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014 - Das Haus der boesen Puppen

014 - Das Haus der boesen Puppen

Titel: 014 - Das Haus der boesen Puppen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hugh Walker
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Die Stimme am Telefon war mir völlig unbekannt. Doch daran hatte ich mich inzwischen gewöhnt, dass alles unbekannt und fremd war. Ohne Erinnerung ist man wie ein Blinder. Jeder kennt einen, nur selbst tappt man im Dunkeln. Gewiss war mir die Welt um mich herum seit jenem Augenblick vor sechs Monaten langsam wieder vertraut geworden, aber es gab immer wieder Dinge, die aus einem schwarzen leeren Fleck auftauchten – wie diese Stimme.
    »Charlie? Charlie Tepesch?« rief sie mit einer jovialen Vertrautheit.
    »Ja?« antwortete ich zögernd.
    »Ich bin Karl Tepesch. Was …«
    Die Stimme ließ mich nicht ausreden, sondern fuhr überschwänglich fort: »Hier ist Eddie. Ist ja großartig, dass ich dich so schnell aufgestöbert habe!«
    »Eddie?« fragte ich.
    Seine Stimme klang enttäuscht, büßte aber nichts von ihrer Leutseligkeit ein. »Hast du mich vergessen, Charlie, Junge?
    Der Name – ich bin Eddie Gilbert!«
    Eddie – er weckte keine Erinnerung in mir. Aber auch das war nicht ungewöhnlich. Nichts hatte bisher eine Erinnerung zu wecken vermocht. Selbst Helen nicht, mit der ich sehr vertraut war, wenn es stimmte, was sie sagte. Erneut wurde mir meine Hilflosigkeit bewusst. Jeder hatte mich in der Hand, der nur ein wenig über meine Vergangenheit wusste, jedem war ich ausgeliefert, der vorgab, etwas zu wissen.
    »Woher kennen wir uns?« fragte ich vorsichtig.
    »Aber Charlie, ist es möglich, dass du dich nicht mehr an mich erinnerst? Dann wird es Zeit, dass wir ein wenig über die Frankfurter Zeiten plaudern. Ich habe ein paar Tage in der Stadt zu tun. Was hältst du davon, wenn wir uns gleich heute Abend zusammensetzen? Sagen wir bei dir, gegen acht?«
    So wie der ranging, würde es schwierig sein, ihn abzuweisen.
    Außerdem war ich neugierig. Deshalb sagte ich: »Einverstanden, Eddie.«
    Das ›Eddie‹ rang ich mir ein wenig mühsam ab, aber das fiel ihm sicher nicht auf.
    »Fein, um acht«, wiederholte er enthusiastisch. »Du brauchst nichts einzukaufen. Kumpel Eddie hat alles dabei.«
    Er lachte. Das Klicken unterbrach sein Lachen.
    Ich betrachtete den Hörer einen Augenblick lang benommen, dann hängte ich ein. Eine innere Stimme warnte mich, und ich beschloss, vorsichtig zu sein. Jovialität in solch aufdringlicher Form war mir zuwider, und ich fragte mich, ob ich einen Menschen dieses Schlages tatsächlich jemals als Kumpel akzeptiert und ertragen hatte. Auch Frankfurt war neu. Ich wusste zwar aus meinen Dokumenten, dass ich nicht hier in dieser Stadt geboren war, sondern in einem österreichischen Burgenland, und dass meine Eltern aus Ungarn stammten. Dazwischen lag das große, leere Blatt meines Lebens. Wenn Helens Angaben stimmten, befand ich mich seit einem guten Jahr hier. Mehr wusste sie auch nicht. Ich hatte nie mit ihr über meine Vergangenheit gesprochen, so schien es. Natürlich erfuhr ich vom Meldeamt, dass ich von Augsburg zugezogen war, aber schon die Augsburger Behörden, mit denen ich mich telefonisch in Verbindung gesetzt hatte, sahen sich außerstande, mir über meinen früheren Wohnort Auskunft zu geben. Und nun Frankfurt.
    Ich griff erneut zum Hörer und rief Helen an.
    »Charlie hier«, sagte ich.
    »Ein Anruf zu ungewöhnlicher Stund’ tut oftmals Freude kund«, zitierte sie. »Solltest du herausgefunden haben, dass du mich noch liebst?«
    »Erkennt man das so plötzlich?« fragte ich.
    »Ich weiß es nicht. Aber es wäre schön«, sagte sie, und es klang ein wenig traurig.
    Ich schluckte, um das trockene Gefühl in der Kehle loszuwerden. »Helen«, begann ich stockend. »Hab Geduld mit mir.«
    Es fiel mir immer schwerer, sie zu vertrösten. Ich mochte sie zweifellos sehr. Sie war mir eine großartige Stütze gewesen, während dieser sechs Monate, während dieses Alptraums. Sie hatte mir geholfen, nach und nach meine Umwelt zu ordnen.
    Wie sehr musste sie darunter leiden, dass mit den Erinnerungen auch die Liebe für sie vergessen war. Und nun vermochten auch die Nächte mit ihr nicht mehr in mir zu wecken, als liebevolle, freundschaftliche Gefühle.
    »Mein ganzes Leben besteht aus sechs Monaten«, fuhr ich fort und hoffte, dass es scherzhaft klang. »Denkst du nicht auch, dass ich noch ein wenig zu jung für die Liebe bin?«
    Sie seufzte und lachte mit einer Spur von Bitterkeit. »Für ein Baby klingt deine Stimme schon ganz ordentlich, und wenn du in ein paar Jahren erst den Stimmbruch hast …«
    »… wird so mancher Bär vor Neid erblassen«, ergänzte ich grinsend. »Sagt

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