0771 - Rückkehr der SOL
ich habe den Eindruck, daß Miß Hildenbrandt fest entschlossen ist, die Moral der Schiffsbesatzungen zu untergraben."
„So, und darf ich vielleicht nach Ihrer Moral fragen, Leutnant?
Ist die auch schon untergraben?"
Janak Raydocs Wangen färbten sich dunkel. Er suchte nach Worten. Reginald Bull erhob sich und kam auf ihn zu.
„Also, was war los?"
„Nichts, Sir", antwortete Raydoc stammelnd. „Ich habe mich mit Miß Hildenbrandt unterhalten. Sie will die Männer aus den Schiffen herauslocken."
Bully blickte Danton an. Er schob die Hände in die Hosentaschen.
„Ist das nun ernstzunehmen oder nicht?" forschte er.
„Das ist es, Sir", beteuerte der Leutnant.
„Und wie will sie das anstellen?" fragte Danton.
„Das ist mir nicht ganz klar", antwortete Raydoc. „Miß Hildenbrandt betonte jedoch, daß Sie sehr genau wisse, was sie wolle."
„Was, zum Teufel, entsteht an der Baustelle?" brüllte Bully wütend.
„Sie nannte es ein Informationszentrum, Sir", erwiderte Raydoc unsicher. „Genauer ließ sie sich darüber nicht aus."
„Ein Informationszentrum?" Bully wandte sich an Danton. „Wen will sie über was informieren?"
„Unsere ledigen Besatzungsmitglieder über die ledigen Frauen auf diesem Planeten", antwortete Danton nach kurzem Zögern.
Bully schüttelte den Kopf. Er gab dem Leutnant mit einer knappen Geste zu verstehen, daß er gehen konnte.
„Das glaube ich nicht", entgegnete er. „Dazu ist ein solcher Aufwand wohl nicht notwendig."
Leutnant Raydoc verließ die Kabine. Kurz darauf trat NUG-Ingenieur Halp Xmerhouk ein.
„Ich komme gerade von einer Untersuchung des Fragmentraumers zurück", meldete er. „Ich habe den Eindruck, daß wir in dem Schiff umfangreiches Ausrüstungsmaterial gewinnen können, das wir für die Produktionsanlage verwenden können."
„Gut", sagte Bull. „Wir sind uns darüber einig, daß die Schiffe konsequent ausgeschlachtet werden, soweit das für die Produktionsanlage notwendig ist. Lassen Sie sich also nicht davon abhalten."
„Befürchten Sie keine Schwierigkeiten mit den Frauen, Sir?"
Bully schüttelte den Kopf.
„Nein", erwiderte er. „Die Raumfahrtspezialisten befinden sich an Bord der Schiffe. Unter den Frauen gibt es keine Kapazitäten, die die Situation in den ausgeschlachteten Raumern wirklich beurteilen können. Und unter den männlichen Bewohnern dieses schönen Planeten auch nicht."
„Ich fürchte dennoch, daß Mayk Terna früher oder später eine Besichtigung der Schiffe verlangen wird", sagte Roi Danton.
„Was machen wir dann?"
„Dann führen wir ihr Potemkinsche Dörfer vor", antwortete Bully. „Wir zeigen ihnen alles, was sie sehen können, ohne mißtrauisch zu werden, und bluffen ansonsten, wo wir nur können."
„Glauben Sie wirklich, daß so etwas gutgehen kann?" fragte Xmerhouk zweifelnd.
„Davon bin ich überzeugt. Mayk Terna soll nur kommen."
Reginald Bull schaltete das Videogerät ein.
Auf dem Bildschirm erschien die Großbaustelle, an der die Produktionsanlage für die Hochdruck-Kompressionsballung positiv geladener Protonenmassen errichtet wurde.
Da das Basismaterial einsatzbereit auf den verschiedenen Raumschiffen vorhanden war, konnte auf zahlreichen, in der Zwischenzeit gegossenen Fundamenten aus Plastikbeton bereits mit dem Aufbau begonnen werden. Die Arbeiten hatten schon überraschend gute Fortschritte gemacht, obwohl die Spezialkommandos noch nicht einmal acht Stunden im Einsatz waren.
„Ich muß Ihnen ein Kompliment machen, Halp", sagte Bully.
„Ich habe nicht damit gerechnet, daß wir so schnell vorankommen würden."
„Wenn wir dieses Tempo halten können, dann ist die Anlage in etwa zwei Wochen einsatzbereit", entgegnete der Ingenieur.
Bully lachte.
„Übertreiben Sie nicht", sagte er. „Alles braucht seine Zeit."
Acht Stunden später verließ Reginald Bull die PHARAO in einem Gleiter. Er war ausgeruht und hatte gut geschlafen. Und er befand sich in blendender Laune, zumal er noch nicht daran gedacht hatte, welche Schwierigkeiten ihm die Frauen von Ovarons Planet machen konnten. Das änderte sich schlagartig, als der Gleiter aus der Schleuse herauskam.
Bully blickte zuerst nach Osten, und er sah, daß die Arbeiten auf diesem Abschnitt über Nacht gute Fortschritte gemacht hatten. Jetzt arbeitete allerdings niemand mehr. Alle Männer, die auf der Baustelle waren, richteten ihr Augenmerk nach Westen.
Bully drehte sich um, und ihm stockte der Atem.
Auch die Frauen von Ovarons Planet waren
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