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0779 - Tod in Merlins Zauberwald

0779 - Tod in Merlins Zauberwald

Titel: 0779 - Tod in Merlins Zauberwald Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M.H. Rückert
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vermutete, dass sie umformbar war. Das auf einem Berggipfel in Wales stehende Bauwerk war für Menschenaugen unsichtbar. Man konnte sogar den Gipfel erklimmen und sich darauf bewegen, ohne die Burg zu erreichen. Nur wenn Merlin es gestattete und ein Tor öffnete, konnte sie betreten werden — ansonsten schien es sie nicht zu geben.
    Merlin selbst hielt sich heute allem Anschein nach nicht in seiner Burg auf. Das war nicht weiter tragisch. Zamorra wusste, dass der König der Druiden oft auf Reisen war. Als Diener des Wächters der Schicksalswaage wachte er nicht nur über die Erde, sondern über verschiedene Welten, auf denen er überall Stützpunkte wie Caermardhin besaß.
    Zamorra würde bestimmt in der Bildkugel im Saal des Wissens eine Spur von ihm finden. Diesen Saal konnten nur Unsterbliche betreten; jeder unbefugte Besucher verlor augenblicklich das Leben. Zamorra konnte ruhigen Gewissens den Saal betreten. Seit er vom Wasser der Quelle des Lebens getrunken hatte, gehörte er zu den relativ Unsterblichen. Seitdem alterte und erkrankte er nicht mehr. Gegen Gewalteinwirkungen jeglicher Art war er jedoch nicht gefeit; sie konnten bei ihm natürlich zum Tod führen.
    Und richtig, im Saal des Wissens traf er auf den uralten Zauberer mit den ewig jungen Augen. Er trug eine weiße Kutte und einen roten Schultermantel. Die langen Haare und der bis auf die Brust reichende Bart wirkten verfilzt. Im Gürtel, der aus einer zusammengebundenen Kordel bestand, steckte eine goldene Sichel.
    »Hallo, Merlin«, begrüßte Zamorra ihn.
    Merlin Ambrosius sah seinen Besucher aus geröteten Augen an und sagte kein Wort. Er schien den Parapsychologen nicht zu erkennen. Dann blickte er langsam und wie sezierend auf Zamorras rechte Hand.
    Fast eine Minute lang. Dabei versuchte er einige Male vergebens, zu reden. Doch kein verständliches Wort entrang sich seiner Kehle.
    Schließlich fragte er mit heiserer Stimme: »Was ist mit deiner Hand passiert, Asmodis? Sie ist so normal!«
    Zamorra bemerkte voller Entsetzen, dass Merlins Zustand sich verschlechtert hatte. Und diesen hilflosen, alten Mann wollte er nach dem Geheimnis der Zeitlosen befragen?
    ***
    Erinnerungen quälten ihn. Lange vergessen gewähnte Gedankenbilder einer vergangenen Zeit. Einer Zeit, in der er sich wohl gefühlt hatte. Nicht so, wie in diesen schweren Tagen! Er stellte sich die Frage, ob ihn die Erinnerungen geistig zerstören sollten. Vielleicht sollten sie ja auch helfen, damit er alles leichter ertrug? Er wusste es nicht.
    Trotzdem flüchtete er sich in diese Gedankenbilder. Er saugte sie regelrecht auf.
    Das war Merlins erste Vision:
    Er befand sich wieder in Brocelian-de. Diesmal wurde er nicht von Asmodis begleitet, unterhielt sich nicht mit seinem Bruder. Er befand sich allein hier.
    Aber das stimmte nicht.
    Er war nie allein, wenn er den Zauberwald aufsuchte. Denn hier wimmelte es doch von magischem Leben aller Art. Aber ein Geschöpf fiel ihm sofort auf.
    Ein junges Mädchen mit blondem Haar ritt nackt auf einem Einhorn durch den Wald. Sie jagte das wunderbare, weiße Tier mit den leuchtenden Augen verspielt über die Pfade und über die Lichtungen. Andere Einhörner gesellten sich hinzu. Sie neckten sich, lieferten sich Hetzjagden.
    Merlin empfand die unbändige Lebensfreude dieser herrlichen Geschöpfe. Und er empfand den Spaß, das unbeschwerte Vergnügen, das das blonde Mädchen dabei hatte.
    Es mochte etwa 15 Jahre zählen oder wenig mehr.
    Unwillkürlich seufzte Merlin. So wenig Zeit blieb ihm noch, und ihr…
    Dem Mädchen mit den unglaublichen magischen Fähigkeiten, hatten Zamorra und Nicole den Namen Eva gegeben, weil die Blonde sich an ihren wirklichen Namen nie erinnern konnte, wenn sie in eine neue Phase ihres Daseins eintrat. Eines Daseins, wie es das nie zuvor im Multiversum gegeben hatte.
    Schließlich hielten die Einhörner in ihrem Spiel inne. Eva sprang vom Rücken ihres Einhorns, sprach zu ihm, klopfte ihm den Hals, streichelte das Fell und berührte es mit den Lippen. Eine Hand strich Schweißflocken von Hals und Flanken des Tieres. Das Einhorn stupste Eva sanft mit den Nüstern gegen Schulter und Rücken.
    Sie lachte hell auf, wirbelte um ihre eigene Achse und zog das Einhorn am Schweif. Das Tier keilte spielerisch aus, natürlich ohne sie zu treffen. Eva ließ los und machte einen Überschlag rückwärts. Ein anderes der Einhörner zupfte an ihren Haaren. Sie kreischte auf, lachte wieder. Dann jagten die Tiere im Galopp davon und

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