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0776 - Racheengel Lisa

0776 - Racheengel Lisa

Titel: 0776 - Racheengel Lisa Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Selbst ihren mochte sie nicht, aber da gab es etwas, das all dieses Negative wieder ausglich – die Seele.
    So rein, so wunderbar, wenn der Mensch geboren war. Ohne Verfehlungen, ohne Sünde, bis er dann in das Leben hineintrat, größer wurde und von ihm geformt wurde.
    Da kehrten dann die schlimmen Mächte zurück. Da tobten sie sich aus, da versuchten sie, des Menschen habhaft zu werden, und es kam dann auf ihn an, ob er sich ihnen entgegenstellte oder mitmachte.
    Viele machten mit, fast alle gehorchten sie nicht mehr den Gesetzen der himmlischen Wesen, trennten sich von ihnen, ignorierten ihren Schutzengel und begaben sich in die Hände des Bösen.
    Die meisten waren rettungslos verloren, andere kehrten noch im letzten Augenblick um. Leider waren es zu wenige. Sie erinnerten schon an die Verzweifelten, die es nicht schafften, die Welt zu retten.
    Aber die Welt musste befreit werden. Das Böse sollte sich nicht noch weiter ausbreiten. Die Engel im Himmel weinten, wenn sie dies sahen, und sie hatten Lisa geschickt, um dies zu ändern.
    Die junge Frau wusste genau, dass sie nicht alles Böse aus der Welt vertreiben konnte, dazu war es zu stark. Aber sie hatte wenigstens einen Anfang gemacht, und sie wusste auch, dass die Engel dies wohlwollend betrachteten.
    Sie würde weitermachen, denn auch die hohen Mauern der Klinik hatten sie nicht abhalten können. Was hatten sich die Menschen in ihrer widerlichen Arroganz überhaupt eingebildet, sie hinter Mauern zu verstecken, um sie unter Kontrolle zu haben? Dieser schreckliche Richter, ebenfalls ein Freund des Bösen. Wie er sie angestarrt hatte, als er das Urteil verlas. Bedauernd, als würde es ihm Leid tun.
    Dabei wäre es so einfach gewesen. Er hätte sie nur freizusprechen brauchen.
    Er hatte es nicht getan, weil er auf der Seite des Teufels stand. Auf dem Pfad der Dämonen lustwandelte und das wahre Licht verschmähte. Manchmal, als sie in der Zelle hockte, da hatte sie sich den Weltuntergang herbeigewünscht, aber sie wusste auch, dass dies noch lange hin war. Es gab keine Zeichen, keine Vorahnungen, das alles musste noch zurückgestellt werden, erst sollten die Vorbereitungen getroffen werden, bevor das Jüngste Gericht über die Menschen hinwegfuhr und all die vernichtete, die nicht den reinen Pfad geschritten waren.
    Mit diesen Gedanken beschäftigte sich Lisa Darius, als sie über den Friedhof ging. Immer wieder dachte sie über dieses Problem nach, und je mehr sie sich damit beschäftigte, umso klarer formulierten sich ihre Gedanken.
    Es gab eine Lösung!
    Sie war die Lösung!
    Und ihre Mutter!
    Lisa ging schneller. Plötzlich hatte sie es eilig. Der Atem pumpte aus ihrem Mund und bildete vor den Lippen eine Wolke. Von einem Augenblick zum anderen hatte sie ein unerklärliches Angstgefühl überfallen, denn ihr fiel nicht mehr ein, wohin sie noch gehen musste, um das Grab der Mutter zu finden.
    Der Friedhof hatte sich wohl verändert, er kam ihr fremd vor, die Beerdigung lag lange zurück. Lisa hatte den Weg nicht mehr so richtig in der Erinnerung.
    Lisa blieb stehen, ohne zu wissen, wo es war. Sie schlug die Hände vor ihr Gesicht und beugte sich nach vorn. Sekundenlang blieb sie in dieser Haltung. Dann richtete sie sich wieder auf, die Hände sanken nach unten, und sie legte den Kopf in den Nacken, um gegen den grauen Tageshimmel zu schauen.
    Nicht nur ihn sah sie. Auch die Bäume breiteten ihr Geäst über der Frau aus. Ihre schief und krumm wachsenden Äste waren wie ein scharf gezeichnetes Bild, das einen Großteil ihres Blickfeldes einnahm, denn über diesem Filigran schimmerte schiefergrau die Unendlichkeit des Firmaments, bedeckt durch düsterschwere Regenwolken, die aussahen wie große Steine und aus denen sich hin und wieder Gesichter formten, jedenfalls hatte Lisa den Eindruck.
    Bedauerte man sie? Schauten die Bösen bereits aus den Wolken zu ihr herab?
    Sie blieb auf dem Fleck stehen, aber sie fing damit an, sich zu drehen. Der Kopf lag noch immer im Nacken, und weit über ihr fing der Himmel an, sich zu drehen.
    Er wurde zu einem gewaltigen Kreis aus Wolken, Sturm und grässlichen Fratzen, die ihr allesamt etwas Böses wollten. Die plötzliche Angst war wie ein Druck, der sie in die Tiefe presste, als wollte sie der Boden kurzerhand verschlingen.
    Sie wimmerte plötzlich, sank in die Knie. Mit den Händen stützte sie sich auf dem feuchten Boden ab. Aus ihrem offenen Mund drang das Keuchen, dann sammelte sich eine bittere Flüssigkeit in der

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