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0776 - Racheengel Lisa

0776 - Racheengel Lisa

Titel: 0776 - Racheengel Lisa Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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man hatte ihr sogar Schläge angedroht.
    Davon hatte sie sich nicht beirren lassen und weitergemacht, geredet, gefleht, gebettelt, doch ein Erfolg war ihr auf diese Art und Weise nicht beschieden worden.
    Lisa hatte sich zur Umkehr entschlossen, zu einer anderen Methode, denn sie wollte die Menschen nun zwingen. Sie mussten sich drehen. Wenn gute Worte nicht ausreichten, dann gab es andere Methoden, und die da oben würden sie schon verstehen.
    Die Menschen hatten sie nicht verstanden.
    Nach den ersten Tagen schon war sie geschnappt worden. Es hatte Verletzte gegeben. Lisa hatte besonders böse Exemplare von Menschen mit einer Schere angegriffen und sich daran ergötzt, als das Blut spritzte. Sie hatte dabei von der Macht der Engel gesprochen, von der Reinheit der Seele, und genau diese Worte hatte sie auch bei der späteren Verhandlung benutzt, worauf sich der Richter genötigt sah und sich dabei auch mit den Experten einig war, Lisa in eine Klinik zu stecken.
    Sie war damals zwanzig gewesen und hatte zwei Jahre in der Klinik verbracht. Die Familie hatte sie nach der Freilassung wieder aufgenommen, dann aber war ihre Mutter qualvoll gestorben, und nur deshalb so qualvoll, weil sie nicht an ihren Engel geglaubt hatte. Davon jedenfalls war Lisa ausgegangen.
    Der Tod ihrer Mutter war abermals zu einem einschneidenden Erlebnis für sie geworden. Von nun an glaubte sie noch fester an ihre Aufgabe, so fest, dass sie sich wieder auf die Suche nach den schlechten Menschen begab, um diese auszurotten.
    Sie tötete.
    Zwei Morde gingen auf ihr Gewissen. Sie hatte sich die Namen der beiden Männer besorgt, es waren schlimme Vergewaltiger gewesen, Dämonen in Menschengestalt, und sie hatten für ihre Taten schrecklich gebüßt, denn zum ersten Mal hatte sie ihren Pflock eingesetzt und beiden die Brustkörbe zertrümmert.
    Lisa war gefasst, und ihr war auch der Prozess gemacht worden.
    Wieder sperrte man sie ein, diesmal für länger. Zunächst einmal für fünfzehn Jahre, und das empfand sie als schlimm. Zusammen mit Menschen zu sein, die nur böse waren, konnte sie nicht ertragen. Sie hatte getobt, geweint, gefleht und war schließlich von den anderen abgesondert worden. Auch ihr Vater hatte seinen Einfluss geltend gemacht. Er zahlte Monat für Monat eine bestimmte Summe, damit Lisa diese Sonderbehandlung auch weiterhin erhielt. Eine erfahrene Therapeutin kümmerte sich um sie und ließ sie praktisch kaum aus den Augen. Sie begleitete sie auch täglich in die kleine Kapelle, denn Lisa musste in die Kirche und an der Messe teilnehmen. In dieser Atmosphäre blühte sie auf, da knüpfte sie den Kontakt zu ihren Freunden, den himmlischen Geschöpfen, und es gab ihr auch Kraft, denn sie hatte nicht vor, den Rest ihres Lebens hinter den Mauern der Klinik zu verbringen. Sie wollte wieder weg.
    Vorbereitungen hatte sie treffen können, denn es war Zeit genug gewesen.
    Wie immer saß sie nach der Messe in der zweiten Reihe und war in sich gegangen. Gerade heute war der Kontakt mit den Engeln besonders intensiv gewesen. Sie hatten ihr geraten, es zu tun. Ihre wispernden Stimmen waren durch ihren Kopf gefahren und hatten die Botschaft hinterlassen, und Lisa freute sich auf die Zukunft.
    Alle anderen hatten die Kirche verlassen. Es würde bald dunkel werden, denn die Messe wurde immer am frühen Abend abgehalten. Dass es kühl in der Kirche war, spürte sie nicht. Lisa hatte ihren grauen Mantel übergestreift, ansonsten war sie normal angezogen und trug keine spezielle Anstaltskleidung, sondern blaue Jeans und einen dunklen Pullover.
    Sie hörte den Klang der Schritte und wusste, dass Betty, ihre Therapeutin, auf sie zukam, um sie zu wecken, wie Betty immer meinte, auch wenn sie sich dabei irrte.
    Sie wusste nichts, gar nichts, nicht einmal wenig, und das war auch gut so.
    Neben Lisa blieb sie stehen. Die junge Frau spürte die Berührung der Hand auf ihrem Kopf. Dann wanderte sie weiter und folgte den Strähnen des blonden Haares, deren Enden bis auf die Schultern reichten und von dort zum Rücken hinflossen.
    »Es wird Zeit für uns, Lisa.«
    Da hatte sie ausnahmsweise einmal Recht. Ja, es wurde Zeit, besonders an diesem Abend. Lisa bat auch nicht, wie sie es schon öfter getan hatte, noch sitzen bleiben zu dürfen, sie stand auf und warf dabei einen letzten Blick auf den Altar.
    Er war klein und schlicht. Sie sah das große Kreuz dahinter und konnte sich vorstellen, wie es von wunderbaren Engeln umschwebt wurde, die sich aber nicht

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