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0776 - Racheengel Lisa

0776 - Racheengel Lisa

Titel: 0776 - Racheengel Lisa Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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ein Pflock, vorn zugespitzt und mit dunklen Flecken bedeckt, die aussahen wie Blut.
    Ein Pflock zum Töten, eine verfluchte Mordwaffe, die auch ihm gelten konnte.
    Sie grinste.
    Es war ein kaltes, widerliches und auch wissendes Grinsen, das ihre Zähne entblößte. In den Augen stand kein Gefühl, zumindest kein identifizierbares. Und wenn doch, dann war es der Wahnsinn, der Serrano entgegenstrahlte.
    Es roch nach Mord, nach Tod…
    Und er sollte das Opfer sein.
    »Nein!«, keuchte er, verzerrte sein Gesicht und versuchte, sich in die Höhe zu stemmen.
    Lisa ließ ihn.
    Sie nahm den Fuß hoch, sie sang dabei ein weiches Lied, sie lächelte, und dann rammte sie den Pfahl nach unten.
    Es war furchtbar. Der Schrei erstickte auf den Lippen des Diebs. Er hatte nicht so recht daran glauben wollen, bis er den verzehrenden Schmerz in seiner Brust fühlte, als hätte jemand sein noch intaktes Herz mit glühenden Kohlen umlegt.
    Etwas Rotes spritzte vor seinen Augen auf. Es waren die eigenen Blutstropfen, die er wie einen roten Regen sah, als er zurückfiel, mit den Beinen zuckte und sich seine Hacken in den Boden graben wollten.
    Lisa beugte sich runter. Sie hatte die Lippen gespitzt und lächelte.
    Für die große Wunde hatte sie keinen Blick. Stattdessen schaute sie in das Gesicht des Mannes.
    »Du bist böse gewesen. Ich habe es gespürt. Du hast mir etwas tun wollen. Aber ich bin ein Engel, hörst du? Ein Engel bin ich, und einem Engel tut man nichts. Man muss ihn leben lassen, denn er meint es gut. Auch ich habe es gut mit dir gemeint, denn du bist gestorben, und viele Menschen werden froh darüber sein. Wieder ein Böser weniger, das ist wunderbar. Ich werde immer besser…«
    Mick Serrano war noch nicht tot. Er bekam die letzten Worte mit, auch wenn sie versickerten. Er hörte sie, er hatte Schmerzen, und trotzdem wollte er lachen.
    Es strömte aus seinem Mund wie das Blut aus der Wunde. Beim letzten Kichern schloss der Tod seine Lippen…
    ***
    Lisa kniete in der Nähe des Grabs, summte ein Lied und war damit beschäftigt, ihre Mordwaffe zu reinigen. Das Blut färbte die Stelle rot, einiges sickerte noch in den Boden, aber das störte sie nicht. Sie hatte ihre Pflicht getan, sie hatte wieder einmal ein Stück des Bösen ausgemerzt, und die Engel – auch ihre Mutter – würden mit ihr zufrieden sein. Schon immer hatte die Mutter sie nach einer großen Tat gelobt, im Gegensatz zu ihrem Vater, denn der hatte nie für sie Zeit gehabt. Er war zwar oft genug anwesend gewesen, doch mit seinen Gedanken war er oft woanders, und das hatte sie gestört.
    Helen war besser…
    Aber sie war tot!
    Der Gedanke überschwemmte sie wieder, und Lisa musste weinen. Plötzlich nahm der Friedhof ein anderes Bild an, denn sie wurde abermals von der Erinnerung überschwemmt und sah sich bei der Beerdigung vor dem Grab der Mutter stehen.
    Es war furchtbar gewesen, unaussprechlich grauenhaft. Der Schmerz hatte ihren Körper beinahe zerrissen, und sie hätte sich am liebsten selbst umgebracht oder wäre in das Grab ihrer Mutter gesprungen, um sich mit ihr begraben zu lassen.
    Aber die Stimmen hatten sie gerettet. Die Engel hatten zu ihr gesprochen und zum ersten Mal von der großen Aufgabe berichtet, für die sie, Lisa, ausersehen worden war.
    Als ein anderer Engel, als Engel der Rache, war sie von den anderen Wesen geschickt worden, um dem Bösen auf die Spur zu kommen. Wie oft hatte sie die lichtdurchfluteten Gestalten in ihren Träumen gesehen. Sie war von ihnen getröstet worden, und eines der Wesen hätte durchaus ihre Mutter sein können.
    Es war für sie leider nicht möglich gewesen, Gesichter zu erkennen, dem Gefühl nach allerdings wusste sie, dass ihre Mutter in den Reigen aufgenommen worden war und all ihre »guten« Taten absegnete. Auch als sie heute wieder zugeschlagen hatte.
    Ein böser Mensch weniger!
    Lisa schraubte sich in die Höhe. Schwungvoll drehte sie sich um.
    Von der Erschöpfung spürte sie nichts mehr. Ihre Seele war zu einem Motor geworden, der sich mit schon himmlischer Energie gefüllt hatte. Wenn sie sich bewegte, kam es ihr vor, als würde sie über die Erde schweben, und in ihren Augen lag ein überirdisches Leuchten.
    Neben dem Toten blieb sie stehen und schaute auf ihn herab. Er lag auf dem Rücken und sah beinahe so aus wie ihr Onkel. Nur dass er um einige Jahre jünger war, aber er hatte das Gleiche von ihr gewollt, und sie schüttelte sich im nachhinein vor Ekel.
    Wie oft hatte die Mutter ihr erklärt,

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