0766 - Teuflisches Intrigenspiel
wieder auf Kurs. Die Harmonie auf dem sechsspurigen Ereeway war wieder hergestellt. Niemand würde auf die Idee kommen, die Highway Patrol zu alarmieren.
Die Ruger polterte zu Boden. Gleich darauf war sie wie durch Zauberhand wieder unter dem Sitz verschwunden.
»Ich hab doch gleich gesagt, lass es sein!«, meinte Stygia trocken.
»Spinnst du, Alte?! Ich kann in meiner eigenen Karre so viel mit der Zimmerflak rumfuchteln, wie ich will.«
»Ist das die Kanone, mit der du Bill Hawkins und Arnold Woolwich umgelegt hast?«, fragte die Dämonin ruhig.
Ernesto wurde es plötzlich heiß und kalt zugleich. Waren das etwa die beiden Schwarzen, die er bei der Gang-Schießerei aufs Korn genommen hatte?
Aber wieso wusste diese Stygia davon? Es war dunkel gewesen. Dunkel und einsam. Kein Schwanz zu sehen bei den Lagerhallen der Venezuela Fruit Company, wo seine Gangkumpels und er den Brüdern aufgelauert hatten! Von welchem Versteck aus hatte sich diese Stygia das Gemetzel reingezogen?
Es war, als ob sie seine Gedanken gelesen hätte. Und vielleicht war das auch wirklich so.
»Die Finsternis ist meine Heimat, Ernesto. Und wenn ich auch nicht überall sein kann, so kriege ich oft die entscheidenden Dinge mit. Ich habe miterlebt, wie du in jener Nacht getötet hast. Und das war gut so.«
»Gut?« Nun kapierte Ernesto überhaupt nichts mehr. »Wieso, bist du…?«
»Eure kindischen Kriegsspiele sind mir egal, wie gesagt. Aber es hat mir gezeigt, dass du keine Hemmungen hast, einen Menschen zu ermorden.«
»Jedenfalls nicht, wenn er ein verdammter Wheeler ist!« Der Latino lachte zynisch. »Aber, Lady… ich kapiere immer noch nicht…«
»Das habe ich mir gedacht. Mir ist nur wichtig, dass ich dich gefunden habe.«
»Gefunden? Wieso… wieso haben Sie mich gesucht…?«
Unwillkürlich siezte Ernesto das Girl nun, obwohl sie kaum älter als er selbst sein konnte. Wie hätte der Homeboy auch ahnen können, dass Stygia unendlich alt war und dieser Körper eines Teenie-Girls nur eine dämonische Verkleidung war?
»Woher stammt deine Familie, Ernesto?« Diese Gegenfrage stellte die Dämonin.
»Aus Mexiko«, griente der Homeboy. »Woher sonst?«
»Mann, bist du dämlich! Aber wohl kaum ursprünglich, oder?«
»Ursprünglich?«
Ernesto kapierte überhaupt nichts mehr. Vielleicht war es doch ein Fehler gewesen, die Highschool sausen zu lassen.
»Mexiko war ursprünglich nur von Indios besiedelt.« Stygia startete einen Crashkurs in Geschichte. Dieser Idiot musste wenigstens halbwegs mitkriegen, worum es ging. Selbst eine Tötungsmaschine braucht ein Mindestmaß an Informationen. »Mayas, Inkas und andere Hochkulturen. Die Spanier sind erst später gekommen. Und unter ihnen waren auch deine dämlichen-Vorfahren.«
»He, was soll…?«, begann der Homeboy, doch die Dämonin schnitt ihm das Wort ab.
»Deine Familie stammt ursprünglich aus Cadiz in Spanien. Ist es nicht so?«
»Kann schon sein. Aber wen kratzt das?«
»Mich.« Stygia wollte noch mehr sagen. Aber Ernesto wurde plötzlich zum Nervenbündel. Er hatte wegen der Laberei nicht aufgepasst und den unverzeihlichen Fehler begangen, an der West Mission Road vom Freeway abzufahren.
Das hier war pures Wheelers-Gebiet!
»Wir müssen sofort den Schuh machen!«, rief er panisch. Er schaute sich nach einer Wendemöglichkeit um. Sie hatten die Ausfahrt noch nicht weit hinter sich gelassen.
Ernesto suchte nach einer Möglichkeit zum Wenden. Da schob sich plötzlich ein Van aus einer Seitenstraße vor die Kühlerhaube des Camaro!
Ein Crash war unvermeidlich. Ernesto stand auf der Bremse. Dadurch wurde die Wucht des Aufpralls etwas reduziert.
Trotzdem krachte der Kühler von Emestos Schlitten gegen die Flanke des Van! Zum Glück war der Homeboy angeschnallt. Und Stygia als Dämonin musste einen simplen Autounfall wahrhaftig nicht fürchten.
»Jetzt haben sie uns am Arsch!«, fluchte Ernesto und fingerte wieder nach seiner Pistole. Links und rechts vom Camaro tauchten jeweils ein paar riesenhafte Schwarze auf. Sie trugen Trainingshosen einer Kultmarke, Sneakers und schneeweiße Unterhemden. Außerdem Goldketten, von denen jede den Gegenwert von einem Jahr Sozialhilfe hatte.
Die Kerle trugen Shotguns, Baseballschläger und Mini-Maschinenpistolen in den Händen. Dass es helllichter Tag war und es sich um eine viel befahrene Straße handelte, störte sie offenbar nicht die Bohne.
»Du bleibst im Wagen!«, kommandierte Stygia. »Ich regele das!«
Ernesto, der bereits
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