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0766 - Teuflisches Intrigenspiel

0766 - Teuflisches Intrigenspiel

Titel: 0766 - Teuflisches Intrigenspiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: W.K. Giesa und Roger Clement
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bestialisch! Angewidert hielt Ernesto sich die Nase zu. »Was läuft denn hier? Das ist ja abartig!«
    »Im Jahre 1075 gab es noch keine öffentliche Kanalisation«, meinte Stygia trocken. Ihr, die an Höllenodem gewöhnt war, machte der Gestank natürlich nichts aus.
    »Und was heißt das?«
    »Die Leute haben aüf die Straße geschissen.«
    »Brrr…«
    Zu seinem Entsetzen musste Ernesto feststellen, dass die Gasse nicht nur mit Küchenabfällen und Kot, sondern auch mit toten Ratten und Katzen bedeckt war. Er fand kaum einen sauberen Fleck, um seine Sneakers dorthin zu setzen.
    »Es ist nicht weit«, beruhigte die Dämonin ihren Begleiter. Sie wollte ihn schließlich bei Laune halten, bis er kapierte, was sie von ihm wollte.
    Einwohner von Cadiz kamen ihnen entgegen. Der Homeboy erwartete, dass nun große Aufregung ausbrechen würde. Die Dämonin war immerhin fast nackt, und er selbst trug coole Klamotten, die es vor tausend Jahren garantiert noch nicht gegeben hatte.
    Aber die Leute beachteten sie überhaupt nicht.
    Männer wie Frauen trugen lange Gewänder mit weiten Ärmeln. Den Saum rafften sie, damit der Stoff nicht allzu viel Schmutz abbekam.
    »Wir sind hier unsichtbar«, sagte die Höllenfürstin zu Ernesto. »Und wenn wir reden, klingt es für sie wie das Rauschen des Windes. Das macht vieles einfacher.«
    »A…aber, bist du sicher, dass wir in Spanien sind?«
    »Ja, warum?«
    »Weil der alte Typ einen Turban aufhatte. Und dieser hohe Turm da hinten, ist das nicht ein Minnabrett?«
    Stygia lachte schallend. »Du meinst Minarett! Ja, das da hinten ist eine Moschee. Wir sind weit in der Vergangenheit, vergiss das nicht. Spanien hieß damals Al Andaluz und war größtenteils islamisch. Aber das, was ich dir nun zeigen werde, ist noch viel älter…«
    Stygia machte es spannend.
    Eine Weile schritten sie weiter durch das Gassengewirr. Aber Cadiz war im Jahre 1075 noch eine sehr kleine Stadt gewesen. Bald gelangten sie zu den Toren der Stadtmauer. Diese standen offen, da momentan kein Krieg auf der iberischen Halbinsel herrschte.
    Die Landschaft war karg, mit wenig Grün. Cadiz lag an der Küste. Stygia deutete auf die unendlich scheinende Wasserfläche. »Das ist der Atlantik. Und auf der anderen Seite des Ozeans ist Amerika.«
    Erst jetzt wurde Ernesto richtig klar, wo er sich befand. Und er fühlte sich so einsam und verloren wie noch nie zuvor in seinem Leben.
    Stygia war an eine eingezäunte Weide getreten. »Nun ist es endlich soweit, Ernesto.« Sie deutete auf die Rinder, die friedlich das kärgliche Gras abweideten. »Du bist zu Hause!«
    »Soll das ein Witz sein? Mein Zuhause ist L.A., kapiert? East L.A., genauer gesagt!«
    »Aber du stammst von hier!« Stygia deutete mit der Hand auf den Boden. Und danach auf die Rinder. »Und das sind deine Vorfahren!«
    ***
    Für einen Moment war der Homeboy fassungslos. Aber dann begann er zu murren. »Musst du mich eigentlich dauernd runtermachen, Stygia? Diese Rindviecher…«
    »… sind keine normalen Tiere«, beendete die Dämonin ungeduldig seinen Satz. »Ich sehe schon, ich muss andere Saiten aufziehen!«
    Sie packte Ernesto und warf ihn über das Gatter!
    Nun glaubte der Homeboy endgültig, sein letztes Stündlein hätte geschlagen. Wie schwarze Berge ragten die Stiere vor ihm auf. Sie hatten ihre Hörner gesenkt. Der Ausdruck ihrer kleinen Augen war für ihn unkalkulierbar.
    War es Mordlust, die in ihnen glitzerte? Oder etwas anderes? Einer der Stiere schnaubte laut. Er kam auf Ernesto zu.
    Und gleichzeitig hörte der Homeboy eine Stimme in seinem Kopf! Es war die Stimme eines sehr alten Mannes.
    »Sei mir gegrüßt, mein Junge. Du bist der Letzte aus unserem Geschlecht. Ich werde dich nun in die Geheimnisse unserer Sippe einweihen.«
    Ernesto glaubte zu träumen. Der Stier sprach mit ihm!
    Die dunkelroten Augen des Tieres verfehlten ihre Wirkung nicht. Der Stier hypnotisierte Ernesto!
    Der Homeboy fühlte, wie die Welt um ihn herum verschwamm und unwirklich wurde. Er konnte die Landschaft, die Stierherde und auch Stygia nicht mehr deutlich sehen. Es war, als wäre er plötzlich in tiefen Schlaf gefallen.
    Ernesto sah Szenen archaischer Rituale. Im flackernden Lichtschein von Fackeln wurde ein Stier geschlachtet!
    Das Tier lag auf einer Art Bretterrost. Unter ihm kauerte ein junger Mann, dessen nackter Körper von dem Stierblut benetzt wurde. Mit geöffnetem Mund trank er den herab strömenden Lebenssaft.
    Das Bild war Ekel erregend und faszinierend

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