0776 - Racheengel Lisa
aus Erfahrung, dass sie bestimmt nicht allein stand. Denn es gibt gewisse Gruppen von Menschen, die den Engeln sehr zugetan sind. Man kann sie auch als erzkonservativ bezeichnen, und die katholische Kirche hat sich von ihnen distanziert. Man sieht diese Gruppen doch mehr als Mystiker an, die mit dem eigentlichen Glauben nicht mehr viel zu tun haben. Aber dass sie bis zu einem Mord gehen, davon habe ich nichts gehört. Ich müsste dort den Hebel ansetzen, Mr. Darius.«
»Das ist wohl zu Ihrem Problem geworden. Ich kann Ihnen nicht einmal einen Rat geben, und das wiederum macht mich so sauer. Ich komme mir irgendwie falsch vor. Wie ein Mensch, der völlig versagt hat, besonders in der Erziehung…«
»Nein, nein, so dürfen Sie das nicht sehen. Sagen Sie, wie alt ist Ihre Tochter jetzt?«
»Dreiundzwanzig.«
»Viel zu jung.«
»Für was?«
»Für derart schreckliche Taten, aber da ist man immer zu jung. Ich habe es gelernt, den Mord zu hassen. Mich beschäftigt noch eine Frage: Hat sich Ihre Tochter nach dem Ausbruch aus der Klinik mit Ihnen in Verbindung gesetzt?«
Heftig schüttelte Darius den Kopf! »Nein, doch ich vergaß, Ihnen noch etwas zu erzählen. Diese Person, die meine Tochter ist, hat ihre Vertraute ebenfalls getötet. Eine Therapeutin namens Betty Lancaster.«
»Auch gepfählt?«
»Leider«, flüsterte er.
Ich schluckte den schlechten Geschmack runter. Im Zimmer war es warm, und der Gedanke daran, mit einer Leiche in einem Haus zu sein, gefiel mir auch nicht. Ich legte meine Hand auf den Hörer des Telefons. »Kann ich meine Kollegen anrufen?«
»Bitte.«
Nicht nur sie rief ich an, auch meinen Freund Suko, denn er sollte mich bei der Suche unterstützen.
***
Die Männer der Mordkommission arbeiteten sicher und routiniert.
Derartige Taten waren nicht neu für sie. Sie erlebten immer wieder die schrecklichsten Morde, nur in diesem Fall waren auch sie überrascht von der Brutalität dieser Tat.
Ich hatte mich mit dem Chef der Mordkommission zurückgezogen, und auch mein Freund Suko war bei mir.
»Ist diese Person tatsächlich durch einen Holzpflock umgebracht worden?«, fragte Bill Seenac.
»Ja.«
Der Boss der Mordkommission schüttelte den Kopf. »Das hört sich an, als wäre jemand auf Vampirjagd.«
»Stimmt, hört und sieht sich so an. Ist aber nicht so, das kann ich Ihnen versichern. Es geht hier um eine Person, die zwar auf eine klassische Art und Weise mordet, aber sie ist keine Vampirjägerin, sondern hat andere Motive.«
»Welche denn?«
Ich lächelte Seenac zu. »Wenn ich es Ihnen sage, werden Sie mir kaum glauben.«
Er steckte sich einen Kaugummi in den Mund. »Tun Sie es trotzdem, bitte.«
»Mach ich, klar. Diese Person, den Namen kennen Sie mittlerweile, hat es sich zur Aufgabe gemacht, das Böse in der Welt auszumerzen. Sie ist ein Racheengel, eine Rächerin, und sie wird von den Engeln angeblich geleitet und unterstützt.«
Er schaute mich an, er blickte auf Suko und erkannte den Ernst in unseren Gesichtern. »Dann stimmt es wohl«, flüsterte er, »verdammt noch mal, das packe ich nicht.«
Ich gab ihm Recht. »Es ist auch schwer zu begreifen, aber wir müssen uns damit abfinden.«
Seenac schüttelte den Kopf. »Ich glaube nicht an Engel, meine Leute vielleicht auch nicht. Wir alle stehen Ihnen skeptisch gegenüber. Sind wir etwa in Gefahr?«
»Theoretisch schon.«
Er schaute mich unter seinen hoch gezogenen Augenbrauen an.
»Und wie sieht es praktisch aus?«
»Das kann ich Ihnen nicht sagen. Ich glaube nicht, dass sie einen Kontakt zu der Mörderin herstellen werden.«
»Das will ich wohl meinen.« Er deutete auf seine Brust. »Ich liebe mein Herz, ich möchte es noch länger behalten, wenn Sie verstehen.« Er schaute sich um und sah, wie die Träger die Leiche hinausbrachten. Sie lag in einer Wanne aus Kunststoff. »Es ist Ihr Fall, Sinclair, und das wird er wohl bleiben.«
»So sehe ich das auch.«
»Wir haben Prints gefunden, wir haben andere Spuren entdeckt, die wir noch auswerten müssen. Wenn es so weit ist, bekommen Sie noch Bescheid.« Er wollte schon gehen, als ihm noch eine Frage einfiel, die ihn wohl gequält hatte. »Sagen Sie, Sinclair, sind Sie davon hundertprozentig überzeugt, dass diese dreiundzwanzigjährige Frau die Mörderin gewesen ist?«
»So gut wie. Ein Rest bleibt immer bestehen.«
Er malte mit der Hand einen Kreis in die Luft. »Und haben Sie dafür auch schon eine Erklärung oder einen Namen?«
»Nein.«
»Nicht den Vater?«
Ich
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