0762 - Vollstreckerin der Ewigen
kann nicht begreifen, warum das Ding beim Spider nicht funktioniert hat.« Nach einigen Sekunden fügte sie hinzu. »Wenn ich es nicht besser wüsste, würde ich an Sabotage glauben.«
Zamorra nickte. »Warum eigentlich nicht? Wer kann schon sagen, ob es nicht inzwischen eine undichte Stelle bei Tendyke Industries gibt? Andere Konzerne, andere Staaten - Interesse an den Spidern gäbe es allemal. Wer könnte ein Gerät wie dieses manipulieren, ohne dass man es hinterher nachweisen kann?« Er deutete auf den Prototyp in Nicoles Hand.
Nicole überlegte nur kurz. »Ein Fachmann. Oder jemand mit technischen Tricks, die wir nicht nachvollziehen können. Wo ist eigentlich Julie Skinners Assistent, dieser Bernhard Obervoss… du weißt schon? Vielleicht sollten wir uns einmal näher mit ihm befassen.«
Der Professor wiegte den Kopf hin und her. »Ich hatte eher den Eindruck, der Bursche hatte sich in Doktor Skinner verknallt. Aber ein kurzes Gespräch kann ja nicht schaden. Ich werde Robert bitten, ihn anpiepsen zu lassen.«
Gemeinsam machten sie sich auf den Weg zu Tendykes Büroräumen.
Noch ahnten sie nicht, wie nahe sie dem Tod bringenden Inferno bereits waren.
***
Es lag bereits einige Stunden zurück, seit Doc Berenga die dem Wahnsinn verfallene Julie Skinner hatte abtransportieren lassen.
Bernhard Obervossbeck hatte seit diesem Moment sein Zeitgefühl verloren. In der hintersten Ecke der großen Bodenschleuse des Spiders hockte er auf dem Boden und starrte in die Dunkelheit. Seit die Energie bringenden Dhyarras von Ted Ewigk deaktiviert worden waren, gab es hier nur ein provisorisches und eher diffuses Licht, das nicht die gesamte Schleuse ausleuchtete. Daher hatte auch niemand bemerkt, dass Obervossbeck an Bord geblieben war. Selbst die Leute vor den Kontrollmonitoren konnten ihn dort kaum entdecken.
All dessen war der deutsche Wissenschaftler sich aber nicht wirklich bewusst. Im Grunde war ihm überhaupt nichts mehr bewusst, denn vor seinem geistigen Augen spielte sich immer und immer wieder die grässliche Szene ab, in der Julie die Schutzbrille heruntergerissen hatte.
Julie…
Aus welchem Grund hatte sie das getan? Wenn das Gerät versagt hatte, wäre es für sie doch kein Problem gewesen, sich ganz einfach vom Spider wegzudrehen, die Brille abzunehmen und ohne jede Gefahr aus dem Hangar zu gehen.
Es musste einen Grund für ihre Panikreaktion gegeben haben. Doch welchen?
Obervossbeck konnte an nichts anderes mehr denken. Julie Skinner, seine große Liebe, hatte den Verstand eingebüßt. Von jetzt an war sie zeitlebens ein Pflegefall.
Irgendjemand trug daran die Schuld. Und der musste dafür büßen. Anscheinend gab es keine Nachforschungen. Zumindest nicht hier vor Ort. Also war es jetzt seine Sache, den oder die Schuldigen zu finden und zu bestrafen.
Obervossbecks Verwirrung hatte sich ein Ventil gesucht. Nun hatte er eine Aufgabe.
Langsam wich die Lähmung aus Körper und Verstand, und er erhob sich umständlich. Es wurde Zeit, dass er mit seinen Nachforschungen begann. Zunächst einmal war es wichtig herauszufinden, warum der Visu-Safer, wie Julie Skinner das Gerät getauft hatte, ausgefallen war. Alles weitere würde sich dann ergeben.
Gerade wollte er aus der Dunkelheit in das hell erleuchtete Schott hinaustreten, als er sie sah.
Bernhard zweifelte für einige Momente an seinem Verstand.
Ein Mädchen… ein Kind…
Es kam in den Hangar herein, ging direkt mit sicheren Schritten auf den Spider zu - und ihr Blick war fest auf das Schiff gerichtet!
Sie blickt den Raumer an… und es geschieht nichts mit ihr. Der Deutsche machte zwei schnelle Schritte nach hinten, zurück in die schützende Dunkelheit.
Allein an der Kleidung des Mädchens wurde deutlich, dass es hier nicht hingehörte. Warum schlug die Mannschaft an den Monitoren keinen Alarm?
Ganz intuitiv entstand plötzlich in Bernhards Kopf die These, dass niemand anderer als dieses Mädchen für die Vorgänge um Julie Skinner verantwortlich sein konnte. Es musste ganz einfach so sein.
Und wenn sie es sogar geschafft hatte, die Sicherheitsvorkehrungen im Spinnennetz zu unterwandern, dann konnte sie nur ein Ziel haben - die drei Meegh-Raumer!
Wollte sie sie vernichten?
Schlagartig realisierte er, dass außer ihm niemand da war, der sie daran hindern konnte.
Irgendwie bezweifelte er jedoch, wirklich eine Chance zu haben.
Doch vielleicht konnte er zumindest Zeit gewinnen…
***
Nur zwei Frauen und ein Mann hatten Dienst vor der
Weitere Kostenlose Bücher