0773 - Das Mädchen von Avalon
abgelegt.
Nicole war es, die das Biest im Rückspiegel sah. Die Französin schrie auf. »Seht, da hinten!«
Die Köpfe Zamorras und Tendykes ruckten herum. Die Schlange wand sich auf sie zu. Große, alte Reptilienaugen waren auf sie gerichtet.
Zamorra hielt dem Untier das Amulett entgegen. Die schwarzmagische Kraft, die die Kreatur verströmte, war immens.
»Großer Gott«, entfuhr es Nicole. Sie drehte den Zündschlüssel, der Motor heulte auf. Dann legte Nicole den Rückwärtsgang ein, gab Gas und ließ die Kupplung kommen.
Der Wagen vollführte einen Satz nach hinten. Fünf, sechs Meter, dann riss Nicole am Schalthebel, legte den ersten Gang ein. Wie wild kurbelte sie am Lenkrad. Mit schleifender Kupplung jagte sie nach links davon.
»Stopp!«, brüllte Zamorra.
Nicole trat die Bremse.
Zamorra erhob sich, als der Wagen endgültig stand, und hielt das Amulett hoch. Es verschleuderte grelle Blitze.
Die Schlange schien den weißmagischen Einfluss zu verspüren, den Merlins Steffi aussandte. Sie stoppte ihren Vorwärtsdrang. Der Schwanz des Reptils schlug wie eine Peitsche. Sie riss das Maul auf. Riesige Giftzähne kamen zum Vorschein. Alleine an den Giftzähnen erkannte Zamorra, dass es sich um keine gewöhnliche Riesenschlange handelte. Anacondas oder Pythons verfügten über keine Giftzähne. Sie töteten ihre Beute durch Erdrücken.
Plötzlich begann der Leib der Schlange zu schrumpfen. Die Kreatur ringelte sich zusammen, stellte den Kopf auf, zischte und züngelte. Aber sie hatte keine Chance. Der Kopf fiel nach unten. Sie lag still.
Der Monster-Skorpion schien von den Ereignissen gebannt zu sein. Als Zamorra das Amulett auf ihn richtete, wollte er sich herumwerfen, um die Flucht zu ergreifen. Aber die weißmagischen Einflüsse erfassten ihn. Blitze zuckten auf das Untier zu und trafen es.
Eine elektromagnitische Spannung schien sich um das höllische Wesen herum aufzubauen. Bläuliche Flammen züngelten über den Leib. Ein kurzer, aber heftiger Kampf zwischen schwarzer und weißer Magie tobte. Dann siegte das Gute.
Der Skorpion wand sich wie im Krampf. Der Schwanz peitschte den Boden, das Tier begann zu schrumpfen, es drehte sich auf der Stelle, richtete sich auf, fiel zurück - und starb.
Zamorra atmete auf.
Er sprang aus dem Land Rover und ging zu der Schlange hin. Sie war auf Normalmaß zusammengeschrumpft. In ihr war kein Leben mehr.
Zamorra schaute sich um. Sein Blick suchte nach einem Hinweis, welcher die Anwesenheit des Dämons verriet, der die Schlange und den Skorpion mit böser Energie erfüllt hatte. Doch er fand nichts, was auf die Anwesenheit des Dämons schließen ließ. Wahrscheinlich hatte er sich abgesetzt, als er bemerkte, mit welcher Macht Zamorra seine Kreaturen bekämpfte und vernichtete.
Das sagte Zamorra, dass er es mit einem schwachen Dämon zu tun hatte. Er gab sich aber keinen Illusionen hin. Der Dämon konnte Stärke und Macht gewinnen, und zwar mit der Lebenskaft und Seelenenergie jeden Opfers, das er sich holte.
Er fragte sich, was der Grund gewesen sein mochte, die überdimensionalen Monster zu schaffen. Seine, Zamorras, Anwesenheit? Wohl kaum.
Die dämonische Kraft, die hier freigesetzt worden war, hatte einen anderen Grund.
Welchen?
Als Zamorra sich aufrichtete, sah er zwischen den Bäumen das Einhorn und das Mädchen.
Eva!
***
Sie wirkte wie eine Elfjährige.
Zamorra fragte sich, warum sie jedesmal jünger war, wenn sie in Erscheinung trat. Diese Frage stand in einer Reihe weiterer Fragen, auf die Zamorra sich irgendwann eine Antwort erhoffte.
Sie blickte zu Zamorra her.
Sekundenlang starrten sie sich an. Dann wandte der Professor den Kopf. Auch Nicole und Tendyke hatten das Mädchen mit dem Einhorn wahrgenommen. Sie musterten sie beiden wie eine außerirdische Erscheinung, waren wie gebannt von dem Bild, das sich ihnen böt. -Zamorra, der noch immer das Amulett in der rechten Hand hielt, ließ es los. Es baumelte wieder an der Kette vor seiner Brust. Der Parapsychologe setzte sich in Bewegung. Er hob den Arm und streckte dem Mädchen die Hand entgegen, als er merkte, dass es Anstalten machte, sich zurückzuziehen.
»Bleib, Eva!«, sagte Zamorra laut. »Du brauchst keine Angst zu haben. Wir sind deine Freunde.«
»Wer ist Eva?«, fragte sie erstaunt.
Zamorra war stehen geblieben. »Du bist Eva. Wir nennen dich so, weil wir deinen richtigen Namen nicht kennen. Vielleicht nennst du ihn uns.« Eva legte den Kopf ein wenig schief.
Sie schien der Stimme
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