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0779 - Tod in Merlins Zauberwald

0779 - Tod in Merlins Zauberwald

Titel: 0779 - Tod in Merlins Zauberwald Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M.H. Rückert
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technischen Daten. Viel wichtiger war für ihn, ob und wie Magie mit der Prothese funktionierte.
    Während Artimus van Zant sich in der Rolle des Dozenten gefiel, signalisierte Doktor Terlorne, dass sie mit der Anpassung der Kunsthand beginnen wollte. Amos zog seine Jacke aus und krempelte mit der Linken den Ärmel des schwarzen Hemdes hoch.
    Terlornes grüne Katzenaugen schienen ihn zu durchdringen. Sie freute sich für Amos. Und sie freute sich, dass sie entscheidend Anteil an der Anfertigung der Prothese gehabt hatte. Zwar hatte van Zant den ganzen technischen Schnickschnack eingebaut, aber Form, Größe und Kunsthaut der Hand stammten von ihr.
    Die Spitzenorthopädin der Tendyke Industries setzte die Prothese an. Das Ersatzteil passte perfekt.
    »Beweg die Finger«, befahl Terlorne. »Die Muskeln müssen den Befehl weitergeben.«
    Er spannte die Muskeln und Sehnen an, als wolle er Klavier spielen. Die Finger gehorchten sofort. Amos ballte die Hand zur Faust. Auch das gelang ihm zur vollkommenen Zufriedenheit.
    »Saubere Arbeit«, lobte Amos mit tiefer Stimme.
    »Haben Sie von uns etwas anderes erwartet?«, fragte Artimus van Zant provozierend. »Wir haben sogar eine kleine Öffnung gelassen, damit Sie etwas verstauen können. Wie von Ihnen gewünscht. Was auch immer Sie dort unterbringen wollen…«
    Amos blieb die Antwort schuldig. Sein Grinsen sagte genug: es würde sein Geheimnis bleiben. Den kleinen Hohlraum wollte er für das Kunstauge nutzen, das er von der verstorbenen Aiwa Taraneh, einer seiner unzähligen Töchter, behalten hatte. Robert Tendyke hatte ihn damals gefragt, was er mit dem seltsamen Gegenstand anfangen wolle. Seine Antwort war: »Eine Art Erbstück, wenn du es so nennen willst. Von einer entfernten Verwandten, die es nun nicht mehr benötigt. Es wird mir gute Dienste in meiner neuen Handprothese leisten.« [9]
    Van Zant erläuterte ihm erneut die technischen Spielereien. Amos betrachtete das Kunstwerk ausführlich. Wieder öffnete und schloss er die Finger. Er schien nicht genug zu bekommen. Aber das war kein Wunder, nach einem Dreivierteljahr mit nur einer Hand…
    Ob er seine Magie auch mit dieser Hand einsetzen konnte? Zumindest die »Dreifingerschau«. Er musste es einfach ausprobieren.
    Bei der sogenannten »Dreifingerschau« bildeten die Spitzen von Daumen, Zeige- und Mittelfinger ein gleichseitiges Dreieck. Darin konnte er Personen und Dinge sehen und sie lokalisieren. Es war so ähnlich wie bei Zamorras Amulett, nur dass sich Amos’ Fähigkeit nicht auf die nähere Umgebung beschränkte. Dafür konnten bei der Dreifingerschau keine Vergangenheitsbilder wahrgenommen werden.
    Sid Amos bildete mit den drei Gliedern ein Dreieck und konzentrierte sich auf Robert Tendyke. Was machte sein über 500 Jahre alter Sohn im Augenblick?
    Es flimmerte im Dreieck. Darin erschien das Abbild von Tendyke. Der Mann mit dem Aussehen und der Kleidung eines Cowboys befand sich gerade in einer Besprechung.
    Terlorne und van Zant beugten sich ungläubig vor. Sie hatten zwar schon oft von den Fähigkeiten des Ex-Teufels gehört, aber hören und erleben sind immer zwei verschiedene Paar Schuhe.
    »Was ist denn das da?«, ächzte der Südstaatler.
    »Das ist mein kleines Geheimnis«, antwortete Sid Amos. Er bewegte seinen Arm nach vorne, als wollte er etwas wegwerfen. »Mal sehen, ob ich sie einen Gedanken weit schleudern kann…«
    Van Zant tippte sich mit dem rechten Zeigefinger an seine Stirn. Er konnte sich gerade noch verkneifen, etwas zu sagen. Aber es war erkennbar, dass er Amos für geistig verwirrt hielt.
    »Eine Hand schleudern, und dann noch einen Gedanken weit«, beschwerte er sich.
    »Du meinst, du willst… die Prothese… werfen?«, fragte Doktor Terlorne erschüttert.
    »Was denn sonst!«
    ***
    Ohne Vorwarnung griff Merlin Eva an!
    Er wob mit beiden Händen magische Zeichen in die Luft. Daraufhin entstand eine grünlich pulsierende Energiewand von etwa zwei Meter Höhe und vier Meter Breite vor ihm. Sie schwebte etwa zehn Zentimeter über dem Boden. Dazu stieß er mit kehliger Stimme Zaubersprüche und sogar seinen Machtspruch aus.
    »Anal’h natrac’h — ut vas bethat — doc’h nyell yenn vvé.«
    Nicole stand für Sekunden unbeweglich neben Eva. Sie wollte nicht glauben, was sie sah. Merlin griff seine eigene Tochter an! Ein elfjähriges Kind!
    Die Energiewand bewegte sich auf Eva zu. Sie starrte die Wand nur an, es sah aus, als stehe sie unter Schock. Nicole zog das Mädchen zu sich.

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