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0770 - Kind der Finsternis

0770 - Kind der Finsternis

Titel: 0770 - Kind der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roger Clement
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regelmäßig gebadet und so weiter. Nachts durftest du sogar im Garten ein wenig spazieren gehen. Die Geburt verlief ohne Schwierigkeiten. Als alles überstanden war, hat man dich in eine dieser eisernen Flugmaschinen gesetzt und nach Indien zurückgeschafft. Und der Segen des Vergessens wurde dir ebenfalls geschenkt.«
    »Segen nennst du das? Es ist ein Fluch!«
    »Sag bloß, es gefällt dir, Mutter zu sein!«, höhnte Kali.
    »Ja, es gefällt mir! Ich will endlich mein Kind in meinen Armen halten!«
    »Dann musst du nach London reisen. Mehr kann ich dir nicht sagen.«
    Die Worte der Todesgöttin verklangen im Nachtwind. Kali hatte offenbar keine Lust mehr, sich weiterhin mit Asha Devi zu unterhalten. Die Inkarnation der Göttin verschwand.
    Asha Devi stand allein zwischen den verkohlten Leichen des Verbrennungsplatzes. Ja, sie würde nach London reisen, gleich am nächsten Morgen. Schließlich war sie inzwischen vom Dienst suspendiert. Hatte ihr Kommandant nicht gesagt, sie sollte Urlaub machen?
    Das werde ich tun!, dachte Asha Devi mit grimmigem Humor. Bin gespannt, was der Superintendent sagt, wenn ich mit einem Baby auf dem Arm zum Dienst zurückkehre!
    ***
    Hotel Imperial, London, England
    »Gandharva.«
    Nicole Duval tippte den Namen des indischen Gottes auf der Notebook-Tastatur ein. Sie hatte ihr neues Handy mit dem tragbaren Computer verbunden und gelangte auf diese Weise ins Internet.
    »Eine Liebesaffäre mit Asha Devi«, murmelte sie. »Nun ja, über Geschmack lässt sich ja bekanntlich streiten.«
    »Auch Götter können sich irren«, philosophierte Zamorra, der auf dem Sofa neben seiner Lebens- und Kampfgefährtin saß.
    »Vielleicht hat unsere streitbare Dämonenpolizistin ja verborgene positive Eigenschaften, von denen wir nichts ahnen.«
    »Dann müssen sie aber sehr gut verborgen sein.«
    Während Zamorra und Nicole miteinander sprachen, suchte das Programm nach Informationen über Gandharva.
    »Wir haben jedenfalls kein Geheimdossier über diesen Gott in unseren Beständen, Chef«, stellte Nicole nach einer Weile fest. »Muss ein ziemlich unbeschriebenes Blatt sein, dieser Gandharva. Jedenfalls war er nie in Kämpfe mit schwarzmagischen Finsterlingen verwickelt. Zumindest haben wir keine Erkenntnisse darüber.«
    »Es gibt in Indien unzählige Götter«, erinnerte Zamorra seine Gefährtin. »Nicht jeder von ihnen kann eine solche Schlüsselrolle spielen wie Brahma, Krishna oder eben Shiva.«
    Nicole nickte, während sie eine spezielle Suchmaschine öffnete.
    »Da haben wir schon etwas mehr Information über ihn, Chef. Gandharva ist der Gott der Musik, des Tanzes, der Medizin, aber auch des Liebeszaubers. Oft erscheint er auf Erden als gut aussehender Mann, dem die Frauen nicht widerstehen können. Gandharva wurde von der Göttin der Sprache gestillt, sodass er ein sprachgewandter Liebhaber ist. Jedenfalls ist Asha Devi seinem Charme erlegen. Ich verstehe nur nicht, warum du jetzt so eine Art Patenonkel für den kleinen verschollenen Halbgott spielen sollst.«
    Zamorra schmunzelte. »Den Patenonkel will ich überhört haben. Ehrlich gesagt verstehe ich es selbst nicht ganz, Nici. Aber du weißt ja, dass Götter ihre eigene Logik haben.«
    »Wahrhaftig.« Die Französin seufzte.
    »Für mich zählt die Bedrohung durch die Dämonenwelt. Da nehme ich Shiva durchaus ernst. Der Mondgott der Berge hat uns bisher noch niemals hinter das Lieht geführt. Wenn auch nur die geringste Gefahr besteht, dass die Höllenkräfte wirklich an Macht gewinnen, ist das Grund genug zum Eingreifen.«
    Nicole stimmte zu. Während sie mit Zamorra sprach, hatte sie das Suchprogramm weiterlaufen lassen.
    »Ah, es gibt sogar einen Gandharva-Kult gleich hier in London. Wie praktisch!«
    Die Dämonenjägerin klickte auf die Homepage einer Religionsgemeinschaft, die sich »Gandharva Society« nannte.
    Zamorra und Nicole betrachteten das bärtige Gesicht eines indischen Gurus, dessen Foto die Internet-Seite dominierte.
    »Der ist aber nicht gerade ein Adonis«, fällte Nicole ihr Urteil.
    »Das ist ja auch nicht Gandharva selbst, sondern Meister Nando.«
    »Danke, ich kann selbst lesen, Chef. Willst du dem Guru einen Besuch abstatten?«
    »Warum nicht? Irgendwo müssen wir ja mit unserer Suche anfangen. Vielleicht kann Meister Nando uns ja einen Kontakt zu seinem Lieblingsgott vermitteln.«
    Nicole war skeptisch.
    »Wenn Shiva schon keine genaueren Informationen geben konnte oder wollte, warum sollte dann Gandharva

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