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0776 - Racheengel Lisa

0776 - Racheengel Lisa

Titel: 0776 - Racheengel Lisa Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Blick oder mehr ein Gefühl, denn das meldete sich sofort, wenn er das Gelände betreten hatte.
    An diesem Nachmittag würde er kaum Beute machen. Eine Tasche, mehr auch nicht.
    Seine dicken Lippen verzogen sich zu einem verächtlichen Lächeln. Serrano spielte mit dem Gedanken, den Friedhof zu verlassen, dann aber siegte die Gier. Einen Gang konnte er sich erlauben, und er würde auch dafür sorgen, dass ihn niemand sah, denn er kannte die Schleichwege besser als mancher Totengräber. Man hatte ihn auch nie richtig zu Gesicht bekommen, sodass er von offizieller Seite den Spitznamen das Friedhof-Phantom erhalten hatte. Darauf war er stolz, und er wollte auch, dass es noch lange so blieb.
    Zudem arbeitete er immer allein. Er hatte keinen Menschen eingeweiht, erst recht keine Frauen, denn er wollte ihnen keinen Grund für eine Erpressung liefern.
    Feuchtes Wetter, dunstig, klamm und nach Tod und Trauer riechend. An diesem Tag war keine Beerdigung gewesen, das hatte er in den entsprechenden Aushängen gelesen, und so konnte er nur darauf hoffen, das eine oder andere Opfer allein zu finden.
    Was auch immer schwerer wurde, denn viele Frauen kamen nur noch zu zweit oder in letzter Zeit zu dritt. Es wurde komplizierter, an deren Beute zu gelangen.
    Aber da war jemand!
    Er blieb stehen, um schräg nach rechts zu blicken.
    Er konnte leider nicht viel sehen, weil das Gestrüpp wie eine Wand wuchs und ihm die Sicht nahm.
    Oder doch?
    Da bewegte sich ein Mensch.
    Leider war er zu weit entfernt. Hinzu kam der Dunst, der sich ebenfalls über das Gelände gelegt hatte und seine Sicht beeinträchtigte. Er sah die Person noch einmal, dann war sie verschwunden.
    Serrano überlegte. Er kannte viele Besucher des Friedhofs und wusste sie genau einzuschätzen. Hier aber war er sich nicht sicher.
    Eines stand fest. Er hatte eine Frau gesehen, die ihren Weg ging.
    Ob sie nun jünger oder älter war, das konnte er nicht sagen, schätzte sie aber eher als jünger ein.
    Das hatte seinen Grund.
    Die älteren Menschen gingen oft langsam und behäbig, was bei dieser Person nicht der Fall gewesen war. Sie hatte sich schneller bewegt, hatte es sogar ziemlich eilig gehabt, und wenn ihn nicht alles täuschte, war ihr blondes Haar wie eine Fahne hinter ihr hergeweht.
    Jung und blond…
    Er grinste. Das war nicht nur ein Opfer für eine finanzielle Beute, das sah schon nach Vernaschen aus, und auf junge, blonde Frauen stand er nun mal.
    Hinterher!
    Dieser Vorsatz erwischte ihn wie ein Gedankensprung. Die Richtung, in die die Frau gegangen war, wusste er. Serrano wollte ihr nicht direkt folgen, sondern parallel gehen, denn wenn sie ihren Weg fortsetzte, würde sie einen bestimmten Komplex auf dem Friedhof erreichen, wo sich alte und neue Gräber befanden.
    Sehr gut, sogar ausgezeichnet, denn dort gab es für ihn auch die nötige Deckung.
    Wieder lächelte er, und seine Lippen zogen sich dabei in die Breite. In den Augen funkelte die Gier. Er dachte an die Leere auf dem Friedhof. Da konnte die Kleine schreien, so viel sie wollte, sie würde keine Chance haben.
    Er lief rasch weiter.
    Schnell, fast lautlos. Dem Namen Phantom machte er alle Ehre.
    Sein scharfes Messer, mit dem er oft die Riemen der Handtaschen durchtrennte, konnte er erst mal stecken lassen. Er würde es vielleicht an die Kehle der Kleinen setzen müssen, wenn sie nicht wollte, und aus seinem Mund strömte ein glucksendes Lachen.
    Noch einmal sah er eine alte Frau. Er blieb stehen und duckte sich hinter einer hochstehenden Grabplatte. Die Frau sah ihn nicht. Sie strebte dem Ausgang entgegen, die Tasche hatte sie unter den linken Arm geklemmt, während sie mit der rechten Hand den Haltegriff eines Eimers umklammerte.
    Er ließ sie laufen.
    Die Blonde war wichtiger. Außerdem musste er das Gräberfeld bald erreicht haben, und in wenigen Minuten würde er vor ihr stehen. Mick Serrano bewegte sich vorsichtiger weiter. Jetzt nutzte er jede Deckung aus, huschte von einem Grabstein zum anderen, tauchte immer für einen kurzen Moment dahinter, bevor er sich den neuen vornahm.
    So kam er weiter.
    Er sah den Weg, der ein nicht mehr so dicht bewachsenes Gelände durchschnitt. Grabstätten rahmten ihn ein, die meisten dunkel oder düster, insgesamt sehr traurig und der Gegend angepasst.
    Wo war die Frau? Hatte sie sich versteckt? Wusste sie bereits über ihn Bescheid?
    Er schluckte, er war plötzlich wieder nervös geworden. Daran trug die innere Vorfreude die Schuld. Es ging nicht anders, wenn er

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