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0769 - Das Kollektiv

0769 - Das Kollektiv

Titel: 0769 - Das Kollektiv Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dario Vandis
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    Zamorra merkte, dass es ihm nach wie vor schwer fiel, Wvlaats Motive zu beurteilen. Er wusste einfach zu wenig über diese Welt. War es richtig, dass sie sich mit dem Facettenäugigen einließen? Kämpften sie womöglich auf der falschen Seite? Waren die Motive beider Seiten überhaupt einen Kampf wert…?
    Wir sind am Ziel, sagte Wvlaat.
    Sie hatten die Stadtgrenze erreicht. Vor ihnen erhob sich ein Felsmassiv, dessen Wände mehrere Dutzend Meter in den Himmel ragten und von unzähligen Ranken überwuchert waren.
    »Am Ziel? Ich sehe nichts weiter als eine massive Felswand.«
    Dahinter befindet sich das Herz des Kollektivs, darinnen Sklaven, die das Kollektiv seit einer Ewigkeit auf diesem Planeten gefangen hält. Als der Platz nicht mehr ausreichte, wurden der Rest des Planeten und schließlich das Schwestergestirn nutzbar gemacht. Zerstöre das Herz und du zerstörst das Kollektiv.
    Sie folgten Wvlaat, der an der Felswand entlang ging, bis zu einem würfelförmigen Gebäude. Die schwarze Fassade wirkte nicht gerade einladend. Als sie die Tür erreichten, löste die sich vor ihren Augen auf.
    Zamorra fühlte sich abermals an die Organhäuser der Silbermonddruiden erinnert. Gab es womöglich eine entfernte Verwandtschaft zwischen den Druiden und dem Kollektiv? Aber dieser Gedanke war wohl zu weit hergeholt.
    Das Innere des Gebäudes war - wie sollte es anders sein - von Pflanzensträngen durchzogen, die aus den Wänden wuchsen und anderswo wieder in ihnen verschwanden. Die Gegenwart der Besucher schien sie nicht zu beeindrucken.
    Wvlaat und Tdal gingen auf eine Doppelflügeltür zu. Zamorra und Nicole folgten ihnen und betraten eine kuppelförmige Halle, bei deren Anblick es ihnen - vor Erstaunen wie vor Grauen - die Sprache verschlug.
    Hatten sie in der Höhle auf dem Schwesterplaneten noch sieben Ewige gezählt, die sich in der Gewalt des Kollektivs befanden, so waren es hier Hunderte, ja vielleicht Tausende Gefangene, die allesamt menschliche Körperformen besaßen. Zum Großteil schien es sich um Angehörige der DYNASTIE DER EWIGEN zu handeln. Vielleicht, weil die Feindschaft zwischen dem Kollektiv und der Dynastie weitaus älter war als die Eroberungsgelüste der Unsichtbaren auf dem Planeten Erde?
    »Das ist…«, flüsterte Nicole ergriffen, »… das ist einfach…«
    »… schrecklich.« Zamorras Blick schweifte über Dutzende Gesichter, Dutzende Köpfe, denen die Schädeldecken fehlten. Endlich glaubte er zu ahnen, was die Unsichtbaren mit der Pflanzung von immer neuen Blumenkolonien auf der Erde bezweckt hatten. Sie wollten die Menschen erforschen -und wie konnten sie das besser als durch eine Entführung. Indem sie Menschen an einsamen Orten wie dem australischen Outback oder dem neuseeländischen Milford Sound verschwinden ließen - Orten, an denen kaum jemand nach ihnen suchte.
    Ich weiß, was Sie jetzt denken, Zamorra. Zum ersten Mal glaubte Zamorra in Wvlaats Facettenaugen so etwas wie Trauer zu erblicken. Wir hätten gern verhindert, was hier geschehen ist. Aber jetzt können wir es nicht mehr rückgängig machen. Diese Menschen sind Teil des Kollektivs geworden und für immer verloren.
    Dann blieb ihnen nur eins. Aus Rücksicht und Respekt vor dem Leben der Opfer musste diese Kuppelhalle zerstört werden. Wvlaat hatte Recht. Das gesamte Kollektiv musste vernichtet werden. Nicht auszudenken, wenn dieses unfassbare Geschöpf selbst eines Tages Zugang zur Erde finden und die Menschen zu Sklaven machen würde.
    »Wir sind einverstanden, Wvlaat«, sagte Zamorra leise. »Sagen Sie uns, wie wir Ihnen helfen können.«
    »Das sind wir nicht«, entgegnete eine Stimme hinter ihnen.
    Im selben Moment trat zwischen den Kokons ein Mann hervor, der ihnen grimmig entgegen blickte. In seiner Hand schimmerte ein Dhyarra.
    »Ted…«, entfuhr es Zamorra.
    ***
    Als die Fremden die Kuppelhalle betraten, war es, als würde in seinem Kopf ein Schalter umgelegt. Die Erinnerung brach sich Bahn.
    Sein Name war Ted Ewigk!
    Der Traum, den er zu Beginn seiner Gefangenschaft geträumt hatte, war die Wirklichkeit gewesen, nicht umgekehrt!
    Er kannte die beiden Menschen, die sich Zamorra und Nicole nannten. Sie hatten ihm von diesem fremden Planeten erzählt und ihn dazu gebracht, den lebensgefährlichen Trip in der Hornisse auf sich zu nehmen. Sie waren Schuld, dass er in die Gewalt des Insektenäugigen geraten war.
    Er spürte, wie ihn die Wut überkam. Zamorra hatte ihn hintergangen, betrogen, ausgenutzt. Er

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