0768 - Das Ende der Ewigkeit
Visorkom gerichtet, seine Hand spielte beiläufig mit dem Dhyarra-Kristall in seiner Gürtelschließe.
Fwad wusste, dass es ein Kristall zehnter Ordnung war. Er hätte niemals gewagt ihn zu berühren - nicht nur, weil er auf den Geist des Alphas verschlüsselt war, sondern auch weil ihm ein Dhyarra dieser Stärke unweigerlich das Gehirn ausgebrannt hätte.
Er selbst konnte gerade einmal einen Kristall erster Ordnung beherrschen. Einen Dhyarra zweiter Ordnung hatte er noch nie in der Hand gehabt; das war etwas, das er sich für die Zeit nach seiner Beförderung aufhob.
»Rohstoffnutzung möglich?«, schnarrte die kalte Stimme des Alphas durch den Raum.
Der Omikron vertiefte sich in die Zahlen auf seinen Bildschirmen. »Nichts von Bedeutung. Das System besitzt keinen strategischen Wert. Es hegt zu weit abseits.«
Zum ersten Mal meldete sich die Beta zu Wort, die vor dem Steuerpult sitzend dem Dialog gelauscht hatte. Ihr Haar war kurzgeschoren, ihre Gesichtszüge asketisch. Sie war die Einzige, die dem Alpha widersprechen durfte - doch selbst sie musste sich im Zweifel fügen. »Vielleicht weiß das unser Gegner und hat sich deswegen hierher zurückgezogen.«
»Aber es gibt keine Hinweise auf intellig…« Der Omikron verstummte unter dem Blick des Alphas.
»Beta ist der Ansicht, dass wir Zeit auf eine genauere Untersuchung der Umgebung verwenden sollten.« In der Stimme des Alphas schwang ein sarkastischer Unterton mit. Offenbar hielt er einen längeren Aufenthalt für Zeitverschwendung.
Die Beta nahm die Zurechtweisung mit unbewegter Miene zur Kenntnis. Sie ging ein großes Risiko ein, sich offen gegen den Alpha zu stellen, aber sie war von ihrer Position überzeugt. »Wir sollten diesen Doppelplaneten untersuchen. Stoßen wir auf Leben, werden wir es analysieren und danach vernichten.«
»Das Doppelgestim ist instabil«, meldete der Omikron. »Wir könnten den kleinen Planeten aus der Bahn bringen. Das würde uns ein aufwändiges Landemanöver ersparen.«
»Beta hat entschieden«, sagte der Alpha, wieder mit unterschwelligem Spott. »Wir werden landen.«
»Ich höre und gehorche«, murmelte der Omikron die uralte Formel der Ewigen.
Fwad schloss sich in Gedanken der Beta an. Einen unbekannten Gegner tötete man nicht, bevor man ihn ausreichend analysiert hatte. Allerdings hätte der Omega gern darauf verzichtet, bei dieser Expedition sein eigenes Leben aufs Spiel zu setzen.
***
Das Schiff schwebte nur noch wenige Meter über dem felsigen, zerklüfteten Boden. Gespannt verfolgte Fwad die Schriftzeichen, die in rascher Abfolge über den Bildschirm des Steuerpults liefen.
Der größte Teil des Planeten war bewachsen. Aber es waren nicht Wälder oder einzelne Pflanzen, die einen Großteil der Grünfläche ausmachten, sondern ein riesenhafter, ins Bizarre vergrößerter pflanzlicher Organismus, der sich über weite Teile des Planeten erstreckte. Das war eine Entdeckung von großer Wichtigkeit, denn auf Tausenden von Welten, die die Ewigen bisher erobert hatten, waren sie noch nie auf eine solche Lebensform gestoßen.
»Datenabgleich abgeschlossen«, meldete der Omikron.
Omega Fwad konzentrierte sich wieder auf den Bildschirm. Die Zeichenketten waren zum Stillstand gekommen.
»Keine Hinweise auf intelligentes Leben«, wiederholte der Omikron. »Keine Hinweise auf eine stabile Nahrungskette. Der Planet besteht aus Stein, Sand und verschiedenen Mineralstoffen. Vermutlich existieren unterirdische Wasserreservoirs.«
Natürlich, überlegte Fwad in Gedanken, wovon sollte sich die riesige Pflanze sonst ernähren?
Ein sanfter Ruck ging durch das Schiff, als es auf der Ebene aufsetzte.
Der Alpha hatte sich eine unbewachsene, weitgehend ebene Fläche ausgesucht. Wo immer die ineinander verschlungenen Stränge des Organismus endeten, offenbarte sich eine meist felsige, zerklüftete Landschaft. Fwad konnte sich nur darüber wundern, wie auf diesem Planeten überhaupt Leben entstanden war. Es musste sich um eine höchst widerstandsfähige Form handeln.
Vielleicht ist sie ja wissenschaftlich auswertbar, dachte der Omega.
»Atmosphäre?«, fragte der Alpha knapp.
»Nicht atembar«, gab der Omikron zurück.
»Magische Aktivitäten?«
»Keine Hinweise auf magische oder dämonische Aktivitäten.«
Der Kommandant warf der Ewigen im Beta-Rang einen verärgerten Blick zu. »Wir hätten diesen Planeten sofort vernichten sollen. Aber offenbar gibt es Mitglieder unserer Besatzung, die das Zeitfenster unserer Mission
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