Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0770 - Kind der Finsternis

0770 - Kind der Finsternis

Titel: 0770 - Kind der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roger Clement
Vom Netzwerk:
ich nicht«, sagte Nicole.
    »Wieso?« Der Guru drehte seinen knochigen Schädel in ihre Richtung.
    »Vasu ist doch ein kleines Kind, ein Baby oder Säugling! Er wurde erst vor wenigen Jahren geboren, wenn ich es richtig verstanden habe. Was geschah denn vor seiner Geburt? Gab es da keinen Ausgleich zwischen Göttern und Dämonen?«
    »Doch, den gab es. Vasu wurde wieder geboren. Er ist zwar ein Halbgott, doch auch Halbgötter und Götter sind in Indien sterblich. Der frühere Vasu wurde fünfhundert Jahre alt und starb dann. Doch sein Bewusstsein suchte sich den Körper eines Ungeborenen, um seine Aufgabe weiterhin erfüllen zu können.«
    Nicole nickte. Sie hatte momentan nicht bedacht, dass die Wiedergeburt in Indien eine wichtige Rolle spielt. Nicht nur bei den Menschen, sondern offenbar auch bei den Göttern…
    Zamorra stellte nun die entscheidende Frage.
    »Hast du in deinem Traum denn auch gesehen, wo sich Vasu aufhält? Oder kannst du es uns generell sagen?«
    Der Guru schwieg einen Moment lang. Er starrte ins Leere, als ob er inneren Visionen nachhängen würde. Vielleicht war das auch wirklich so.
    Aber in diesem Moment geschah etwas.
    Die Atmosphäre in dem Raum änderte sich. Zamorra griff instinktiv nach seinem Amulett, das er wie immer an einer abnehmbaren Kette um den Hals trug. Das Haupt des Siebengestirns von Myrrian-ey-Llyrana wurde vor fast einem Jahrtausend Jahren von Merlin aus der Kraft einer entarteten Sonne gefertigt. Das handtellergroße Amulett besaß neben vielen anderen Eigenschaften jedenfalls die Fähigkeit, durch Erwärmung vor schwarzmagischer Gefahr zu warnen.
    Und genau das passierte nun. Bisher hatte eine normale, entspannte Stimmung geherrscht. Die Anhänger des Gurus lauschten brav und schweigend dem Gespräch zwischen ihrem Herrn und Meister einerseits und Zamorra und Nicole andererseits. Keiner von ihnen war durch eine Zwischenfrage oder Ähnliches in Erscheinung getreten.
    Zamorra spürte, dass plötzlich eine nicht greifbare Entität sich mit ihnen im Raum aufhielt. Ein feinstoffliches Wesen von absoluter Bosheit. Anders konnte man das nicht ausdrücken.
    Der Dämonenjäger hielt seine Fingerspitzen locker auf den geheimnisvollen Hieroglyphen, die sich von der erhabenen Oberfläche abhoben. Wenn er die Symbole auf eine bestimmte Art millimeterweise verschob, schossen silbrige Blitze aus der Mitte des Kleinods. Diese Energie wirkte sich auf die meisten schwarzmagischen Gegner vernichtend aus. Oft genug griff das Amulett auch aus eigener Initiative an, wenn es eine dämonische Bedrohung ortete.
    In letzter Zeit hatte Merlins Stern allerdings manchmal nicht funktioniert. Doch momentan war zumindest die Warnung vor schwarzmagischen Einflüssen aktiv. Selbst wenn sich das Amulett nicht erwärmt hätte, wäre Zamorra und Nicole die plötzliche Veränderung im Raum aufgefallen.
    Auch der Guru und seine Anhänger schienen sich plötzlich nicht mehr wohl in ihrer Haut zu fühlen. Sie alle schauten sich irritiert um, als ob es etwas Bedrohliches zu sehen gäbe. Aber da war nichts.
    »Böse«, murmelte Meister Nando, »sehr böse…«
    Er machte ein paar Handbewegungen. Vielleicht waren es alte hinduistische Gesten, mit denen man sich vor unbegreiflicher dämonischer Gefahr schützen konnte.
    Auf jeden Fall nützten sie nichts. Denn plötzlich rastete einer der Guru-Anhänger aus!
    Zamorra und auch Nicole hatten schon öfter miterleben müssen, wie ein Mensch völlig unerwartet von einer schwarzmagischen Macht befallen wird. Das fremde Bewusstsein nahm den Geist des »Wirtskörpers« gefangen und ergriff Besitz von dem wehrlosen Opfer. Der menschliche Körper wurde zum Werkzeug eines Dämons!
    Alle anderen Anwesenden, Meister Nando eingeschlossen, reagierten völlig panisch. Das war aus ihrer Sicht allerdings auch verständlich.
    Das Dämonenopfer sprang auf!
    Eben noch war er ein friedlich aussehender junger Mann gewesen. Ein Sympath, mit randloser Brille, Jeans und hellem T-Shirt. Ein netter Mensch, dessen Gesicht man sofort wieder vergisst, wenn er einem begegnet.
    Aber dieses Gesicht war im Handumdrehen zu einer Hassfratze geworden!
    »Brian!«, stammelte ein Mädchen, das neben ihm gekauert hatte. »Was ist mit dir?«
    Der als Brian Angesprochene zitterte am ganzen Körper. Ob vor Wut oder vor Schmerzen, konnte niemand sagen. Auf jeden Fall waren seine Augen so verdreht, dass man die Pupillen nicht mehr sehen konnte. Aus den Augenhöhlen starrte den Anwesenden nur das Weiße

Weitere Kostenlose Bücher