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0776 - Racheengel Lisa

0776 - Racheengel Lisa

Titel: 0776 - Racheengel Lisa Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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sie nicht richtig bei der Sache war. Ihr Blick floss durch ihn hindurch, und auch die Augen gefielen ihm nicht. Sie waren weit geöffnet, seltsam leer und trotzdem klar, als hätten sie etwas gesehen, das eben nur sie erkennen konnten.
    Ein ungewöhnliches Bild, wie er fand. Und er spürte, dass sich in seinem Magen etwas zusammenzog. Nein, es war keine Furcht, aber hier stimmte etwas nicht.
    Seine Hände wanderten höher und umfassten die Frau an den Schultern. »He, Süße, was ist mit dir?« Er schüttelte sie, auch wütend darüber, dass sie ihm keine Antwort gab. Dann bewegten sich wieder ihre blassen Lippen, um Worte aus dem Mund strömen zu lassen, die ihn fast wahnsinnig machten.
    »Die Engel sind hier. Sie umschweben das Grab… ja, ich habe sie gespürt …«
    »Welche Engel denn?«
    »Meine Mutter…«
    Ich werde irre, dachte er, ich drehe durch. Er hielt die Frau noch immer fest, schaute an ihr vorbei und konnte soeben noch den Namen auf dem Grabstein entziffern.
    »Heißt oder hieß deine Mutter Helen?«
    »Ja.«
    »Okay, und wie heißt du?«
    »Lisa.«
    »Okay, Lisa, finde ich toll. Aber was hast du hier gewollt? Es ist verflucht einsam…«
    »Du sollst nicht fluchen!«
    »Ich will eine Antwort.« Er blies ihr seinen Atem ins Gesicht, und sie zuckte zusammen. »Los, gib mir eine! Was hast du hier zu suchen? Warum bist du umgekippt? Du hast nicht so ausgesehen, als wäre dir schlecht geworden…«
    »Ich habe die Engel gesehen.«
    »Toll! Und wen noch?«
    »Niemanden!«
    Mick musste lachen. Er war es bald leid. Noch eine letzte Frage stellte er ihr, meinte sie aber mehr spöttisch. »Dann bist du womöglich auch ein Engel – oder?«
    Lisa antwortete, und ihre Stimme klang dabei sehr ernst. »Ja, das bin ich. Ich bin ein Engel, ein Racheengel. Ich bin gekommen, um das Böse in der Welt zu vernichten. Man hat mich geschickt, denn ich bin ein Bote. Ich werde dafür sorgen, dass es auf der Welt nur gute Menschen gibt, hast du gehört?«
    »Klar, Süße, habe ich.« Mick musste prustend lachen. »Wenn das so ist, wie du gesagt hast, musst du aber ewig leben, sonst wächst dir das Böse über den Kopf.«
    »Du sollst nicht spotten!«
    »Egal, wie du es siehst. Sei meinetwegen ein Engel. Wenn du das bist, bin ich der Teufel.« Er kicherte plötzlich. »Ist doch toll nicht, wenn es der Teufel mal mit einem Engel treibt. So etwas soll es ja mal gegeben haben, aber in der heutigen Zeit wäre es eine Premiere, Süße.«
    »Du bist schlecht!«
    »Haha…«
    »Du bist böse!«
    »Klar, bin ich. Man nennt mich den großen bösen Jungen. Der böse Mann, der Schwarze…«
    »Du gehörst nicht in diese Welt!«
    »Da irrst du dich, Süße. Ich gehöre schon hierher. Hier gefällt es mir nämlich.«
    »Nein!«
    »Wieso nein?«
    Diesmal redete Lisa nicht, sie handelte. Bevor sich Mick Serrano versah, hatte sie zugestoßen. Beide Hände schlug sie flach gegen seine Brust, und sie hatte dabei das Glück gehabt, ihn auf dem falschen Bein zu erwischen.
    Er kippte zurück und stolperte rücklings über den Kantstein. Hart fiel Mick Serrano auf den Rücken, stieß sich noch den Hinterkopf und fluchte.
    In den nächsten Sekunden verlor er die Übersicht, denn die Schmerzen zuckten durch seinen Schädel. Hinzu kamen die Sterne, die vor den Augen aufplatzten, und er konnte noch immer nicht begreifen, dass es dieser angeblich so schwachen Person gelungen war, ihn dermaßen zu überrumpeln. Das war nicht zu fassen.
    Aber er würde sich rächen, er würde es der Verrückten zurückzahlen, und die Wut flammte in ihm hoch. Sie ließ ihn alles andere vergessen. Dieses Miststück sollte sich wundern. So etwas machte man mit ihm nicht, nicht mit ihm.
    Er wollte aufstehen, aber das »Miststück« war schneller. Der harte Druck auf seiner Brust lastete schwer wie eine Tonne Eisen auf ihm, er kam nicht mehr in die Höhe.
    Daran trug der rechte Fuß der Frau die Schuld. Er presste seine Brust gegen den Boden, und zwar so hart, als wollte er ihm sämtliche Rippen brechen.
    Sie stand über ihm.
    Sie war der Tod.
    Mit ihrem bleichen Gesicht und den kalten, aber wissenden Augen schaute sie auf ihn herab. Das Haar umhing ihren Kopf wie die dichten Strähnen eines bleichen Leichentuchs. »Ich bin der Engel«, sagte sie. »Der Todes- und der Racheengel…«
    Lisa bewegte dabei ihre Arme. Sie lenkte damit noch stärker die Aufmerksamkeit des Mannes auf sich, und der sah, was sie mit den Fingern der rechten Hand umklammert hielt.
    Es war ein Pfahl,

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