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0767 - Das Grauen von Milford Sound

0767 - Das Grauen von Milford Sound

Titel: 0767 - Das Grauen von Milford Sound Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dario Vandis
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an!
    ***
    »Verdammt, Zamorra, sind Sie wahnsinnig? Lassen Sie mich los!«
    Zamorra hatte Nash zu Boden geworfen und nach der Kette gegriffen, bereit, sie ihm mit einem Ruck vom Hals zu reißen.
    Nash wurde blass. Er versuchte sich loszumachen, aber gegen Zamorras Griff kam er nicht an. »Nein, das dürfen Sie nicht tun! Bitte…«
    »Was ist mit dieser Kette?«
    »Nichts, gar nichts… Lassen Sie mich… in… Ruhe!« Die letzten Worte hatte er stoßweise ausgesprochen, wie unter einem starken Zwang. Seine Augen traten aus den Höhlen, die Farbe des Gesichts wechselte plötzlich von Weiß zu Rot. »Helfen Sie mir, Zamorra… Befreien Sie mich! Bitte…«
    Zamorra riss die Kette ab, und sein Verdacht bestätigte sich. An ihrem Ende baumelte ein blau funkelnder Kristallsplitter. Ein Dhyarra. Wahrscheinlich erster oder zweiter Ordnung, sodass ein Mensch ihn problemlos beherrschen konnte.
    Zamorra entsann sich, auch am Hals eines der beiden Streifenpolizisten eine solche Kette gesehen zu haben. Das war also der Weg, auf dem die Unsichtbaren die Polizisten in Queenstown manipuliert hatten! Über die aktivierten Dhyarra-Kristalle, eigentlich eine unschätzbare Waffe in der Hand ihrer Benutzer, ergriffen sie Besitz über die Psyche ihrer Gegner, konnten deren Willen nach Belieben beeinflussen. Zamorra hatte es bereits am eigenen Leib erlebt und um ein Haar sein Leben dabei verloren. [4]
    Der Einsiedler sackte mit einem dumpfen Stöhnen in sich zusammen, als wäre mit einem Mal alle Kraft aus seinem Körper gewichen. Er verlor das Gleichgewicht. Wenn Zamorra ihn nicht aufgefangen hätte, wäre er mit dem Kopf auf dem Boden aufgeschlagen.
    Zamorra schleuderte die Kette fort, wobei er tunlichst darauf achtete, nicht den aktivierten Kristall zu berühren.
    Nash stöhnte. Seine Glieder zuckten kraftlos.
    »Sie dürfen nicht weitergehen, Zamorra… Sie warten bereits auf Sie…« Ein schwaches Lächeln kerbte sich in seine Züge. Von seiner Stirn perlte kalter Schweiß. »Sie haben mich befreit, Zamorra, aber das ist gleichzeitig das Ende… Ich habe es nur… ein wenig hinausgezögert. Aber dem Tod kann man nicht entfliehen:«
    »Was ist mit Ihnen?«
    »Ich bin schwach…«
    »Ich bringe Sie ins Tal. Wir werden einen Arzt rufen.«
    »Es gibt keinen Arzt mehr… der mir helfen könnte. Sie haben mich überlistet. Ich stand in ihrem Bann, und gleichzeitig verdanke ich ihnen mein Leben. Sie haben es mir geschenkt… oder geliehen, für ein paar Tage…«
    »Was ist passiert?«
    Nash atmete schwer. Er holte tief Luft und sprach mit leiser Stimme weiter. »Es war vor einer Woche. Ich befand mich auf diesem Pfad… Es ist kein offizieller Track. Nur wenige außer mir kennen ihn, und eigentlich ist er nicht begehbar, jedenfalls nicht zu dieser Jahreszeit. Ich spazierte also den Pfad entlang… und plötzlich sah ich die Blumen vor mir. Sie waren wunderschön. Regenbogenfarbene Blätter und Kelche…«
    »Waren Sie nicht misstrauisch?«
    Nash blickte Zamorra aus fiebrigen Augen an. »Natürlich war ich das… Aber diese Schönheit war… unbeschreiblich! Ich stand da… und im nächsten Moment waren sie da und brachten mich in ihre Gewalt - die unsichtbaren Fremden…«
    »Was haben sie mit Ihnen gemacht?«
    »Sie gaben mir die Kette mit dem Kristall. Ich spürte, dass eine ungeheure Macht von ihm ausging. Ich wollte ihn nicht haben. Aber sie zwangen mich…«
    »Warum sind sie nicht geflüchtet?«
    »Geflüchtet…? Ich konnte es nicht…«
    Zamorra wusste, was Nash meinte. Aber etwas passte nicht ins Bild. Die Unsichtbaren verfügten über Bärenkräfte, aber sie setzten diese nur sehr selten ein. Normalerweise besaßen sie subtilere Methoden der Beeinflussung -wie zum Beispiel über die Dhyarra-Kristalle. Sie schienen sich als Forscher und Eroberer zu verstehen, als Angehörige einer Rasse, die den Menschen moralisch und intellektuell überlegen war. Auch der Mensch tötet einen Hasen nicht mit bloßen Händen…
    »Ich habe mich geweigert«, fuhr Nash fort. Sein Atem schien mit jeder Sekunde schwächer zu werden. »Weiß Gott, ich habe mich mit Händen und Füßen gewehrt. Sie selbst haben die Kette nicht angerührt, aber sie befahlen mir wiederholt, sie anzulegen. Als ich es nicht tat, lernte ich ihre wahre Macht kennen…« Er atmete ein, wie um noch einmal Kraft zu schöpfen. »Die Wurzelstränge der Blumen packten mich… Sie brachten mich fort… an einen anderen Platz, in eine andere Welt… Ich verstehe es selbst nicht. Auch

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