopf auf dem Schaltpult vor ihr aufschlug, wirbelten die zwei verbliebenen Techniker herum. Der Mann starb noch im gleichen Augenblick.
    Die Frau hingegen hatte Glück - zumindest einen weiteren Wimpemschlag lang, denn sie stolperte entsetzt nach vorne und kam zu Fall.
    Der Punktstrahl verfehlte sie knapp, schlug ohne großen Schaden anzurichten in eine Verkleidung zwischen zwei Bildschirmen ein. Abwehrend riss die Technikerin die Arme vor ihr Gesicht, doch das kleine, rauchende Loch in ihrer Kehle war endgültig.
    Viel zu lasche Bewachung für drei so einmalige und wertvolle Gegenstände, wie die Raumer es sind. Alwa Taraneh registrierte die Nachlässigkeit der Menschen, die ihr zugute kam. Sie sind schwach. Sie lecken jetzt ihre Wunden. Niemand kommt hier auf die Idee, dass der Feind mitten unter ihnen ist.
    Offensichtlich hatte der Vorfall mit dem Sichtschutzgerät einiges an Unordnung verursacht. Alwa konnte diese emotional gesteuerten Wesen nicht verstehen.
    Als sie den Hangar betrat, in dem der erste Spider stand, schloss sie ganz einfach ihr organisches Auge. Ihrem künstlichen Implantat konnte die den Geist verwirrende Strahlung des Raumschiffs nichts anhaben. Gelassen ging sie darauf zu.
    Es würde eine Kleinigkeit sein, die Sprengsätze, die sie in der Vertiefung ihres Oberschenkels mit sich führte, zu platzieren. Eine Zeitschaltung von dreißig Minuten sollte ausreichen, um ihr die Flucht zu ermöglichen. Sicher, es würde nicht ganz einfach werden, doch mit ihren technischen Möglichkeiten konnte sie es schaffen, den Fahrstuhl direkt und ohne Zwischenstopps an die Erdoberfläche zu bringen. Und wenn nicht…?
    Nun, auch damit musste sie immer rechnen.
    Die große Bodenschleuse des Spiders war nur zum Teil ausgeleuchtet. Alwa wusste, dass sich an Bord zurzeit nur vier Techniker aufhielten. Die waren mit dem stillgelegten Antriebsteil des Schiffes beschäftigt. Selbst wenn sie ihr in die Quere kommen sollten, würden die Menschen kein Hindernis darstellen.
    Das künstliche Auge zeigte ihr perfekte Bilder. So war sie es gewohnt, seit der Meister ihr das technische Kunstwerk ausgehändigt hatte. Damals waren die Möglichkeiten des Auges auf Sehen und Punktstrahl begrenzt. Das sah heute ein wenig anders aus.
    Ohne Hast betrat sie das Schiff und durchquerte die Schleuse.
    »Warum hast du Julie das angetan?«, rief eine Stimme.
    Alwa Taraneh wirbelte herum. Ein einzelner Mann trat aus der Dunkelheit heraus. Ein Mann nur. Und er ist unbewaffnet.
    Sie fand ihre Fassung sofort wieder. »Wer ist Julie?« Alwa wollte ganz einfach wissen, aus welchen Gründen er es wagte, sich ihr entgegenzustellen.
    »Die Frau, die vor wenigen Stunden hier ihren Verstand verloren hat. Warst du es nicht, der das verursacht hat? Ich bin mir ziemlich sicher.«
    Also waren Liebe und Schmerz seine Beweggründe. Warum sollte sie ihm nicht die Wahrheit sagen, bevor er sterben musste? »Ja, ich habe dafür gesorgt, dass das primitive Sichtgerät versagt. Hilft dir diese Erkenntnis?«
    Bernhard Obervossbeck schüttelte den Kopf. »Nicht ganz. Warum hat Julie den Visu-Safer abgenommen? Sag es mir!«
    In ihm brodelte es. Er rechnete jede Sekunde damit, dass sie ihn angriff. Wann bemerkte man an der Monitorwand endlich, was hier ablief?
    Alwa gestattete sich ein kaum wahrnehmbares Lächeln. Sie sah den Mann, der sie weit überragte, mitleidig an. »Ein kleiner Trick. Ich habe die Zellen, die das Sichtgerät mir Energie versorgen, kurzfristig manipuliert. Ihren eigentlichen Zweck erfüllten sie dann nicht mehr, aber sie sonderten starke Hitze ab.«
    Obervossbeck verstand. Julies Visu-Safer war nicht nur blind geworden, sondern auch noch unerträglich heiß. Niemand hatte in dem Durcheinander darauf geachtet, ob Doktor Skinner im Gesicht oder an den Schläfen Verbrennungen aufwies. Doch das spielte jetzt keine Rolle mehr. Jetzt ging es um alles.
    »Du willst jetzt die Spider vernichten, nicht wahr? Und mit ihnen die ganze unterirdische Anlage.« Er erhielt keine Reaktion von der Kind-Frau. »Ich werde dich daran hindern.« Bernhard war, als würde er seine eigenen Worte von weit entfernt wahrnehmen. Natürlich war es der pure Unsinn, den er da redete.
    Genau in dieser Sekunde schlug der Mini-Beeper an seinem Handgelenk an.
    ***
    Ein kurzer Rundruf hatte ausgereicht, um alle vor den Monitoren zu versammeln.
    Nicole hatte die drei toten Techniker gefunden. Zamorra und