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0768 - Lady Bluthaar

0768 - Lady Bluthaar

Titel: 0768 - Lady Bluthaar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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ich schwöre Ihnen, Suko, es hat sich alles so abgespielt, wie ich es Ihnen erzählte.« Sie zeigte auf das Wasser. »Wenn Sie die schwarzen Blutinseln sehen und diese Küste hier, dann liegt dazwischen eine relativ große Entfernung.«
    »Ich weiß.«
    »Die hat sie überbrückt. Sie kam aus dem Meer und holte ihn. Er ist ins Wasser gegangen, er konnte den Verlockungen der schönen Lady Bluthaar nicht entgehen. Sie ist… sie ist eine satanische Sirene, die sich junge Männer holt.«
    »Das sagen die Bewohner hier an der Küste.«
    »Und ich habe es gesehen!« rief sie. »Ich war ja Zeugin. Ich habe gerufen, ich habe gebettelt, ich habe ihn beschworen, ich habe ihm erklärt, daß er auch einmal an uns denken soll, es hat nichts genutzt. Die andere war eben stärker. Sie… sie ist eine Teufelin, und Tommy ist nicht der erste, den sie sich geholt hat. Ich kann Ihnen nicht erklären, wie schrecklich das für mich war. Ich sah ihn ins Wasser gehen, einfach so. Er… er überwand die Hindernisse und ging durch die Fluten, als wollte er nur einen Freund besuchen.« Sie schlug sich gegen die Stirn, weinte wieder und flüsterte: »Können Sie sich das vorstellen?«
    »Nur schwerlich.«
    »Aber Sie glauben mir doch.«
    »Ja.«
    Marion räusperte sich. »Und Sie glauben auch an das, was sich die Küstenbewohner hier erzählen?«
    »Meinen Sie die Legende?«
    Marion nickte heftig. »Ja, die Legende von der schönen Isabella, die auf junge Männer fixiert ist.«
    Die auf den Blutinseln lebt und damals dafür gesorgt hat, daß die Inseln vom Blut der Pesttoten schwarz geworden sind, als das Schiff in einem Unwetter gesunken war. Sie deutete wieder zum Wasser hin und hatte sich die Brille aufgesetzt, weil die Sonnenstrahlen sie blendeten. »Sie ist aus den Fluten gestiegen wie ein Geist. Ich habe ihr Haar gesehen, das in einer blutroten Farbe leuchtete. Es… es sah so aus, als hätte es sich wirklich damit vollgesaugt. Das ist kaum zu begreifen.«
    »Allerdings.«
    Marion lehnte sich an ihn. »Um so toller finde ich es, daß Sie mir glauben.«
    Suko lächelte. »Jetzt fehlt nur noch meine Überzeugung, Marion. Aber die werde ich auch noch erhalten, wenn ich einen Beweis finde.«
    »Er ist tot.«
    »Woher wissen sie das?«
    »Ich weiß es, Suko. Wie hätte er denn überleben können. Man hat ihn in das Meer gelockt, und er ist doch ein Mensch, er ist ein Mensch, der einfach ertrinken muß, wenn sich seine Lungen mit Wasser füllen. Da kann er nicht atmen.«
    »Das denke ich auch.«
    »Also muß er ertrunken sein.« Sie ging einige Schritte vor und starrte gegen den Himmel. »Wissen Sie, worauf ich noch warte, obwohl es sich schlimm anhört?«
    »Nein!«
    Marion drehte sich um, damit sie Suko anschauen konnte. »Ich warte darauf, daß seine Leiche angeschwemmt wird und ich hier am Ufer sitze und es als Zeugin erlebe.« Sie nickte. »Ja, Suko, darauf warte ich, verdammt noch mal.«
    »Wünschen Sie sich das nicht, Marion!«
    »Ich weiß, aber es ist einfach schlimm. Ich kann an nichts anderes mehr denken. Ich will einfach nicht glauben, daß diese See meinen Freund behalten will. Wenn Sie gesehen hätten, wie fasziniert er von dieser Frau gewesen ist, dann hätten Sie nur den Kopf geschüttelt. Außerdem ist er nicht der einzige gewesen, den dieses Schicksal getroffen hat. Auch einheimische junge Männer hat es erwischt. Die Menschen hier leiden, das weiß ich genau, aber sie sind auch verbissen, und sie schaffen es doch nicht, sich gegen das Schicksal anzustemmen. Sie nehmen es wie eine Bestrafung hin, denn ihre Vorfahren müssen sich schlimm benommen haben. Deshalb die späte Rache der Lady Bluthaar.«
    »Aber Sie wollen es nicht hinnehmen.«
    »So ist es, Suko. Ich will keine Rache, ich will nicht einmal Genugtuung, sondern einfach nur wissen, was mit meinem Freund geschehen ist. Ich will ihn sehen, auch tot.« Sie schaute ihn an. »Ist das denn zuviel verlangt? Sagen Sie ehrlich.«
    »Überhaupt nicht.«
    »Eben.«
    Sie hatten sich unterhalten und waren während ihres Gesprächs am Strand entlanggegangen. Suko dachte über die wilde, im Innern oft unwegsame, gebirgige Insel nach, deren Menschen sich dieser Landschaft auch angepaßt hatten. Sie waren rauh, manchmal verschlossen, aber wer ihr Vertrauen erlangt hatte, der hatte auch Freunde fürs Leben gefunden.
    Suko konnte seine Blicke nicht von den Blutinseln lösen, die vor der Küste aus dem Wasser ragten.
    Bei diesem klaren Wetter waren sie besonders gut zu sehen. Angeblich

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