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0767 - Das Grauen von Milford Sound

0767 - Das Grauen von Milford Sound

Titel: 0767 - Das Grauen von Milford Sound Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dario Vandis
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dort wuchsen regenbogenfarbene Blumen…«
    Zamorra reimte sich den Rest zusammen. Die Unsichtbaren hatten Nash mit sich genommen - offenbar auf einen fremden Planeten. Vielleicht auf Tharon, jene Welt, auf der Zamorra und Nicole damals zum ersten Mal auf Unsichtbare gestoßen waren. [5]
    »Und dort zwangen sie Sie, die Kette anzulegen.«
    Nash nickte. »Ich hörte ihre Stimmen direkt in meinem Kopf. Sie sagten mir, wenn ich die Kette nicht anlege, würden sie mich dabehalten… Ich konnte nicht einmal antworten. Diese Welt… war grauenvoll. Karg und öde. Und die Atmosphäre… war unerträglich. Die Luft… Ich konnte nicht atmen… Kein Mensch kann dort… überleben…«
    Während er die Worte hörte, entstand ein Bild vor Zamorras geistigem Auge. Eine zerklüftete Felslandschaft, eine Kolonie Regenbogenblumen, die auf einem erdfarbenen Band wuchs, das sich wie eine riesenhafte Schlange zwischen den Felsen entlang wand. Dann wurde das Bild klarer… Das Band entpuppte sich als eine riesige, überdimensionale Wurzel!
    Zamorra ahnte, was hier vor sich ging. Das Erlebnis hatte sich förmlich in Nashs Gedächtnis eingebrannt. Als er jetzt den Planeten aus der Erinnerung beschrieb, waren seine Gedanken so intensiv, dass Zamorra einen Hauch davon auffangen konnte.
    Es war nicht das erste Mal, dass sich seine latente Fähigkeit zur Telepathie bemerkbar machte. Allerdings konnte er sich in den seltensten Fällen auf sie verlassen. Er hätte viel darum gegeben, wenn sich Nicole, deren telepathischen Fähigkeiten die seinen weit überstiegen, jetzt an seiner Stelle befunden hätte.
    Er blickte Nash ins Gesicht, versuchte die Bilder zu ordnen, weitere Details zu erfassen. Bei der Welt, die Nash beschrieb, schien es sich nicht um-Tharon zu handeln.
    Zamorra rüttelte Nash. Er brauchte weitere Details.
    Doch der Einsiedler sackte zurück. Längst hatte er die Augen geschlossen. Sein Atem ging flach, kaum hörbar. Die Bilder verschwammen vor Zamorras geistigem Auge.
    Der Meister des Übersinnlichen überlegte fieberhaft. Er hätte alles in seiner Macht Stehende getan, um Nash zu retten. Aber der Einsiedler verfiel zusehends. War es die tagelange Beeinflussung des Dhyarras, die seine Lebensfunktionen beeinträchtigt hatte?
    »Hören Sie mich, Nash?«
    »Zu spät… Zamorra… Sie können ihnen… nicht… entkommen… Sie sind… bereits… hier…« Abermals verzogen sich Nashs Lippen zu einem schmalen Lächeln. Nicht höhnisch, sondern erleichtert, weil endlich die Last von seiner Seele genommen war. »Ich wusste es… habe es… geahnt… war zu lange dort… zu lange… der Kristall… ist fort…«
    Ein letztes Zucken ging über sein Gesicht. Seine Hand krallte sich in Zamorras Arm, dann fiel sein Kopf zurück und alles Leben wich aus seinem Körper.
    Zamorra ließ den Toten sanft zu Boden gleiten.
    Er war noch immer benommen von den diffusen Bildern, die er empfangen hatte, versuchte sie aus der Erinnerung zu rekonstruieren.
    Aber er wurde unterbrochen.
    Die Unsichtbaren waren da - und stürzten sich auf ihn.
    ***
    Er hatte sie nicht kommen hören. Erst später fielen ihm die Fußspuren in der dünnen Schicht Neuschnee auf, die den Track überzogen hatte. Spuren, wie sie für die Unsichtbaren typisch waren. Ihre Körper waren nur entfernt menschenähnlich - klein, dürr und mit dünnen Extremitäten ausgestattet. Ihre Füße hatten ausgewiesen scharfe Fersen und Zehenknochen, der Spann wölbte sich in einem Halbkreis nach oben.
    Der Schlag traf Zamorra völlig unvorbereitet.
    Für einen Sekundenbruchteil tauchte der Angreifer aus dem Nichts aus: Riesige schwarze Facettenaugen in einem viel zu kleinen Schädel. Dünne, aber kräftige Arme mit klauenartigen Fingern, deren Gelenke gichtähnliche Knoten aufwiesen.
    Zamorra stürzte zu Boden. Seine Stirn schmerzte an der Stelle, wo ihn der Schlag getroffen hatte. Sein rechtes Auge begann zu tränen.
    Instinktiv rollte er sich zur Seite, um dem nächsten Angriff zu entgehen -Schnee stob an der Stelle auf, an der Zamorra eben noch gelegen hatte. Der Meister des Übersinnlichen warf sich herum und versuchte den Angreifer zu packen. Seine Hand traf auf Widerstand, und abermals schälten sich die Konturen des Unsichtbaren aus dem Nichts. Er wollte zurückweichen, aber Zamorra war schneller und erwischte das Bein des Angreifers. Mit einem Ruck zog er ihn zu sich heran.
    Der Gegner riss vor Überraschung den Mund auf. Tiefe, krächzende Laute drangen hervor. Die von knarzenden

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