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0776 - Racheengel Lisa

0776 - Racheengel Lisa

Titel: 0776 - Racheengel Lisa Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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war schon bei dir.«
    Der Mann schluckte, und der kalte Schweiß brach ihm aus. »Das… das habe ich gemerkt.«
    »Dann hast du den toten Onkel Hank schon gefunden?«
    »Er… er war nicht zu übersehen.«
    »Und er war ein böser Mensch. Ein Tier, ein Widerling. Ich war bei ihm, ich wollte zu dir, aber du warst nicht da, nur er. Wir haben uns unterhalten, Dad. Und dabei hat er mich dann so komisch angeschaut. Na, du weißt schon…«
    »Nein, weiß ich nicht.«
    »So wie Männer schauen, wenn sie etwas Bestimmtes wollen.«
    Alfred Darius holte tief Luft. Er war geschockt und stellte sich bestimmt die Szene vor, die ihm seine Tochter nur andeutungsweise beschrieben hatte. Ein kalter Schauer rann über sein Gesicht. Die Mundwinkel zuckten, als er erneut nach Atem rang, und er musste sich auf der Kante des Schreibtisches abstützen. Wie eine Welle war ihm das Blut in den Kopf gestiegen und hatte die Haut gerötet. Er quälte sich die Worte über die Lippen. Dabei wirkte er wie ein besorgter Vater, der mit seiner Tochter redete und nicht mit einer Mörderin. »Was… was hat er denn genau von dir gewollt?«
    Sie kicherte wieder. »Er machte mir Komplimente und meinte, dass ich sehr hübsch geworden wäre…«
    »Weiter… weiter …«
    »Nun ja, ich wollte es nicht tun. Ich habe mich nicht ausgezogen und zu ihm gelegt. Er lag nämlich auf dem Bett, verstehst du?«
    »Ja, das habe ich gesehen.«
    »Er glaubte sich in Sicherheit. Er wusste ja nicht, wer ich wirklich war und was ich wollte. Dann habe ich meinen Pflock genommen. Ich hatte ihn so versteckt, dass er ihn nicht sehen konnte. Ich warf mich auf ihn, da hat er ihn dann gesehen. Er hatte sogar die Arme ausgebreitet, um mich zu empfangen. Seine Brust lag frei…« Wieder schrillte ein Kichern durch den Hörer. Im nachhinein schien sie sich darüber noch zu freuen.
    »Dann war er tot, nicht?«
    »Klar, der Pflock…«
    Wieder rang der Mann nach Atem. »Lisa, bitte, tu mir einen Gefallen und komm…«
    »Hör auf, Daddy!« Sie hatte gekreischt, sie war böse, wütend und hasserfüllt. Es gab keine Chance, dass sich Tochter und Vater verständigen konnten. Sie waren eben zu verschieden, und Lisa hatte den Weg des Bösen eingeschlagen, obwohl sie sich für einen Engel hielt.
    »Bitte, Lisa.« Er versuchte es erneut. »Es hat doch keinen Sinn, was du da getan hast. Vier Morde, Kind! Denk mal darüber nach. Das… das kann man nicht akzeptieren. Dafür gibt es keine Entschuldigung, nicht einmal Notwehr.«
    Wir hörten ein Geräusch, das kaum zu identifizieren war. Ein wilder Laut der Wut wahrscheinlich. »Du begreifst es nicht, verdammt! Du willst mich nicht verstehen. Hast du gehört, Daddy? Hast du es gehört?«
    »Ja, das habe ich!«
    »Gut, dann sind wir geschiedene Leute. Geh du deinen Weg, ich nehme den meinen, aber wehe dir, wenn sich unsere Wege kreuzen, wehe dir, Daddy. Good bye…«
    Sie legte auf, und der Mann hinter dem Schreibtisch hatte in den letzten Sekunden angefangen zu weinen. Er weinte lautlos, das war das Erschreckende an ihm. Die Tränen flossen wie ein dünner Strom aus seinen Augen über die Wangen hinweg, und er wischte sie mit müden Bewegungen zur Seite. Der Hörer fiel ihm aus der Hand. Er prallte neben den Apparat, wo er auch liegen blieb.
    Schwerfällig nahm Alfred Darius wieder Platz. Er schüttelte den Kopf, weil er es nicht begreifen konnte. Er schwitzte und fror zugleich, sogar seine Zähne klapperten aufeinander. Er schien in den letzten Sekunden gestorben zu sein. »Ist es denn möglich?«, flüsterte er unter Schluchzen. »Ist es denn möglich? Ich habe bisher nicht daran glauben wollen, aber nun ist alles anders geworden, alles.« Er schüttelte den Kopf. »Ich weiß, dass sie es getan hat, meine Tochter, mein eigen Fleisch und Blut, und ich kann ihr nicht einmal verzeihen.« Er schüttelte den Kopf. »Nein, das kann ich nicht.«
    Wir standen ziemlich hilflos daneben, obwohl wir wussten, dass dieser Mann Trost brauchte.
    Ich sah, dass sein Glas leer war, nahm die Karaffe und schenkte ihm erneut ein. »Hier, trinken Sie.«
    »Und dann?«, flüsterte er.
    »Werden wir sehen, wie es weitergeht. Es muss weitergehen, Mr. Darius, denn es geht immer weiter. Irgendwie schon…«
    Ein Trost war ihm das nicht.
    ***
    Rot war die Telefonzelle, und dieses Rot erinnerte sie an eine Farbe, die sie mochte. So rot wie das Blut der Menschen, das ihren Körper verließ, wenn der Pfahl ihn traf.
    Viermal schon, aber viel zu wenig…
    Lisa schüttelte

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