0777 - Die dritte Tafelrunde
Irrtum erlegen, oder war sie - wie der Merlin der Gegenwart - einfach verwirrt ?
»Erwarte keine Hilfe von mir«, sagte Merlin, der Zamorras Blick bemerkte. »Wir sollten dieses Thema vergessen. Morgana wird auf dem Fest zugegen sein, auf das alle am Hofe Anwesenden geladen werden«, sagte Merlin. »Vielleicht hat sie sich bis dahin wieder besonnen… Natürlich seid auch ihr dort willkommen.«
»Was für ein Fest?«, fragte Nicole.
»Es findet zu Ehren König Artos’ statt, dessen Todestag sich heute zum dritten Mal jährt.«
Zamorra hatte Mühe, den Gedanken an die Zeitlose abzuschütteln. Wie in Zeitlupe kehrten seine Gedanken zu dem Problem zurück, das sie eigentlich erst hierher geführt hatte. »Ich vermute, dass auch Mordred anwesend sein wird?«
Merlin nickte. »Vielleicht hat er vor, sich dort sein Opfer zu suchen.«
Zamorra war nicht wohl bei dem Gedanken, unter Hunderten Menschen nach einem Mörder zu suchen, der jeden Moment zuschlagen konnte und dessen Gesicht ihm völlig unbekannt war. Aber hatten sie eine andere Möglichkeit, wenn sie Mordred aufhalten wollten?
»Wann wird das Fest beginnen?«
»In einer Stunde. Ich habe für euch einen Raum vorbereitet, in dem ihr euch waschen und passend kleiden könnt.«
Zamorra blickte an sich herunter. Sein weißer Anzug, in dem er immer noch auffiel wie ein bunter Hund, hatte in den letzten Tagen schwer gelitten. Und ein wenig Seife und Wasser würden seiner Haut sicherlich gut tun.
»Verschwenden wir keine Zeit«, sagte er.
»Ich werde mich jetzt in mein Turmzimmer zurückziehen und euch abholen, wenn es so weit ist. Da euch niemand kennt, solltet ihr nicht allein zum Fest gehen, um keine unangenehmen Fragen beantworten zu müssen.«
Er schloss die Tür hinter sich.
In einer Stunde, dachte Zamorra. Bei dem Fest würde sich Mordreds Schicksal entscheiden. Oder das ihre.
Die innere Unruhe wurde Zamorra während der nächsten Minuten nicht mehr los. Wieso nur hatte er das Gefühl, dass sie etwas Entscheidendes übersehen hatten?
***
Gegenwart
Inspektor Moore parkte den Wagen mitten auf der Hauptstraße. Die Häuser von Cwm Duad schienen verlassen, obwohl Moore sich sicher war, dass aus dem einen oder anderen Fenster in diesem Augenblick ein neugieriger Blick auf sie gerichtet wurde.
Hinterwäldler, dachte er mit einem Anflug milden Spotts. Er war selbst auf dem Land aufgewachsen, deshalb waren ihm solche Marotten nicht fremd.
Sie parkten direkt vor dem Hanged Fletcher, offenbar der einzigen Kneipe weit und breit. An der Tür hing ein Schild mit der Aufschrift Zimmer frei. Moore hätte dara uf wetten mögen, dass es niemals abgehängt wurde. Wer wollte schon in einem Kaff wie Cwm Duad übernachten?
Direkt vor ihnen, so dicht, dass er fast die Stoßstange berührte, stand ein weißer SLK.
»Das Kennzeichen stimmt«, sagte Jackson. »Das muss der Wagen dieses Professors sein.«
Moore warf Jackson einen kurzen Blick zu und musste sich ein Lachen verkneifen. Der über zwei Meter große Kollege hockte wie ein eingezwängter Riese auf dem Beifahrersitz, die Beine fast bis zum Kinn angezogen und den Kopf nach unten geduckt, damit er während der Fahrt über die schlechten Straßen nicht an die Decke stieß.
»Dann wollen wir doch mal sehen, weshalb sich dieser Zamorra so hartnäckig vor uns versteckt hält«, sagte Moore und stieg aus.
»Der Wagen steht seit zwei Tagen hier«, sagte Jackson, während er Moore zum Eingang des Hanged Fletcher folgte. »Der Polizist, der ihn entdeckt hat, sagte, dass aus den Dorfbewohnern nichts herauszubekommen ist.«
»Das werden wir ja sehen«, knurrte Moore.
Er öffnete die Tür und war wenig überrascht, einen leeren Schankraum zu erblicken. Er fragte sich, ob in diesem verdammten Dorf überhaupt irgendjemand lebte.
Kurz darauf erschien die Gestalt eines hageren Jungen hinter der Theke. Er hatte eine Schürze um den Bauch geschlungen und war anscheinend gerade mit dem Abwasch beschäftigt gewesen. Er hatte ein freundliches, offenes Gesicht, das sich jedoch sofort verdunkelte, als er die beiden Fremden erblickte.
»Moore, Scotland-Yard«, sagte Moore. »Das ist mein Partner, Inspektor Jackson. Wir möchten mit dem Wirt dieser Gaststätte sprechen.«
»Er steht vor Ihnen.«
Moore musterte den hageren Knaben, den er auf höchstens fünfundzwanzig Jahre schätzte. »Haben Sie auch einen Namen?«
»Brian Ffaneilen.«
»Wie schreibt man das?«, fragte Jackson, der seinen Notizblock gezückt hatte.
»Wir
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