0769 - Das Rätsel der schwarzen Madonna
eine Meldung an Jane durchgeben können, daß alles okay war, dann fiel das Gerät aus.
Jetzt hockte er hier. Wie lange? Er wußte es nicht, denn er hatte nicht mehr auf die Uhr geschaut.
Jedenfalls war es draußen noch nicht dunkel, auch wenn es durch das schlechte Wetter so aussah.
Der Regen fiel verdammt dicht, hatte den frühen Abend schon zur Nacht gemacht.
Contni bezeichnete sich nicht eben als einen gläubigen Menschen, dazu war er einfach zu zynisch, aber er respektierte die Religion seiner Mitmenschen. Bei ihm spielte es keine Rolle, zu welchem Gott sie beteten und wie dieser hieß.
Er scheute sich auch nicht davor, Kirchen zu betreten. Er kannte viele von innen, schon allein aus beruflichen Gründen. Deshalb konnte er auch über die Atmosphäre mitreden, die in diesen Räumen herrschte, aber hier in der Kapelle kam er sich doch komisch vor. Hier war alles anders.
Es war einfach dieser Raum, in dem sich etwas Ungewöhnliches befand. Es war eingeschlossen zwischen den Wänden, ein Etwas, ein Geist, eine besondere Ausstrahlung, die irgendwie negativ auf ihn wirkte.
Hai fühlte sich in dieser Kirche nicht wohl.
Gut, er war kein gläubiger Katholik oder Protestant, aber im Innern einer Kirche herrschte schon eine besondere Atmosphäre. Genau diese Atmosphäre hatte er hier vermißt. Die Kapelle war leer.
Nicht von den Gegenständen her gesehen, es fehlte hier das Flair. Die Kapelle war von einer geistigen Leere erfüllt, so seltsam sich das auch anhörte.
Geistige Leere…
Als hätte jemand etwas weggenommen.
Contni nickte bestätigend, denn immer wieder dachte er darüber nach, ja, das war es, eine spirituelle Leere, als hätte der Herrgott hier Reißaus genommen.
Sehr seltsam…
Hai runzelte die Stirn, veränderte seinen Platz und versuchte, mit seinen Blicken das graue Dämmerlicht zu durchdringen. Das war schwer, denn so etwas wie eine fleckige Dunkelheit hüllte ihn ein. Dort, wo noch graues Licht durch die schmalen Fenster sickern konnte, hielt sich der Schein, ansonsten verlor er sich.
Hai hatte auch eine Taschenlampe mitgenommen. Er überlegte, ob er sie einschalten sollte, ließ es dann aber bleiben. Er wollte sich durch den huschenden Lichtstrahl nicht verraten, denn auf irgendeine Art und Weise kam er sich beobachtet vor.
Jemand lauerte hier.
Natürlich nicht sichtbar. Hai fühlte sich bestimmt nicht ohne Grund unwohl. Es lag auch nicht an dem peitschenden Regen oder am heulenden Wind. Es war etwas anderes, das ihn störte.
Er zog die Beine an. Lange würde er nicht mehr auf dem Fleck sitzen bleiben, da mußte sich einfach etwas tun. Er wollte jetzt doch das Risiko eingehen und die Kapelle im Licht seiner kleinen Taschenlampe durchsuchen.
Wieder holte er die Flasche hervor, nahm einen Schluck, fühlte sich dann besser und untersuchte noch einmal seine Kamera. Dieses Werkzeug mußte funktionieren. Er wollte nicht, daß es ihm damit so ging wie mit dem Funkgerät. Das hatte er auch nicht verdient, fand er.
Warten, nur warten…
Er ließ die Flasche verschwinden. Leise fluchte er vor sich hin. Mit der rechten Handfläche schabte er über seine Wange und spürte den Bart, der schon vier Tage alt war. Er verdeckte einen Teil der tiefen Falten, die sich in sein Gesicht gegraben hatten. Auch eine Folge seines Jobs, denn als Reporter alterte man schneller.
Aufstehen, sich bewegen, etwas herumgehen und noch eine halbe Stunde warten. Wenn sich bis dahin nichts getan hatte, würde er die Kapelle verlassen und zu Jane Collins gehen. Sie konnte ihn dann ablösen und ihren Wagen verlassen, wo sie bestimmt nicht so fror wie er hier.
Noch einmal drückte Contni sich gegen die Wand. Er wollte sie als Stütze nehmen, kam auch hoch und stand kaum auf den Füßen, als er das Geräusch hörte.
Direkt von der Eingangstür her.
Das war nicht der Wind, der sie bewegte. Da kam jemand, denn dieses typische Knarren hatte auch er bei seinem Eintritt verursacht.
Wer kam?
Elenor?
Es brauchte nicht sie zu sein, denn auch Jane Collins konnte neugierig sein und nachschauen wollen, aus welchem Grund er sich nicht meldete. Anstatt seinen Weg durch die Kapelle aufzunehmen, duckte er sich wieder, um ein so kleines Ziel wie möglich zu bieten.
Hai Contni wartete. Vergessen waren die lange Warterei, die Feuchtigkeit, das Fluchen, er wußte genau, daß sich in wenigen Minuten etwas ereignen würde.
Statt dessen bewegte er sich so weit zurück, bis er mit dem Rücken die Wand berührte - so konnte ihm keiner in
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