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0770 - Kind der Finsternis

0770 - Kind der Finsternis

Titel: 0770 - Kind der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roger Clement
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aufgeschlossener sein?«
    »Dieses verschwundene Kind ist immerhin sein Sohn. Es ist ihm vielleicht nicht gleichgültig, dass Vasu von Dämonenhorden irgendwo im Kosmos gefangen gehalten wird.«
    Zamorra spürte, dass Nicole noch nicht überzeugt war. Aber da sie keine bessere Idee hatte, machten sich die beiden Dämonenjäger auf den Weg. Sie nahmen eines der berühmten Londoner Taxis, um sich durch den abendlichen Berufsverkehr zu kämpfen.
    Das Meditiationszentrum der »Gandharva Society« befand sich in dem Londoner Stadtteil Fulham. Es war eine durchschnittliche Wohngegend, weder ein Nobelviertel noch ein Slum. Das Taxi hielt in einer ruhigen Straße. Zamorra bezahlte den Rasta-Fahrer, der die ganze Zeit zu Reggae-Rhythmen mit dem Kopf gewackelt hatte.
    Das Haus war in einem hellen Orange gestrichen. Auf der Schmalseite prangte ein riesiges gemaltes Porträt des Gurus.
    »Der muss sich ja wirklich für einen ausgesprochenen Hübschling halten«, mutmaßte Nicole.
    »Jedenfalls werden wir den großen Meister sofort erkennen, wenn wir ihm begegnen.«
    Nicole betätigte den Türklopfer, der die Form eines vergoldeten Löwenkopfes hatte. Überhaupt war die massive Eingangstür mit Motiven aus der indischen Geschichte verziert.
    Man sah Elefanten, Tiger, aber auch Turbanträger im Kampf oder bei der Verehrung von Gottheiten.
    Doch die Frau, die nun öffnete, war keine Inderin.
    Zamorra schätzte die »Empfangsdame« auf Ende zwanzig.
    Sie trug ein schlichtes Batikkleid und ein überirdisches Lächeln auf dem Gesicht. Ihre John-Lennon-Brille und ihr glattes langes Blondhaar ließen sie wie ein lebendes Relikt aus der Flower-Power-Zeit erscheinen. Aber in den Sechziger Jahren war sie offensichtlich noch nicht einmal geboren. Auf jeden Fall erwartete die freundliche junge Lady selbst ein Kind. Das konnte man auf den ersten Blick erkennen.
    »Ich bin Trish«, begrüßte sie die beiden Dämonenjäger mit heller Stimme. »Was führt euch zu uns, Freunde?«
    »Wir wollen mit Meister Nando reden«, erwiderte Zamorra wahrheitsgemäß.
    Trish seufzte verzückt, als der Name ihres Gurus erklang.
    »Ihr habt Glück. Gerade heute findet die öffentliche Fragestunde von Meister Nando statt. Folgt mir bitte, Freunde!«
    Zamorra und Nicole traten in das Haus ein. Es roch nach schwerem süßlichem Räucherwerk. Im Hintergrund erklang leise klassische indische Musik, die durch verborgene Lautsprecher drang.
    Trish geleitete die beiden Dämonenjäger in einen großen Meditationsraum. Die Schmalseite des Saales wurde durch eine Statue geprägt, die offenbar Gandharva darstellen sollte.
    Der Künstler hatte den Gott als gut aussehenden Mann in traditioneller Kleidung und mit einer Krone auf dem Kopf gesehen. Von einem normalen Sterblichen unterschied sich Gandharva allerdings dadurch, dass er sechs Arme hatte.
    Natürlich durfte auch ein großes Porträt von Meister Nando nicht fehlen. Es hing hinter einer Art samtbezogenem Thron an der Wand.
    Auf Meditationskissen hatte sich ungefähr ein Dutzend Männer und Frauen versammelt. Einige trugen pseudoindische Gewänder wie Trish. Aber andere waren ganz unauffällig gekleidet.
    »Wie kommt es, dass keiner von denen ein Inder ist?«, raunte Nicole ihrem Gefährten zu. »An Indern herrscht hier in London ja nun wirklich kein Mangel!«
    Trish wandte sich mit ihrem Dauerlächeln an die Dämonenjägerin.
    »Was hast du gesagt, Schwester?«
    »Nichts, Schwester. Ich habe nur ein Gedicht zitiert.«
    »Oh, das ist schön. Meister Nando liebt die wohlklingenden Worte, genau wie Gandharva es tut.«
    Mit diesen Worten faltete sie die Hände vor der Brust und verneigte sich vor der Statue des indischen Gottes. Zamorra fragte sich innerlich, ob er und Nicole nicht im falschen Film waren. Der ganze Zirkus in diesem Meditationszentrum entsprach dem üblichen Sekten-Klimbim, mit dem ein fernöstlicher Guru sich auf Kosten seiner westlichen Anhänger eine goldene Nase verdiente.
    Nicole hatte vollkommen Recht. Man sah hier keine Inder, weil die ihre eigene Religion kannten und nicht auf jeden Scharlatan hereinfielen, der sich als Meditationsmeister ausgab.
    Wie kam er, Zamorra, überhaupt auf den Gedanken, hier wichtige Informationen über das Götterkind erhalten zu können? Verschwendeten sie in dem Zentrum nicht nur ihre kostbare Zeit?
    »Heute haben wir eine öffentliche Fragestunde, wie gesagt«, erklärte Trish noch einmal. »Jeder ist eingeladen, uns zu besuchen und Meister Nando Fragen zu Leben und

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