0769 - Kinder der Unendlichkeit
in der falschen Richtung. Diese Berge habe ich nie zuvor gesehen."
Dr. Merveur wurde unsicher. Auch ihm war, als habe er die Landschaft, die sie überflogen, auf dem Weg zum Jagdgebiet nicht passiert. Er behielt den Kurs dennoch bei. Die Maschine raste dicht über die Gipfel der Berge hinweg und stieß durch Wolkenschleier hindurch. Dann plötzlich tauchten die drei Schiffsteile der SOL vor ihr auf.
„Ich habe es doch gewußt", rief der Gynäkologe triumphierend.
Er hämmerte mit den Fingerspitzen auf die Ruftaste seines Videogeräts. Der Bildschirm erhellte sich. Dr. Merveur meldete sich zurück.
„Lassen Sie mich durch eine Strukturschleuse herein", bat er.
„Die Schutzschirme sind abgebaut worden", erwiderte der Funkoffizier. „Sie sind nicht mehr notwendig."
Dr. Merveur stutzte, ging dann aber kommantarlos über diese Nachricht hinweg. Er berichtete, was mit der Expedition geschehen war. Als der Gleiter im Hangar landete, wechselte das Bild. Das Gesicht Perry Rhodans erschien auf der Projektionsfläche. Dr. Merveur wiederholte seinen Bericht.
„Die Situation müßte in der letzten Stunde besser geworden sein", sagte Rhodan, als er geendet hatte. „Seit etwa einer Stunde ist das Wesen in der Umgebung der SOL paralysiert."
„Es hat sich aber nichts geändert", erwiderte der Gynäkologe.
„Wir haben nichts davon gemerkt."
„Bitte, kommen Sie in meine Kabine", sagte Rhodan und schaltete ab.
Dr. Merveur stieg aus.
„Kehren Sie in Ihre Redaktionsräume zurück, Birp", sagte er.
„Machen Sie Ihren großen Bericht."
„Um ganz ehrlich zu sein, Doktor", entgegnete der Reporter.
„Ich bin froh, mich aus Ihrer Nähe zurückziehen zu können."
„Wenn Ihnen meine Art nicht paßt, dann machen Sie doch einen Film über mich."
„Das ist eine gute Idee. Ich werde Sie darin als miesen Knilch darstellen."
„Wunderbar", sagte Dr. Merveur grinsend. „Ich habe schon immer gerne Filme gesehen, in denen es etwas zu lachen gibt."
Er ließ den Reporter stehen und eilte davon.
Rhodan war allein in seiner Kabine, als der Arzt eintrat.
„Nehmen Sie es mir nicht übel", sagte Merveur. „aber ich möchte mich so kurz wie möglich fassen. Es zieht mich in meine Klinik."
„Das verstehe ich, Doktor. Ich habe auch nicht vor, Sie lange aufzuhalten. Haben Sie inzwischen eine Erklärung für die Massengeburten?"
Der Gynäkologe war überrascht, daß Rhodan auf dieses Thema zu sprechen kam.
„Eigentlich nicht", erklärte Merveur. „Ich vermute jedoch, daß der Flug durch n-dimensionale Bereiche der auslösende Faktor dafür gewesen ist. Es könnte sein, daß die Ungeborenen von bisher unbekannten Strahlungen getroffen worden sind."
„Soweit ich mich erinnere, sind aber keine Schädigungen bei den Kindern festgestellt worden."
„Das ist richtig. Alles ist normal." Rhodan wandte sich den Ereignissen zu, von denen die Jagdexpedition betroffen worden war. Noch einmal ließ er sich von Merveur schildern, was geschehen war.
Dann entließ er den Arzt.
Rhodan blieb nachdenklich in seiner Kabine. Vergeblich versuchte er, die noch offenen Fragen zu beantworten. Er konnte sich nicht erklären, weshalb die rätselhaften Störungen an Bord und außerhalb der Raumschiffe nach der Paralisierung des Gigantwesens noch aufgetreten waren.
„Irgend etwas haben wir alle übersehen", sagte er, während er sich etwas Kaffee aus dem Automaten zapfte. Er trank den Becher auf einen Zug aus. Unversehens dachte er wieder an die Massengeburt, und er erinnerte sich an die Worte des Gynäkologen. Ein ungeheuerlicher Verdacht stieg in ihm auf.
Er verließ seine Kabine und eilte zum nächsten Antigravschacht. Unwillkürlich zögerte er, bevor er sich den Schwerefeldern anvertraute. Es trat jedoch keine Störung ein.
Rhodan erreichte die Klinik Dr. Merveurs, ohne aufgehalten zu werden.
„Wo ist der Arzt?" fragte er die Assistentin, die ihn empfing.
„Dr. Merveur untersucht eine Patientin", erwiderte sie. „Sie können nicht zu ihm."
„Das habe ich auch gar nicht vor. Ich möchte die Kinder sehen."
Eine Tür öffnete sich. Eine junge Frau trat ein. Ihr Gesicht war gerötet, Ihre Lippen zuckten.
„Verschwinden Sie, Rhodan", schrie sie. „Wir werden nicht zulassen, daß Sie uns die Kinder wegnehmen."
Er blickte sie verblüfft an. „Das habe ich gar nicht vor", entgegnete er.
Zwei weitere Frauen drängten sich herein. Auch sie befanden sich in einem geradezu neurotischen Zustand. Ihre Gesichter waren gerötet, und ihre
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