0769 - Kinder der Unendlichkeit
sind. Über allem vergeßt aber bitte nicht, daß es einige Tote gegeben hat."
„Sind wir denn nun vor weiteren Zwischenfällen sicher?" fragte Atlan.
„Hundertprozentig", erwiderte Lloyd.
„Zweihundertprozentig", bekräftigte Gucky.
Rhodan verließ die Zentrale. Er war beruhigt und wandte sich neuen Problemen zu. In Gedanken versunken stieg er in den abwärts gepolten Antigravschacht - und stürzte haltlos in die Tiefe. Er schlug mit den Armen um sich und versuchte, den nächsttieferen Ausgang zu erreichen, aber seine Hände verfehlten die Kante. Unwillkürlich schrie er auf. Unter sich sah er den gähnenden Abgrund. Der Schacht war über tausend Meter tief.
Rhodan schaltete sein Armbandfunkgerät ein.
„Gucky", rief er.
Bruchteile von Sekunden später materialisierte der Mausbiber bereits über ihm und stürzte mit ihm zusammen weiter ab. Der Ilt zog sich telekinetisch an ihn heran. Rhodan streckte ihm die Arme entgegen. Als sich ihre Hände berührten, teleportierten sie aus dem Schacht heraus.
Sie materialisierten auf einem Gang der unteren Decks.
„Das war knapp", sagte Rhodan keuchend. „Viel später hättest du nicht kommen dürfen."
Er kehrte zum Antigravschacht zurück und stellte fest, daß die Aggregate inzwischen wieder einwandfrei liefen.
„Nein", erklärte der Ilt, noch bevor Rhodan fragen konnte. „Es war nicht das paralysierte Ding da draußen. Bestimmt nicht. Es muß ein technischer Versager gewesen sein."
„Für einen solchen Fall gibt es automatische Sicherungen, Kleiner", erwiderte Rhodan nachdenklich. „Keine davon ist eingesprungen. Nein, an eine technische Panne glaube ich nicht."
Er drückte einen Alarmknopf, der die Wartungsmannschaften auf den Plan rufen würde. Gleichzeitig setzte er sich per Funk mit dem verantwortlichen Offizier in Verbindung und informierte ihn über den Zwischenfall.
„Ich will, daß die gesamte Anlage überprüft wird", sagte er.
„Und dann erwarte ich einen Bericht von Ihnen."
„Und was jetzt?" fragte Gucky, als Rhodan das Funkgerät abgeschaltet hatte.
„Jetzt möchte ich dich bitten, mich in meine Kabine zu bringen", erwiderte Rhodan.
*
Dr. Merveur tippte immer wieder auf die Ruftaste seines Videogeräts, bis sich plötzlich ein Offizier aus einem der anderen Gleiter meldete.
„Was wollen Sie denn, zum Teufel?" fragte der Mann. Er war wesentlich älter als der Arzt. Sein Haar war schlohweiß, und sein Gesicht trug die Spuren eines abenteuerlichen Lebens.
„Zunächst möchte ich Sie darauf hinweisen, daß die Funkgeräte wieder funktionieren."
„Na schön. Was wollen Sie sonst noch?"
„Haben Sie noch nicht gemerkt, daß alle Gleiter in eine andere Richtung fliegen? Und jeder Pilot ist vermutlich davon überzeugt, daß er als einziger den richtigen Kurs eingeschlagen hat."
Der Offizier verengte die Augen.
„Aber Sie Schlauberger glauben das nicht, wie?" fragte er zynisch.
„Ich schwebe auf der Stelle dicht unter den Wolken und habe eine hervorragende Übersicht. Das ist etwas, um das mich mancher Offizier beneiden sollte."
„Ist das alles, was Sie zu sagen haben?"
„Nein. Ich stelle fest, daß wir uns verirrt haben. Offenbar ist sich dessen außer mir niemand bewußt."
Der Offizier wandte sich ab, sagte etwas zu seinem Begleiter in seiner Maschine. Als er Merveur wieder ansah, war er nachdenklich geworden.
„Sie haben recht", sagte er. „Hier ist etwas faul. Bleiben Sie, wo Sie sind, und versuchen Sie, Verbindung mit der SOL zu bekommen. Ich werde mich bemühen, die Männer in den anderen Gleitern zu erreichen."
Er schaltete sein Gerät aus. Dr. Merveur lehnte sich in seinem Sessel zurück.
„Wird Sie eigentlich jemand in Ihrer Abteilung vermissen?"
fragte er den Reporter boshaft.
„Das weiß ich nicht", antwortete Birp gelassen, „aber ich weiß genau, daß es in der SOL eine Menge Leute gibt, die verdammt froh sind, wenn Sie Grobian sich so bald nicht wieder im Schiff blicken lassen."
Dr. Merveur drehte sich langsam um.
„Die Kinder", sagte er bestürzt. „Wie konnte ich sie nur vergessen."
„Wovon sprechen Sie?"
„Von den Neugeborenen selbstverständlich." Dr. Merveur jagte den Gleiter nach Westen.
„Wollen Sie nicht warten? Der Offizier hat es befohlen."
„Die Offiziere sollen sich selbst um sich kümmern. Außerdem können wir Rhodan informieren, und er kann einen Suchtrupp zusammenstellen. Das alles geht mich nichts an. Ich bin Arzt. Ich muß in die Klinik zurück."
„Sie fliegen
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